Wolfgang Borchert und "Draußen vor Tür"

Wolfgang Borchert ist einer der bekanntesten Autoren einer Literatur, die man auch als "Trümmerliteratur" bezeichnet. Doch was soll das sein?

Trümmerliteratur?

Die Literatur der frühen Nachkriegszeit bezeichnet man oft als Trümmerliteratur. Einmal deshalb, weil sie auf dem Hintergrund der kompletten Zerstörung, inmitten der Ruinen der Städte und inmitten von Schutt und Asche, verfasst wurde. Doch nicht nur die Häuser lagen in Trümmern, auch die Träume und die Ideale vieler Menschen waren zerschlagen. Man spricht manchmal auch von der Literatur des "Kahlschlags".

Kleines Werk mit großer Bedeutung

Das Werk von Wolfgang Borchert ist schmal. Er wurde nur 26 Jahre alt. Trotzdem ist es von großer Bedeutung. Sein Drama "Draußen vor der Tür" spiegelte nicht nur das Gefühl vieler Menschen in Deutschland nach dem Krieg, es wird heute noch vor allem in Schulen gerne gelesen, um diese Zeit Schülern näher zu bringen.

Wolfgang Borchert

Eigentlich wollte Wolfgang Borchert (1921-1947) Schauspieler werden. Doch dann kam der Krieg dazwischen und Borchert musste wie viele andere Männer seiner Generation in den Krieg ziehen und wurde an die Ostfront geschickt. Hier fiel er des Öfteren durch kritische Äußerungen zum Nationalsozialismus auf und wurde deshalb in Haft gesteckt. Der Krieg hatte ihn schwer gezeichnet. Er wurde krank und diese Krankheiten machten sich auch nach dem Krieg bemerkbar.

Draußen vor der Tür

In der Zeit von 1946 bis 1947 schrieb er zuerst Kurzgeschichten. Schon hier waren seine wichtigsten Themen der Krieg, die Nachkriegszeit, das Grauen und der Tod. Dann schrieb er innerhalb einer Woche das Drama "Draußen vor der Tür", mit dem er weltberühmt werden sollte. Doch er erlebte die Uraufführung seines Stückes persönlich nicht mehr. Borchert starb am 20. November 1947 an den Folgen seiner Krankheit. Ein Tag später wurde "Draußen vor Tür" das erste Mal auf einer Bühne gespielt. Im Februar 1947 war es allerdings auch schon als Hörspiel zu hören. Worum geht es in dem Stück?

Draußen vor der Tür: Inhalt

"Draußen vor der Tür" spielt an nur einem einzigen Abend kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, in Hamburg an den Landungsbrücken von St. Pauli. Ein gewisser Beckmann - der Vorname des Mannes wird nicht genannt - kehrt verletzt aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück. Seine Frau hat mittlerweile einen anderen Mann und setzt Beckmann einfach vor die Tür. Er versucht, sich durch einen Sprung in die Elbe zu töten, überlebt den Selbstmordversuch allerdings.

Beckmann fühlt sich schuldig

In der Folge trifft er auf verschiedene Personen, mit denen er zwar ins Gespräch kommt, die ihm aber nicht wirklich helfen. Immer wieder rückt die Frage der Schuld in den Mittelpunkt. Beckmann fühlt sich schuldig am Tod von Menschen. Doch als er versucht, seinen ehemaligen Vorgesetzten mit dieser Schuld zu konfrontieren, lacht dieser ihn aus. Was Beckmann auch versucht, er scheitert. Er fühlt sich allein gelassen, einsam und verzweifelt. Auch Gott, dem er ebenfalls begegnet, kann ihm nicht helfen.

Beckmanns Schicksal war das Schicksal vieler

Beckmanns Schicksal, das Wolfgang Borchert so eindrucksvoll in "Draußen vor der Tür" schildert, war das Schicksal vieler Kriegsheimkehrer. Deshalb wurde es wohl auch ein so großer Publikumserfolg, denn es traf "den Nerv der Zeit". Endlich fanden die vielen eine Stimme, die vorher keine besaßen.

Literatur-Kritiker meinen, Borchert hätte es literarisch besser machen können. Vielleicht ist es tatsächlich so. Trotzdem hat Borchert mit "Draußen vor der Tür" ein beeindruckendes Zeugnis über eine Zeit abgelegt, in der der Verlust und die Einsamkeit die Grundstimmung vieler Menschen waren. Das ist und bleibt ein Verdienst dieses einzigartigen Dramas und dieses so jung verstorbenen Dichters.

Kurzzusammenfassung "Draußen vor der Tür" als Video:

Eine Zusammenfassung für alle, die sich einen schnellen Zugang zur Weltliteratur wünschen: "Draußen vor der Tür" von Wolfgang Borchert [ © Sommers Weltliteratur to go ]