Prager Frühling

Prager Frühling einfach erklärt

Die Tschechoslowakei war nach dem Zweiten Weltkrieg ein sozialistischer Staat geworden. Sie gehörte dem Ostblock und dem Warschauer Pakt an. Eine neue Verfassung von 1960 schrieb den Sozialismus auch im Namen fest: Tschechoslowakische Sozialistische Republik, abgekürzt auch ČSSR.
 

Alexander Dubček

Seit 1963 war Alexander Dubček Parteivorsitzender der Kommunistischen Partei der Slowakei, also der einen Teilrepublik des Landes. 1968 wurde er dann Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei. Er setzte sich für einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" ein.
 

Der neue Kurs: Prager Frühlling

Diesen neuen Kurs, offen für Reformen, bezeichnet man auch als Prager Frühling. Durchgesetzt werden sollten nicht nur Wirtschaftsreformen, sondern auch die Presse- und Informationsfreiheit und die Aufarbeitung der stalinistischen Vergangenheit.

Ein Aktionsprogramm der Partei hielt die Ziele im April 1968 auch schriftlich fest. Im Februar 1968 war durch die Aufhebung der Pressezensur schon mit der Umsetzung begonnen worden.
 

Die Reaktion der Sowjetunion

Schon im Frühling 1968 übte die Sowjetunion Druck auf die Regierung in Prag aus. Sie sollte die geplanten Reformen zügeln. In der Nacht zum 21. August 1968 marschierten dann rund 500.000 Soldaten in die Tschechoslowakei ein. Sie kamen aus den Warschauer-Pakt-Staaten Sowjetunion, Polen, Ungarn und Bulgarien.

Alle wichtigen Punkte wurden besetzt, Dubček und andere Mitglieder der Regierung festgenommen. Es gab keinen militärischen Widerstand, doch die Bevölkerung leistete gewaltlosen Widerstand gegen die Besetzung, zum Beispiel mit Mitteln des zivilen Ungehorsams (z. B. indem man Gesetze oder Verordnungen nicht befolgt).

Auch die gewaltsame Niederschlagung des Aufstands wird mit dem Begriff Prager Frühling verbunden.
 

Ende des Prager Frühlings

Am 23. August 1968 fanden Verhandlungen in Moskau statt, an denen der tschechoslowakische Präsident Svoboda und auch Alexander Dubček teilnahmen. Fast alle geplanten Reformen wurden verworfen. Damit war der Prager Frühling endgültig niedergeschlagen. Der moskautreue Gustáv Husák wurde neuer Generalsekretär der Kommunistischen Partei und ab 1975 auch Staatspräsident.
 

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Blick voraus

Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings breitete sich Resignation aus. Doch es gab auch Versuche, etwas zu bewegen. In der Charta 77 machten Künstler, Intellektuelle und Politiker auf Menschenrechtsverletzungen in ihrem Land aufmerksam. Zu den Unterzeichnern gehörte auch der Schriftsteller und Politiker Vaclav Havel.



Im November 1989 kam es auch in der Tschechoslowakei unter dem Eindruck des sowjetischen Reformprogramms von Michail Gorbatschow zu Demonstrationen in Prag und anderen Städten. Die kommunistische Führung trat schließlich zurück. Nach dieser "Samtenen Revolution", einer gewaltlosen Erhebung des Volkes, endete das Regime der Kommunistischen Partei.