Rudolf Heß: Verehrung pur

Strenger Vater und ungeliebter Beruf

Geboren wurde Rudolf Heß 1894 in Ägypten.  Diese Tatsache förderte allerdings wenig die Weltoffenheit des späteren Nationalsozialisten. Englisch lernte er nicht - obwohl Ägypten zum Zeitpunkt seiner Geburt unter englischer Verwaltung stand. Seine Bildung erhielt er über einen Hauslehrer, der ihn und seinen Bruder unterrichtete.

Es heißt, dass sein Vater ziemlich streng gewesen sei und Rudolf und sein Bruder fürchteten ihn sehr. Sein Vater wollte unbedingt, dass der junge Rudolf den Beruf eines Kaufmanns ergreifen sollte. Um dem ungeliebten Beruf zu entgehen, meldete Heß sich freiwillig im Ersten Weltkrieg zum Kriegsdienst an und begeisterte sich für den Krieg bis zum Kriegsende. Wie viele andere verurteilte er den Vertrag von Versailles.

Erster Kontakt zu den Nationalsozialisten

Nach dem Krieg begann Rudolf Heß in München zu studieren und kam zum ersten Mal auch mit nationalistischen Kreisen in Kontakt. Er lernte Ernst Röhm und Heinrich Himmler kennen. 1920 traf er zum ersten Mal Adolf Hitler, den er von Anfang an verehrte. Aufgrund seiner Begeisterung für Hitler legte er auch den Grundstein für den späteren Führerkult, die kritiklose Verehrung von Adolf Hitler. Dieser Kult ging wohl so weit, dass selbst überzeugte Nationalsozialisten sich abwandten, weil ihnen diese Form von Verehrung zu weit ging.

Haft in Landsberg gemeinsam mit Hitler

Gemeinsam mit Hitler saß Rudolf Heß nach dem Hitlerputsch 1923 in Haft in Landsberg. Dort diktierte ihm Hitler sein Werk "Mein Kampf". Hier entstand wohl eine enge Bindung zwischen den beiden, wodurch Heß zu einem der wichtigsten Vertrauten Adolfs Hitlers wurde.

Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, war Heß zunächst Reichsminister ohne einen Geschäftsbereich und wurde zum Obergruppenführer der SS ernannt. Bei der Entmachtung der SA und ihres Stabschefs Ernst Röhm war Heß beteiligt. Ab 1935 wurde er Stellvertreter des Führers. Daran zeigte sich, wie sehr ihn Hitler schätzte.
Heß unterschrieb die meisten der Verordnungen, die das Leben der Juden in Deutschland betrafen.

Heß in England

Am 10. Mai 1941 tat Rudolf Heß etwas sehr Ungewöhnliches. Er flog mit einem Flugzeug nach England, um mit den Engländern über den Frieden zu verhandeln. Ob er dies aus eigenem Antrieb getan hat - was wahrscheinlich ist - oder mit Wissen von Adolf Hitler, war bei den Historikern lange Zeit umstritten. Heute geht man davon aus, dass Heß die Engländer zu Verbündeten machen wollte, so wie es Hitler ursprünglich geplant hatte, um mit England gemeinsam gegen die Sowjetunion vorzugehen.

Hitler selbst fand den Alleingang seines Stellvertreters wohl nicht gut. Heß wurde von den Engländern in Haft gesetzt und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war Heß einer der Angeklagten der Nürnberger Prozesse, in denen sich die wichtigsten Kriegsverbrecher ihrer Verantwortung stellen sollten.