Kinderkleidung zur Kaiserzeit

Der gesellschaftliche Stand entschied über die Kleidung

Für Kinder galt dasselbe wie für die Erwachsenen: Die Mode unterschied sich je nach Stand und Geldbeutel der Eltern. Schon an der Kleidung sollte deutlich zu erkennen sein, zu welcher Gesellschaftsschicht das Kind gehörte.

Arme Kinder trugen oft keine Schuhe

Die ärmeren Kinder um 1900 trugen Kleidung, die möglichst strapazierfähig sein musste. Oft hatten sie gar keine Schuhe oder nur Holzpantinen an. Schuhe waren für ärmere Leute oft der pure Luxus.

Mädchen trugen meist dunkle Kleider und dazu dunkle Strümpfe. Doch wie in der Frauenmode gab es auch Kleider mit Spitzen und Rüschen, wenn man sich herausputzte. Weiße Söckchen zierten die Knöchel der Jüngsten, überhaupt war Weiß neben Schwarz eine wichtige Farbe. Warum? Weiß ist die Farbe der Reinheit und der Kindheit, zeigt aber gleichzeitig auch Reichtum. Wer konnte sich das Waschen von weißen Kleidern leisten? Die Kleidung der ärmeren Kinder sah oft wochenlang keinen Waschzuber, man hatte keine große Auswahl und die Hauptfarbe war hier wohl irgendwann ein Grau. Wer weiß trug, durfte weder spielen noch sich schmutzig machen.

Der Hit der Zeit - der Matrosenanzug

Ab 1910 wurde auch der Matrosenanzug immer beliebter. Zu diesen Zeitpunkt ging man im Deutschen Reich dazu über, eine verstärkte Flottenpolitik zu betreiben. So wollte man möglichst früh schon die Jüngsten für die Flotte begeistern. Auf vielen Fotos der Zeit siehst du deshalb Kinder in Matrosenuniformen, das fing schon bei den Kleinsten an. In abgewandelter Form trugen die Uniform übrigens auch Mädchen, dann mit einem runden statt einem spitzen Kragen und mit einem blauen oder weißen Rock, also den Marinefarben.

Praktische Kleider für Kinder

Um 1900 entstand eine Bewegung, ähnlich wie bei den Reformkleidern der Frauen, die verlangte, dass man Kinder nicht mehr so herausputzen sollte. So betraten Kinder noch um 1900 - falls sie denn aus der so genannten "besseren Gesellschaft stammten" - die Straße keinesfalls ohne Hut. Beim Spielen ist das ziemlich unpraktisch.

"Knickerbocker"

Auch Kinder sollten praktischer gekleidet werden. So wurde die Kindermode sportlicher und bequemer. Modern wurden Pumphosen und so genannte Breeches. Das ist das, was wir heute unter "Knickerbocker" kennen, halblange Hosen, die bis unters Knie reichen und dort zusammengebunden werden. Dazu gab es meist eine Jacke, die halblang war.

Kinderkleidung zur Kaiserzeit

In diesem Video siehst du, wie Kinder zur Kaiserzeit angezogen waren.

Die Kinderkleidung um die Jahrhundertwende war sehr unterschiedlich. Jungen trugen meist Knickerbocker und darunter Wollstrümpfe, Mädchen häufig Kittelschürzen. Die Haaren waren geflochten oder wurden an Festen offen getragen. [ © Haus des Dokumentar- films, Stuttgart ]

Herzlichen Dank an das Haus des Dokumentarfilms in Stuttgart, das uns freundlicherweise das Filmmaterial zur Verfügung gestellt hat.

Schürzenkleider

Kleine und jüngere Mädchen trugen meist Hängerkleidchen und Blusenkleider. Auch bei den Mädchen wurden Kleidung aus schweren Stoffen und unpraktische Verzierungen ab 1900  mehr und mehr abgelehnt. Die Jungmädchenkleidung fiel meist weit aus und praktische Schürzen- oder Kittelkleider tauchten auf. Darüber trugen die jungen Damen auch mal einen Mantel.

Pflegeleicht

Während man vor 1900 noch auf schwer zu pflegende Stoffe zurückgegriff, wurden jetzt Materialien bevorzugt, die sich gut waschen ließen, wie Baumwolle. Doch auch wenn die Kleidung einfacher wurde und damit auch die Standesunterschiede ein Stück weit schwanden, begann man auch in der Reformmode für Kinder wieder Modelle zu entwickeln, die nur die Reichen kaufen konnten.