Die Konferenz von Évian

Im Jahr 1938 war es auch im Ausland klar, dass es den Juden in Deutschland und Österreich schlecht ging und sie heftigen Verfolgungen ausgesetzt waren. Aus diesem Grund trafen sich im Zeitraum vom 6. Juli 1938 bis zum 15. Juli 1938 Vertreter aus 32 Ländern in dem Badeort Évian-les-Bains, einem Ort am Genfer See. Dazu kamen 39 Hilfsorganisationen, darunter auch viele jüdische Einrichtungen. Die Idee zu diesem Treffen hatte der damalige Präsident der Vereinigten StaatenFranklin D. Roosevelt. Ziel der Konferenz war es, die schwierige Auswanderungssituation der Juden aus Deuschland und Österreich zu regeln.

Viele Juden lebten in  der Hoffnung, diese Konferenz würde ihnen die Rettung bringen. Leider wurde diese Hoffnung nicht erfüllt.

Nur wenige Länder nahmen die Juden 1938 noch auf

Es gab wenige Länder, in die deutsche und österreichische Juden 1938 noch problemlos auswandern konnten. Und die meisten Länder versuchten, Flüchtlinge fern zu halten. Europa war unsicher, so warf man den Blick in Richtung Übersee. Auch die Einwanderung nach Palästina, das nach 1933 ein wichtiges Einwanderungsland für deutsche Juden gewesen war, stoppte seit 1936.

So schöpfte man Hoffnung, weil der amerikanische Präsident die Initiative für dieses Treffen ergriffen hatte. Doch schon bei der Einführung wurde klar: Einen Zwang, die Einwanderer aufzunehmen, würde es nicht geben.

"... von keinem Land erwartet oder gefordert wird, eine größere Anzahl von Emigranten aufzunehmen, als es seine Gesetzgebung erlaubt", hieß es schon in der Einladung.

Nur Mitleid, aber keine offenen Grenzen

So blieb es denn dabei, Mitleid mit den Flüchtlingen zu zeigen. Aber das war auch alles. Den Begriff "jüdische Flüchtlinge" nahm man ungern in den Mund. Trotz allen Mitleids wollte man am Ende doch die Grenzen nicht weiter öffnen. Viele der Juden aus Deutschland waren mittlerweile verarmt und die Aufnahmeländer wollten keine "armen Juden" aufnehmen. Der deutsche Staat erlaubte den jüdischen Auswanderern ja nicht, ihr Vermögen mitzunehmen. Kein Land war bereit, eine genaue Zahl zu nennen, wie viele Juden sie denn nun aufzunehmen gedachten.

Die Nationalsozialisten sahen sich auch noch bestätigt

So sahen sich die Nationalsozialisten am Ende  in ihrer antijüdischen Politik bestätigt, da auch die anderen Länder ja keine Juden wollten. Seit diesem Zeitpunkt war klar, eine "Zwangsauswanderung" der deutschen Juden würde es nicht geben. Damit war ebenfalls klar, es musste eine "Lösung" für das "Judenproblem" gefunden werden. Und das wurde am Ende gefunden. 


Blick voraus

Auch heute haben wir ein Flüchtlingsproblem. Viele Menschen aus Kriegsregionen müssen aus ihrer Heimat flüchten und wissen nicht wohin. Oft genug werden sie von Ländern aufgenommen, die selbst fast keinen Platz haben und wenig Möglichkeiten, so viele Menschen zu versorgen. Sie kommen aus Not und um ihr Leben und das Leben ihrer Familien zu retten. Doch vor allem die reichen Staaten weigern sich oft genug, diese Flüchtlinge aufzunehmen. Viele Menschen sterben so auf der Flucht oder leben unter menschenunwürdigen Bedingungen. Und wir schauen zu, auch heute.