LPG - Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft

Was ist eine LPG?

Die Landwirtschaft spielte für die DDR-Ideologie eine nicht unbedeutende Rolle, denn die DDR verstand sich ja als Arbeiter-und-Bauern-Staat, in dem die Bauern zusammen mit den Arbeitern die Herrschaft ausüben sollten.
 

Bodenreform

Nicht nur Fabriken oder große Unternehmen wurden verstaatlicht (VEB). Auch der Grund und Boden der Bauern wurde ihnen genommen. Man führte eine Bodenreform durch, und zwar schon gleich nach Kriegsende, 1945 bis 1946.

Alle Großgrundbesitzer mit mehr als 100 Hektar Fläche (davon gab es östlich der Elbe besonders viele) sowie alle, die als Kriegsverbrecher und aktive Mitglieder der NSDAP eingestuft waren, wurden enteignet. Sie erhielten keine Entschädigung.

Ein kleinerer Teil des neu verteilten Landes kam aus staatlichem oder kommunalem Besitz, gehörte also zuvor dem Staat oder einer Gemeinde. Insgesamt wurden 35 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche neu verteilt.
 

Neubauern und Volkseigene Güter

Das Land wurde neu verteilt, und zwar überwiegend in kleinen Zuteilungen von bis zu 5 Hektar Größe. Der Durchschnitt betrug 10 Hektar. Das aber waren unwirtschaftliche Größen. Die neuen Eigentümer nannte man Neubauern.

Ihnen fehlte es oft an Erfahrung und auch an der technischen Ausstattung. Einen Teil des neu vergebenen Bodens erhielten Volkseigene Güter, die in staatliches Eigentum übergingen.
 

Kollektivierung der Landwirtschaft

1952 beschloss die SED, Genossenschaften zuzulassen. Man nennt das auch Kollektivierung der Landwirtschaft. In der DDR wurde dieser Begriff jedoch nicht benutzt, man sprach von der Bildung von Genossenschaften oder "Vergesellschaftung der Produktionsmittel". Bisherige private Betriebe wurden dabei durch staatliche Organisation zu Großbetrieben zusammengeschlossen. Nicht nur Bauern, auch Landarbeiter ohne Besitz, konnten der LPG beitreten.

Diese Genossenschaften hatten gemeinsamen Besitz. Dazu gehörten Maschinen oder der gesamte Betrieb mit Vieh und Gebäuden. Das Land, das der Bauer in die LPG einbrachte, gehörte ihm zwar rechtlich weiterhin, doch er räumte der LPG dessen Nutzung ein.

Mit der Produktion von Landmaschinen kam man gerade in den 1950er Jahren nicht nach. Die vorhandenen Maschinen deckten den Bedarf nicht. So half man sich vielfach weiter, indem man Eigenbautraktoren konstruierte: Traktoren, die man aus verschiedenen vorhandenen Bauteilen selber zusammensetzte. An Maschinen-Traktoren-Stationen konnten außerdem Landmaschinen ausgeliehen werden, sodass nicht jeder Betrieb eigene Maschinen besitzen musste.
 

Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften: LPG

Man nannte die Genossenschaften Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften, kurz LPG. Auf die Bauern wurde Druck ausgeübt, sich einer LPG anzuschließen.

1960 wurde die Kollektivierung im "Sozialistischen Frühling" zwangsweise abgeschlossen. Es gab nun mehr als 19.000 LPGs, die zusammen 84 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche bewirtschafteten.

Das übrige Land wurde weiterhin von Privatbauern bewirtschaftet. Diese mussten jedoch viele Nachteile hinnehmen, während Mitglieder der LPG Urlaub in LPG-eigenen Ferienheimen machen konnten, geregelte Arbeitszeiten hatten und besser verdienten.
 

Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion: KAP

In den 1960er Jahren wurden viele LPG wiederum zusammengeschlossen, sodass ihre Zahl bis 1970 auf 9000 sank. Betrieben mehrere LPGs gemeinsam Feldproduktion, wurden sie zu einer KAP, einer Kooperativen Abteilung Pflanzenproduktion. Damit trennte man die Viehwirtschaft von der Feldwirtschaft ab.

Die KAP spezialisierten sich meist auf ein oder zwei Produkte und produzierten dann z. B. nur Kartoffeln. Die Betriebsflächen wurden enorm vergrößert, ihr Durchschnitt lag 1975 bei mehr als 4000 Hektar. Zu diesem Zeitpunkt begann man erneut mit einer Umwandlung: die KAP wurden wieder zu LPGs mit dem Zusatz (P) für Pflanzenproduktion, also LPG (P), außerdem gab es die VEG (P), also Volkseigene Güter mit Schwerpunkt Pflanzenproduktion.
 

Industrialisierung der Landwirtschaft

Das oberste Ziel in den 1970er und 1980er Jahren wurde die Industrialisierung der Landwirtschaft. Die Lebensbedingungen der Landbevölkerung sollten denen der Menschen in der Stadt angeglichen werden. Dazu gehörte auch die oben genannte Spezialisierung. Ab den 1970er Jahren wurden außerdem vermehrt Dünger und Pflanzenschutzmittel eingesetzt, was für die Umwelt schädlich war.
 

Kurskorrekturen in den 1980er Jahren

Die Unüberschaubarkeit der riesigen Betriebe sowie die Trennung von Tier- und Pflanzenproduktion stellten sich schließlich als wenig wirtschaftlich heraus. Ab 1981 nahm man darum einen Kurswechsel vor. So sollten die Landarbeiter z. B. wieder näher an ihrem Heimatort eingesetzt werden.