Wie wird aus dem Deutschen Kaiserreich eine Republik?

Vom Kaiserreich zur Republik

1918 stand das Deutsche Reich nicht nur vor seiner militärischen Niederlage im Ersten Weltkrieg. Die Menschen litten an Hunger, Armut und Krankheiten. Millionen von Menschen waren gestorben – Soldaten genauso wie Menschen aus der Zivilbevölkerung, die an Hunger und Krankheiten litten.

Lebensmittel waren knapp, die Grippe und Tuberkulose forderten viele Todesopfer. Viele Männer kehrten gar nicht mehr heim oder waren Invaliden, denen ein Arm oder ein Bein fehlten.
 

Deutschland 1918 - ist der Erste Weltkrieg verloren?

Als die Niederlage offenkundig war, forderte die militärische Leitung der Deutschen, den Kriegsgegnern ein Waffenstillstandsgesuch anzubieten, was sie im Januar noch abgelehnt hatte. Die Regierung sollte auf eine parlamentarische Grundlage gestellt werden. Der amerikanische Präsident Wilson forderte indirekt die Abdankung des Kaisers.
 

Max von Baden

Der als liberal geltende Max von Baden wurde kurzerhand zum Reichkanzler ernannt und bot den Waffenstillstand an. Die Verfassung wurde geändert, das Deutsche Reich wurde mit dieser Reform vom 3. Oktober 1918 (Oktoberreform) zu einer parlamentarischen Monarchie. Die Macht des Kaisers sank.
 

Die Matrosen meutern

Nachdem sich Matrosen in Wilhelmshaven und Kiel geweigert hatten, noch einmal in den Krieg zu ziehen, der ja schließlich schon verloren war, weitete sich ihr Aufstand über das ganze Reich aus. Viele Arbeiter und Soldaten gingen in dieser Novemberrevolution auf die Straße. Sie forderten die Abdankung des Kaisers und die Schaffung einer Republik, also eines demokratischen Regierungssystems.

Um die Menschen zu beruhigen, gab Max von Baden eigenmächtig die Abdankung des Kaisers bekannt. Er übergab außerdem Friedrich Ebert von der SPD die Regierungsgeschäfte. Das war am Morgen des 9. November 1918. Das war das Ende des Deutschen Kaiserreichs. Aber was war das Deutsche Reich nun?
 

Ausrufung der Republik

Am Nachmittag rief erst Philipp Scheidemann von der SPD die Republik aus, womit eine parlamentarische Republik gemeint war. Wenig später tat es ihm Karl Liebknecht nach, allerdings rief er eine sozialistische Republik aus. Republik war nicht gleich Republik. Wohin der Weg führen sollte, war noch nicht klar.

Unten hörst du, wie Philipp Scheidemann die Republik ausrief:

Ausrufung der Republik

Philipp Scheidemann ruft die Republik aus.

Blick zurück

Seit dem Mittelalter wurde das Deutsche Reich – damals noch unter dem Namen Heiliges Römisches Reich deutscher Nation – von einem König bzw. einem Kaiser regiert. Nur einmal hatte es den Versuch gegeben, die Einheit der verschiedenen Staaten zu schaffen und aus Bayern, Baden, Preußen, Österreich und den vielen anderen Staaten eine Nation zu schaffen. Das war 1848. Die Märzrevolution aber wurde blutig niedergeschlagen.

Erst 1871 kam es schließlich zur nationalen Einheit. Aus dem lockeren Zusammenschluss der Staaten im Deutschen Bund wurde nun ein einheitliches Reich. Im Spiegelsaal von Versailles wurde das Deutsche Reich gegründet. Der preußische König war zugleich der Deutsche Kaiser, so wurde es bestimmt (Preußen war der größte unter den Bundesstaaten des Deutschen Reiches).


Der Kaiser ernannte den Reichskanzler und damit die Regierung, er berief den Reichstag ein und hatte den Oberbefehl über die Armee. Er besaß also viel Macht. Er konnte alleine wichtige Entscheidungen treffen. Dennoch musste er sich auf eine Verfassung berufen. Weil man zur Verfassung auch Konstitution sagt, heißt eine solche Regierungsform konstitutionelle Monarchie (Im Gegensatz dazu ist es in einer parlamentarischen Monarchie das Parlament, das eine Regierung absetzen darf).

Seit 1888 regierte im Deutschen Reich Kaiser Wilhelm II. – immerhin 30 Jahre lang! Diese Zeit wird nach ihm sogar als wilhelminische Epoche bezeichnet. Wilhelm wollte das Deutsche Reich zu einer Weltmacht machen. Er schuf eine militärische Flotte, er setzte auf eine imperialistische Politik, er nahm Konflikte mit anderen Ländern in Kauf. All dies führte schließlich auch mit zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914.