Was ist eine Burschenschaft?

Reserveoffiziere hatten gute Berufsaussichten

Um in der wilhelminischen Gesellschaft etwas werden zu können, mussten Männer sich an bestimmte Regeln halten. Nur so fand ein junger Mann einen guten Posten in der Verwaltung, in der Wirtschaft oder in der Industrie. Er sollte Reserveoffizier sein, wollte er in seinem Leben Erfolg haben. Ein Reserveoffizier hatte in der Armee eine Ausbildung gemacht, ging dann einem normalen Arbeitsleben nach, stand aber bei Bedarf für die Armee zur Verfügung.

Viele junge Männer traten deshalb in eine Burschenschaft ein. Das verbesserte ihre Berufsaussichten. Auch heute gibt es übrigens noch Burschenschaften. Eine Zeit lang wurde der Begriff "Burschenschaft" genauso verwendet wie "Studentenschaft".

Was ist eine Mensur?

Sehr wichtig für viele Burschenschafter war das Schlagen der Mensur. Was ist das? Man kämpfte mit schweren Säbeln gegeneinander, bis endlich Blut floss. Gerne schlug man hierbei auch in das Gesicht des Gegners, so dass dieser offensichtlich schwere Narben davon trug. Das war auch beabsichtigt, denn jeder sollte sehen, dass man sich geschlagen hatte, eine solche Mensur, so hieß die Narbe, war nämlich sehr ehrenhaft für den Träger und wurde deshalb bewundert.

Die "Wacht am Rhein"

Ein beliebtes Lied der Burschenschafter war die "Wacht am Rhein":

Es braust ein Ruf wie Donnerhall wie Schwertgeklirr und Wogenprall:

Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein.

Wer will des Stromes Hüter sein?

Refrain:
    Lieb Vaterland magst ruhig sein,
    lieb Vaterland magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!

Auch wenn der Nationalismus viele Burschenschafter kennzeichnete, waren die politischen Ansichten innerhalb der Burschenschaft doch recht breit gestreut. Zur Zeit des Kaiserreiches gründete man auch übergeordnete Verbände wie die Deutsche Burschenschaft oder den Allgemeinen Deutschen Burschenbund.


Blick zurück

Waren die Burschenschaften ursprünglich revolutionär und kämpften gegen die bestehende Ordnung, dachten freiheitlich und  setzten sich radikal für die deutsche Einheit ein, so änderten sich im Kaiserreich ihre Ziele. Das wichtigste Ziel - die Reichseinigung - war ja 1870/71 erreicht worden.
So waren die meisten Burschenschaften im Kaiserreich national und antisemitisch eingestellt. Der ursprünglich freiheitliche und auch revolutionäre Gedanke der Burschenschaften musste sehr oft dem nationial-konservativen Gedanken Platz machen. Es war also für die Mitglieder wichtig, deutsch zu sein und Juden wurden ausgeschlossen.