Die Neue Frau

Die neue Frau in der Weimarer Republik

Der Erste Weltkrieg bedeutete für viele Frauen einen starken Einschnitt auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Weil die Männer an der Front waren, mussten sie nun deren Rolle in der Familie, aber auch im Arbeitsleben übernehmen.

Mit der Rückkehr der Männer nach Kriegsende wurden die Frauen zwar vielfach wieder an ihre angestammten Plätze zurückgedrängt, aber es gab auch viele junge Frauen, die eine neue Rolle einforderten und sich mit neuem Selbstbewusstsein in der Öffentlichkeit zeigten. So sprach man auch von der neuen Frau in der Weimarer Republik.
 

Neue Mode für die neue Frau

Das zeigte sich rein äußerlich an der nun modischen Kurzhaarfrisur sowie an kürzeren und damit praktischeren Kleidern. Provokativ rauchten diese Frauen auf der Straße und in Clubs, dabei durfte die Zigarettenspitze nicht fehlen - die gesundheitlichen Schäden des Rauchens waren damals ja noch nicht bekannt. Auch Sport treiben - Tennis oder Golf - und Auto fahren als vormals männliche Verhaltensweisen, wurde nun von Frauen betrieben.
 

Stadt und Land

Das neue Frauenbild setzte sich jedoch vor allem in den Städten durch, während auf dem Land die althergebrachte Rollenverteilung beherrschend blieb. Die neue Lebensweise konnten sich meist nur Frauen aus großbürgerlichen oder adeligen Kreisen leisten.
 

Wahlrecht und Berufstätigkeit

Politisch war 1919 eine der Hauptforderungen der Frauenbewegung mit der Einführung des Wahlrechts für die weibliche Bevölkerung durchgesetzt worden. 1925 waren 35 Prozent der Frauen berufstätig. Hausangestellte und Verkäuferin waren typische weibliche Berufe.

Durch die Industrialisierung kamen nun vermehrt Frauen in die Fabriken und arbeiteten dort am Fließband. Ebenfalls nahmen Berufe wie Sekretärin, Stenotypistin und Telefonistin zu. Letztere musste Gespräche per Hand vermitteln. Erst 1966 waren alle Ortsnetze an das automatische Netz angeschlossen. Eine wesentlich kleinere Gruppe von Frauen wurde Tänzerin, Schauspielerin, Künstlerin oder Schriftstellerin.
 

Neuer Alltag

Auch wenn sich die technischen Neuerungen, insbesondere durch elektrische Geräte, erst nach und nach durchsetzten, so stieg der Anteil der Frauen, die die Arbeitserleichterungen dadurch nutzten, langsam an. Staubsauger und Bügeleisen, Toaster und Kühlschränke zogen langsam in die Haushalte ein (siehe dazu: Technik im Haushalt).
 

Ein vorläufiges Ende

Mit der Weltwirtschaftskrise und erst recht mit der Machtübernahme durch die Nazis, die ein althergebrachtes Frauenbild propagierten, war es mit der "neuen Frau" erst einmal vorbei.


Blick voraus

Die Umstellung auf automatisch vermittelte Gespräche dauerte mehrere Jahrzehnte. In Deutschland gab es 1908 schon das erste automatische Ortsamt (in Hildesheim), aber erst 1966 waren alle Ortsnetze in der Bundesrepublik automatisiert.