Künstler machen Druck

Opposition von Künstlern in der DDR

Künstler hatten in der DDR ein staatlich gesichertes Einkommen und somit keine Existenzsorgen. Allerdings galt dies nur, so lange ihre Kunst nicht vom vorgegebenen Kurs der SED abwich.

Wer sich weigerte, den Vorgaben des Ministeriums für Kultur zu folgen oder sich systemkritisch äußerte, durfte seine Werke nicht mehr veröffentlichen.
 

Kahlschlag 1965

Kurzzeitig hatte der Staat den Künstlern ab 1963 mehr Freiheiten zugestanden. 1965 jedoch erfolgte wieder eine Wende in der Kulturpolitik: Kritische Künstler wie der Sänger Wolf Biermann oder der Schriftsteller Stefan Heym wurden heftig kritisiert.

Zahlreiche Auftritte, Aufführungen und Veröffentlichungen wurden verboten. Die Zensur griff wieder hart durch. Auch Filme unterlagen der staatlichen Kontrolle.
 

Ausbürgerung Wolf Biermanns

Als sich der Liedermacher Wolf Biermann im November 1976 zu einer Tournee in der Bundesrepublik aufhielt, beschloss das Politbüro der DDR seine Ausbürgerung. Die Entscheidung wurde damit begründet, dass sich Biermanns Programm gegen die DDR und den Sozialismus richte.

Schon Ende der 1950er Jahre war Biermann mit seinen kritischen Texten ins Visier des Staates geraten. 1963 wurde er aus der SED ausgeschlossen, 1965 erhielt er ein totales Auftritts- und Veröffentlichungsverbot. Mit der Zwangsausbürgerung gegen seinen Willen wurde Biermann einer der bekanntesten Dissidenten der DDR.
 

Kulturpolitische Krise nach Biermanns Ausbürgerung

Der Protest war riesig, in West und Ost. Zwölf Schriftsteller aus der DDR appellierten schon am Tag nach der Ausbürgerung an die DDR-Führung, die Ausbürgerung zurückzunehmen. Ihrer Erklärung schlossen sich 100 weitere Künstler an. Daraufhin wurden Schikanen gegen sie noch verschärft.

Der Schriftsteller Stefan Heym etwa durfte nun nichts mehr veröffentlichen. Andere Künstler folgten Biermann in den Westen, darunter noch 1976 die Schauspielerin Eva-Maria Hagen, Lebensgefährtin Biermanns, und ihre Tochter Nina sowie die Schauspielerin Katharina Thalbach, 1977 u. a. Manfred Krug und Reiner Kunze.
 

Ausschluss aus dem Schriftstellerverband

Zum 7. Juni 1979 wurden neun DDR-Autoren aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Sie hatten gegen die Verurteilung ihres Kollegen Stefan Heym protestiert. Der war verurteilt worden, weil er einen Roman im Westen veröffentlicht hatte - in der DDR durfte er nichts mehr veröffentlichen, nachdem er gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann protestiert hatte.

In einem offenen Brief an Erich Honecker verliehen die Unterzeichner zudem ihrer Besorgnis über die unterdrückende Kulturpolitik der DDR Ausdruck. Nun wurden Heym und acht weitere Autoren aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen: Kurt Bartsch, Adolf Endler, Karl-Heinz Jakobs, Klaus Poche, Klaus Schlesinger, Rolf Schneider, Dieter Schubert und Joachim Seyppel. Weltweit erhob sich Protest gegen dieses Verfahren.
 

Kritische Liedermacher

Gerade unter den Liedermachern gab es neben dem bekannten Biermann weitere kritische Stimmen. Bettina Wegner z. B. erhielt ebenfalls Auftrittsverbot und wurde unter Druck gesetzt. Heimlich konnte sie noch einige Male auftreten. Ihr Name stand nicht auf Plakaten, das Konzert wurde nur von Mund zu Mund bekannt.

1983 zog Bettina Wegner nach West-Berlin, um einer Ausbürgerung zuvorzukommen. Auch Stephan Krawczyk hatte ab 1985 Auftrittsverbot und musste die DDR 1988 verlassen.
 

Biermann bei Robert Havemann

Es wurde Wolf Biermann 1982 unter strikten Auflagen erlaubt, den mit ihm befreundeten und bereits todkranken Dissidenten Robert Havemann zu besuchen. Dabei entstand eine Videobotschaft, die, in der Bundesrepublik ausgestrahlt, ein Hoffnungsschimmer für viele Oppositionelle wurde.

Stephan Krawczyk singt vom Wider Stehen

Liedermacher Stephan Krawczyk gehörte zu den Künstlern der Opposition