Einmal um die Erde - wer war Fräulein Stinnes?

Mit dem Auto um die Welt: Clärenore Stinnes

Wer umrundete die Erde als erstes mit einem Auto? Eine Frau! Sie hieß Clärenore Stinnes und sie war eine der "neuen Frauen": modern und selbstbewusst.

Zusätzlich muss sie eine ganze Portion Abenteuerlust gehabt haben, denn eine Umrundung der Erde mit dem Auto war ein ganz schön gewagtes Unternehmen!
 

Wer war Clärenore Stinnes?

Clärenore wurde 1901 geboren. Ihr Vater war der Industrielle Hugo Stinnes (siehe: Stinnes-Legien-Abkommen), ihre Mutter hieß Cläre. Clärenore hatte sechs Geschwister, sie war nach zwei älteren Brüdern die erste Tochter der Stinnes.

An Selbstbewusstsein wird es ihr nicht gemangelt haben. Mit 18 Jahren machte sie den Führerschein, mit 24 Jahren nahm sie an ihrem ersten Autorennen teil. Sie wurde 1925 bis 1927 eine der erfolgreichsten Rennfahrerinnen Europas und gewann 17 Autorennen.
 

Die Vorbereitung

Schließlich beschloss sie, die Welt mit dem Auto zu umrunden! Ein Jahr lang dauerte allein die Vorbereitung. Sie warb um Sponsorengelder und hatte schließlich 100.000 Reichsmark beisammen. Über Außenminister Stresemann besorgte sie sich Passierscheine, um auch über die Grenzen gelassen zu werden.

Die Adler-Werke sicherten ihr ein nagelneues Auto zu. Und sie holte Carl-Axel Söderström ins Boot – pardon, ins Auto. Söderström war ein schwedischer Fotograf und hielt die Fahrt in Bild und Film fest.
 

Die Bedingungen

1927 um die Welt – das bedeutete: an vielen Strecken keine asphaltierten Straßen, keine Tankstellen, keine Werkstätten. Gute Straßenkarten? Fehlanzeige.

An Bord waren dafür Pistolen und Munition, Konserven und Massen an hartgekochten Eiern. Zwei Techniker fuhren außerdem in einem Begleitlastwagen mit - jedenfalls bis Moskau, wo sie aufgaben. Los ging es am 25. Mai 1927 in Frankfurt.
 

Die Reiseroute von Fräulein Stinnes

Von Frankfurt aus ging die Reise zunächst über Prag nach Istanbul, Bagdad und Teheran und weiter nach Moskau. Sibirien, die Wüste Gobi und Peking waren die nächsten Stationen.

Mit dem Schiff ging es weiter nach Japan, Hawaii, Panama und schließlich Südamerika, wo es per Auto durch die Anden ging.

Eine weitere Schiffspassage führte nach Kanada und von dort auf vier Rädern quer durch Amerika. Von New York aus setzten sie wieder über nach Europa. Von Le Havre aus ging es über Paris nach Berlin.

46.758 Kilometer waren Clärenore und Axel unterwegs gewesen, als sie am 24. Juni 1929 in Berlin ankamen. Ihr Adler Standard war mit Lorbeer geschmückt, die Presse feierte sie.
 

Widrigkeiten auf der Reise

Mal blieb das Auto im Schlamm stecken, dann ging die Kupplung kaputt, durch Sibirien ging es mit Schneeketten über Ochsenpfade. Am einen Ort war es 53 Grad unter Null kalt, am anderen schwitzte man bei 54 Grad über Null.

In den zugefrorenen Baikalsee sanken sie fast ein, in der Mongolei ging es dafür durch einen Sandsturm. In der Wüste Gobi flohen sie vor Räubern, in den Anden Südamerikas sprengten sie sich mit Dynamit den Weg frei.

Entspannter wurde es in den USA. Hier gab es nicht nur Straßen, sondern sie trafen neben Indianern auch Henry Ford und Präsident Hoover. Welch ein Abenteuer!