Architektur: Von Brutalismus und Dekonstruktivismus

Architektur der 60er, 70er und 80er Jahre

Wie baute man in den 1960er Jahren? War alles hässlich und grau? Und was änderte sich in der Architektur der 1970er und 1980er Jahre? Eine Zusammenfassung, einfach erklärt, gibt Aufschluss über die verschiedenen Strömungen und Entwicklungen.
 

Großsiedlungen

Das dringendste Problem in den 60er Jahren war es immer noch, Wohnraum zu schaffen. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg war so viel zerstört worden, dass viele Wohnungen fehlten.

So entstanden auch in den 60er und bis in die 70er Jahre immer noch viele Siedlungen am Rande der Städte. Ein bekanntes Beispiel ist die Gropiusstadt in Berlin, die zwischen 1962 und 1975 erbaut wurde und etwa 18.500 Wohnungen umfasst. Geplant wurde sie von Walter Gropius, dessen Namen sie dann auch erhielt.

In den Hochhäusern lebten zunächst vor allem Angehörige der Mittelschicht. Diese orientierten sich jedoch in den 70er Jahren zunehmend um und zogen in Reihenhäuser oder bauten Eigenheime, gerne etwas außerhalb der Städte. Es kam zur Stadtflucht, die Einwohnerzahlen der Städte sanken.
 

Viel Beton: Brutalismus

Brutalismus - das hört sich nicht gerade freundlich an. Es bezeichnet einen Architekturstil, der ab Mitte der 50er und bis in die 70er Jahre hinein oft verwendet wurde. Dabei benutzten die Architekten neben Glas und Stahl als Materialien besonders gerne Beton.

Mit "brutal" hat der Name gar nichts zu tun: "beton brût" ist aus dem Französischen und bedeutet Sichtbeton. Dieser Beton wird nicht verputzt oder verblendet. Viele Rathäuser und Jugend- oder Freizeitzentren aus dieser Zeit wurden so gebaut.

Heute empfinden viele diese Architektur als hässlich. So mancher Bau wurde sogar gesprengt und abgerissen.
 

Strukturalismus

Gegen die Sachlichkeit und Nüchternheit, die das Neue Bauen mit sich gebracht hatte, richtete sich die Stilrichtung des Strukuralismus. Auch sie begann in den 50er Jahren. Die Struktur ist das wesentliche Prinzip dieser Richtung.

Die Architekten schufen mit ihren Bauten bestimmte Strukturen. Häufig wurden bestimmte Raummodule in vielfältiger Weise miteinander verknüpft. Aldo van Eyck aus den Niederlanden oder Kenzo Tange aus Japan sind Vertreter dieser Stilrichtung.
 

Postmoderne Architektur

Postmoderne Bauten entstanden ab den 60er Jahren in den USA und in Westeuropa vermehrt ab den 80er Jahren. Ihre Architekten griffen auf verschiedenste ältere Elemente zurück und verbanden diese miteinander. Ihr Ziel war es nicht, die Tradition zu überwinden (wie es die "Moderne Architektur" der 20er Jahre wollte), sondern auf sie zurückzugreifen.

Man besann sich auf alte Traditionen und Vorbilder. Die Funktion war nicht mehr so wichtig, dafür die Fantasie und Überraschung. Der Architekt bediente sich älterer Formen, verband diese aber zu neuen Formen, entfremdete sie oder brach sie ironisch. Er griff dabei nicht nur auf die vergangenen Stile seiner eigenen Herkunft zurück, sondern weltweit.

Gerne verwendet wurden bunten Farben und Glas. Beton war nicht mehr sichtbar wie im Brutalismus.
 

Minimalismus

Klare, geometrische Formen waren stilbildend für die moderne Architektur der 20er und 30er Jahre. Seit den 60er Jahren war diese Art des Bauens wieder im Kommen.

Sie steht im Gegensatz zum Dekonstruktivismus (siehe unten). Neben Weiß wird auch gerne Grau oder Beige verwendet. Auch heute wird gerne minimalistisch gebaut.
 

Dekonstruktivismus

Dieser Stil entstand ab den 80er Jahren und wurde auch in den 90er und 2000er Jahren noch gerne verwendet. Geometrische Formen werden von den Architekten verändert, sodass "schiefe" oder "eingedrückte" Bauten entstehen. Sie wirken oft, als würden sie bald einstürzen.

Es gibt keine Ordnung oder Reihung und keine Symmetrie. Das ist das wichtigste Merkmal des Dekonstruktivismus.

Bekannte Vertreter sind  Frank Gehry, Daniel Libeskind, Peter Eisenman, Zaha Hadid und die österreichische Architektengemeinschaft Coop Himmelb(l)au.