Die Geburtsstunde des Radios

Die Erfindung des Radios

Die technischen Voraussetzungen für den Radioempfang waren noch vor dem Ersten Weltkrieg gelegt worden. Die erste bekannte Radiosendung wurde dann im November 1919 in Holland gesendet. 1920 gab es in den USA die erste kommerzielle Radiostation.

In Deutschland gab es am 22. Dezember 1920 die erste Rundfunkübertragung: Die Reichspost gab ein Weihnachtskonzert. Die Postbeamten sangen, trugen Gedichte vor und spielten auf ihren Instrumenten. Übertragen wurde das Konzert vom Sender Königs Wusterhausen in Brandenburg.
 

Erst Empfangsverbot, dann Rundfunkgebühr!

Für Privatleute wurde der Empfang von Rundfunksendungen zwischenzeitlich verboten. Der Staat fürchtete, dass das neue Medium von Umstürzlern missbraucht werden könnte. 1923 wurde das Verbot aufgehoben und nun schlug auch die Geburtsstunde des Rundfunks in Deutschland.

Am 29. Oktober 1923 wurde die erste Unterhaltungssendung ausgestrahlt, und zwar von dem neuen und ersten Hörfunksender Funk-Stunde Berlin. Schnell entstanden weitere Sender, sodass bald im ganzen Reich Radio gehört werden konnte.

Allerdings hatte man noch 1923 die Rundfunkgebühr eingeführt. Für ein Jahr musste man 25 Mark zahlen, ab Januar 1924 sogar 60 Mark. Das war viel Geld! So stieg die Anzahl der offiziellen Hörer nur langsam an. Viele hörten "schwarz" mit und bastelten sich selber ihre Radios zusammen.

Nach und nach stieg aber dann die Anzahl der angemeldeten Radios, zumal die Gebühr mit der Währungsreform auf 2 Reichsmark pro Monat festgelegt worden war. Ende 1925 gab es mehr als eine Million angemeldete Radios.
 

Vom Detektor zum Radio

Die Empfangsgeräte hießen zunächst nicht Radio, sondern Detektor. Mit einem solchen Detektorapparat konnte man nur per Kopfhörer zuhören und das auch nur in begrenzter Reichweite rund um den Sender.

1926 lösten die Röhrengeräte die Detektoren ab. Nun konnte man über einen Lautsprecher zuhören und der Empfang war besser. Die ersten Geräte benötigten Batterien, erst ab 1927 gab es Radios für den Netzbetrieb.

Die Röhrengeräte wurden übrigens erst Ende der 1950er Jahre vom Transistorradio abgelöst, das wesentlich kleinere Bauweisen ermöglichte.
 

Konkurrenz fürs Kino

Das Radio war ab Mitte der 1920er Jahre zunehmend zur Konkurrenz sogar für das Kino geworden. Während es 1923 etwa 10.000 Radiogeräte in Deutschland gab, stieg die Anzahl bis 1933 auf mehr als 5 Millionen!

Im Radio wurden auch große Sportveranstaltungen übertragen. So konnten auch die, die nicht live beim Radrennen, Fußballspiel oder Boxkampf dabei sein konnten, trotzdem ihren Idolen zujubeln und ihrer Mannschaft die Daumen drücken.

Natürlich wurde auch Musik gespielt. Unterhaltungsschlager fanden genauso ihre Zuhörer wie Tanzmusik. Claire Waldoff wurde zu einer der beliebtesten Sängerinnen. Daneben fesselten Hörspiele und Shows ihr Publikum vor dem Radio.