Eine besondere Ehre: das Poesiealbum

Vielleicht weißt du gar nicht  so genau, was ein Poesiealbum ist? Heute gibt es aber immer noch vorgedruckte Bücher, in die man seine Hobbys, Lieblingstiere und beste Freunde eintragen kann und die man  in der Klasse herumgehen lässt. Diese Bücher heißen dann "Freundebücher" und sie werden meistens in der Grundschule herumgereicht. Auch in den 50er und 60er Jahren waren solche Alben beliebt, nur sahen sie da noch ein bisschen anders aus und hatten eine andere Bezeichnung.

Das Poesiealbum

Ein Poesiealbum ist ein kleines Büchlein, in das Verse mit meist guten Wünschen hinein geschrieben werden. Gerne verziert man diese Verse noch mit besonders schönen Zeichnungen oder auch mit so genannten Glanzbildchen. Kinder gaben dieses Buch gerne an Freundinnen und Freunde und an Mitschüler weiter. Doch auch Eltern, Geschwister und Lehrer durften sich verewigen.

Immer wieder die gleichen Sprüche

Die Sprüche wiederholten sich, man kann sich dann viele Jahre später noch daran erinnern.  Es gab ganze Sammlungen, aus denen man dann einen Sinnspruch wählte, der auf die betroffene Person besonders gut passte oder den man selbst schön fand. Ganz wichtig war eine schöne Schrift. Zu einer Zeit, in der man ja noch nichts mit dem Drucker ausdrucken konnte, musste alles perfekt ins Reine geschrieben werden. Das begeisterte nicht jeden.

Ja keine Fettflecken

Da die meisten älteren Poesiealben keine Zeilen vorgaben, wurden mit Bleistift feine Linien vorgezeichnet und dann der Sinnspruch mühsam und mit Schönschrift eingetragen. Und wehe, es hat sich ein Tintenklecks oder Fettfleck eingeschlichen. Das warf dann kein gutes Licht auf den jeweiligen Verfasser oder die Verfasserin.

In den 50er Jahren wurde diese alte Tradition der Poesiealben wieder aufgegriffen. Während allerdings in den Jahrhunderten zuvor meist Erwachsene sich dort verewigten, so wurde das Poesiealbum zu einer Sache der Kinder. Und es war ein großer Vertrauensbeweis, sich in einem solchen Album verewigen zu dürfen. Und wer sich dieses Vertrauens nicht würdig erwies - sei es durch zu langes Hinhalten oder gar Beschmutzen - konnte sicher sein, bei weiteren Einträgen nicht mehr berücksichtigt zu werden. Jeder hatte zum Eintragen meist nur eine Seite. Rechts stand dann der Sinnspruch und links kam die Deko hin. Die Idee des Poesiealbums gab es bis in die 90er Jahre, dann wurde sie von den vorgedruckten Freundebüchern abgelöst.

Hier ein paar Beispiele für beliebte Sprüche, die man ins Poesiealbum schrieb. Falls du doch mal etwas eintragen musst. Oder du denkst dir selbst etwas aus.

Ein Körbchen voll Rosen, zwei Täubchen dazu,
das Liebste von allen bist nur du.

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Rosen, Tulpen, Nelken,
alle drei verwelken,
aber wie das Immergrün
soll stets unsere Freundschaft blühn.

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Sei nicht wie das Veilchen im Moose:
sittsam, bescheiden und rein.
Du kannst ruhig wie die Rose
ein bisschen stachelig sein.

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Bleibe lustig, bleibe froh
wie der Mops im Paletot.
Unsere Freundschaft endet nicht,
eh' der Mops französisch spricht!