Die Schifffahrt der 1920er Jahre

Die Schifffahrt und das Blaue Band

Nach dem Ersten Weltkrieg begannen die Reedereien den Wiederaufbau der Linienschifffahrt. Auch die HAPAG (Hamburg-Amerikanische-Paketfahrt-Aktiengesellschaft) begann unter dem neuen Direktor Wilhelm Cuno ihren Neubeginn. Nicht nur die Passagierschifffahrt lag am Boden, sondern auch die Handelsschifffahrt.

Als Reparationsleistung musste Deutschland einen Großteil seiner Schiffe abgeben. Cuno erreichte aber 1920 eine Zusammenarbeit mit einer amerikanischen Reederei, was schließlich zum Wiederaufstieg der HAPAG wesentlich beitrug. Cuno wurde übrigens 1922/1923 Reichskanzler.
 

Weniger Amerika-Auswanderer

1923 besaß die HAPAG wieder 78 Seeschiffe und baute sowohl Fracht- als auch Passagierschifffahrt weiter aus. Da die Zahl an Amerika-Auswanderern stark abgenommen hatte, weil die USA die Einwanderung gesetzlich beschränkten (Immigration Act), veränderte sich die Passagierschifffahrt.

Die Zwischendecks, wo die Überfahrt zwar am günstigsten war, die Unterbringung aber unbequem und eng, wurden abgeschafft. Dafür wurde die Touristen-Klasse eingeführt.

Ein großes Geschäft wurden die Vergnügungsreisen indes nicht, dafür waren die Zeiten zu schlecht, insbesondere, als 1929 der Börsenkrach kam.
 

Die Krise der Schifffahrt

Als 1929 die Weltwirtschaft zusammenbrach, traf das auch die Reedereien. Sowohl die Passagierzahlen gingen zurück als auch die Frachtbeförderung.

1930 tat sich die HAPAG mit ihrem größten Konkurrenten, dem Norddeutschen Lloyd aus Bremen, zusammen, um gemeinsam der Krise zu trotzen. Man beschloss eine Zusammenarbeit, um sich gegenseitig zu unterstützen. Bis 1934 ging es jedoch noch weiter bergab. Der Staat versuchte unterstützend einzugreifen und subventionierte die Schifffahrt. Der Beginn des Zweiten Weltkrieges sollte der Schifffahrt aber dann ein erneutes Ende setzen.
 

Das Blaue Band

Seit dem 19. Jahrhundert gab es einen Konkurrenzkampf um die schnellste Atlantiküberquerung von Europa nach New York. Jahrzehntelang holten meist britische Schiffe und hier besonders oft welche der "Cunard Line" das begehrte Blaue Band. Das Blaue Band wurde schon seit den 1860er Jahren für das schnellste Schiff verliehen, das mit Passagieren den Atlantik überquerte.

Um die Jahrhundertwende waren deutsche Schiffe der HAPAG und von Lloyd plötzlich führend, 1907 holten die Briten sich das Band zurück, ihr Schiff "Mauretania" behielt das Band bis 1929.

Nach dem Untergang der Titanic 1912 und dem Ausbruch des Krieges 1914 waren Rekordfahrten jedoch zunächst kein Thema mehr.

1929 und 1930 holten zwei Schiffe vom Norddeutschen Lloyd das Blaue Band wieder nach Deutschland: die "Bremen" und die "Europa". 4 Tage, 14 Stunden und 30 Minuten dauerte nun die Überfahrt – 1838 waren es noch 15 Tage gewesen!

 

Hier siehst du die "Bremen" bei einer ihrer Probefahrten auf der Weser am 24. Juni 1929:

So sah die Schifffahrt 1929 aus! [ © Mit freundlicher Genehmigung vom Haus des Dokumentarfilms Stuttgart ]

Blick zurück

Ende des 19. Jahrhunderts war Albert Ballin auf die Idee gekommen, die Schiffe, die im Winter im Hafen lagen und  kein Geld einbrachten, zu Vergnügungsreisen ins Warme zu nutzen.

Ballin war Direktor der HAPAG, der Hamburg-Amerikanischen-Paketfahrt-Aktiengesellschaft, eine Reederei, die bis dahin Linienschiffe für die Reise nach Amerika einsetzte.

Tausende waren mit einem Schiff der HAPAG nach Amerika ausgewandert.


 

1891 kreuzte nun die "Auguste Victoria" durchs Mittelmeer und ihr folgten so manche Schiffe – die Vergnügungsreise war geboren.

Der Erste Weltkrieg beendete zunächst sowohl den Liniendienst als auch die Vergnügungsreisen. Viele Schiffe gingen verloren, weil sie in Häfen außerhalb Deutschlands lagen und zum Beispiel in Amerika beschlagnahmt wurden.