Martin Niemöller

Martin Niemöller war ein evangelischer Pfarrer, der zu Beginn der NS-Zeit den Aufstieg Hitlers willkommen hieß. Seine Kritik richtete sich vor allem gegen den Kommunismus, den die Nationalsozialisten heftig bekämpften. Doch Niemöllers Haltung sollte sich bald ändern.

Martin Niemöller gründete den Pfarrernotbund

Schon 1933 rief Martin Niemöller auf, den Pfarrernotbund zu gründen, dem etwa ein Drittel aller deutschen Pfarrer beitraten. Auf diesem Notbund baute die Bekennende Kirche auf, die sich gegen eine Gleichschaltung der Evangelischen Kirche zur Wehr setzte. Sie stand als Gegenbewegung zu den "Deutschen Christen". Niemöller dachte am Anfang national und unterstützte Hitler. Erst im Laufe der Zeit entwickelte sich seine Kritik am Nationalsozialismus und 1935 kam es zur ersten Verhaftung des Pfarrers. Aus der Haft kam er allerdings wieder frei. 

Niemöller als Staatsfeind

Im Juli 1937 kam es zu einer erneuten Verhaftung Niemöllers, der sich nicht beirren ließ und von den Nationalsozialisten mittlerweile als Staatsfeind betrachtet wurde. Allein 40 Verfahren waren gegen ihn eröffnet worden. Die ganze Bekennende Kirche verstand man als staatsfeindlich. Niemöllers erster Haftort war das Konzentrationslager Sachsenhausen. Später kam er ins KZ Dachau. Er war so genannter "persönlicher Gefangener" Adolf Hitlers.

Niemöller richtete ein Gesuch an Adolf Hitler, wieder als U-Boot-Kommandant zu arbeiten, um Deutschland während des Krieges zu unterstützen. Überhaupt war Niemöller immer national eingestellt und hat sich auch immer wieder antisemitisch geäußert.  Doch während seiner Haftzeit erkannte er, dass die Kirchen zu wenig gegen den Nationalsozialismus getan hatten und somit auch Verantwortung für das Geschehene trugen.

Martin Niemöller hatte Glück und wurde gegen Kriegsende von den Amerikanern befreit.


Blick voraus

Erklärung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland gegenüber den Vertretern des Ökumenischen Rates der Kirchen vom 19. Oktober 1945

(Stuttgarter Schuldbekenntnis)   

"Der Rat der Evangelischen Kirche Deutschland begrüßt bei seiner Sitzung am 18. Und 19. Oktober 1945 in Stuttgart Vertreter des Ökumenischen Rates der Kirchen. Wir sind für diesen Besuch um so dankbarer, als wir uns mit unserem Volk nicht nur in einer großen Gemeinschaft der Leiden wissen, sondern auch in einer Solidarität der Schuld. Mit großem Schmerz sagen wir: Durch uns ist unendliches Leid über viele Völker und Länder gebracht worden. Was wir unseren Gemeinden oft bezeugt haben, das sprechen wir jetzt im Namen der ganzen Kirche aus: Wohl haben wir lange Jahre hindurch im Namen Jesu Christi gegen den Geist gekämpft, der im nationalsozialistischen Gewaltregiment seinen furchtbaren Ausdruck gefunden hat; aber wir klagen uns an, daß wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.
..

So bitten wir in einer Stunde, in der die ganze Welt einen neuen Anfang braucht: Veni creator spiritus!"


Quelle: H. Michaelis, E. Schrapler (Hg.): Ursachen und Folgen. Vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart, Bd. 23, Berlin o. J., S. 307 f.