Philipp Scheidemann

Philipp Scheidemann Reichskanzler
Philipp Scheidemann [ © Bundesarchiv, Bild 146-1970-051-17 / Grohs (Groß), Alfred / CC BY-SA 3.0 ]
* Geboren:
26. Juli 1865 in Kassel
† Gestorben:
29. November 1929 in Kopenhagen
Beruf:
Schriftsetzer und Buchdrucker, Politiker (SPD)
Befreundet mit:
Wilhelm Keil (SPD-Politiker)
Beziehungs­status:
verheiratet mit Johanna
Kinder:
Lina, Liese, Hedwig
Besondere Kennzeichen:
Spitzbart, rhetorisches Talent, Frohnatur

Wer war Philipp Scheidemann?

Philipp Scheidemann stieg in den letzten Jahren des Deutsche Kaiserreichs zu einem der führenden SPD-Politiker auf. In der Novemberrevolution rief er am 9. November 1918 die Republik aus.
 

Berufliche und politische Laufbahn

Philipp Scheidemann erlernte den Beruf des Schriftsetzers und Buchdruckers. 1895 gab er seine berufliche Tätigkeit jedoch auf und schrieb von da an für verschiedene sozialdemokratische Zeitungen. 1903 wurde er Abgeordneter im Reichstag. Ab 1911 gehörte er dem Parteivorstand an.

1913 übernahm er zusammen mit Hugo Haase den Fraktionsvorsitz der SPD, nachdem August Bebel gestorben war. 1912 wurde er zudem als erster Sozialdemokrat überhaupt zum Vizepräsidenten des Reichstags gewählt, verweigerte aber den Antrittsbesuch beim Kaiser und trat dieses Amt darum erst im Juni 1918 an. Nach der Spaltung der SPD wurde Scheidemann 1917 zusammen mit Friedrich Ebert Parteivorsitzender.

Philipp Scheidemann arbeitete auf eine Parlamentarisierung hin. Mit der Oktoberreform trat die SPD in die Regierung ein. Scheidemann setzte sich für die Freilassung politischer Gefangener ein, wodurch auch Karl Liebknecht nun aus dem Gefängnis entlassen wurde. Im Gegensatz zu diesem war Scheidemann jedoch ein Gegner des Rätesystems und wollte eine Revolution in jedem Fall verhindern.
 

Philipp Scheidemann in der Novemberrevolution

Dass die SPD sich in der Novemberrevolution an die Spitze der Bewegung setzte, kam auch durch Philipp Scheidemanns Eingreifen. Am frühen Nachmittag rief er vom Balkon des Reichstags die Republik aus. Damit kam er Karl Liebknecht zuvor, der eine sozialistische Republik zum Ziel hatte.

Scheidemann griff damit aber auch Friedrich Ebert voraus, der die Entscheidung über die zukünftige Staatsform einer Nationalversammlung überlassen wollte. Die Ausrufung der Republik durch einen Sozialdemokraten beeinflusste in jedem Fall den weiteren Verlauf der Ereignisse. Mit seinen Worten traf Scheidemann die Stimmung der Zuschauer, die ihm zujubelten.
 

Reichsministerpräsident

Scheidemann gehörte dann der Übergangsregierung an, dem Rat der Volksbeauftragten. Von der in Weimar tagenden Nationalversammlung wurde Friedrich Ebert zum Reichspräsidenten gewählt.

Der beauftragte Scheidemann am 13. Februar 1919, als Reichsministerpräsident die Regierung zu bilden. So wurde der Regierungschef bis zur Annahme der Weimarer Verfassung genannt (das entsprach also dem Amt des Reichskanzlers).

Die nächsten Monate waren von großen Unruhen erfüllt, die die Regierung auch mit Waffengewalt stoppte. Schon am 20. Juni 1919 trat Scheidemann dann zurück. Er weigerte sich, den Friedensvertrag von Versailles mit seinen zahlreichen Auflagen für das Deutsche Reich und einer Anerkennung der Kriegsschuld zu unterschreiben. Im Parlament als auch in der Regierung hatte es keine einhellige Meinung darüber gegeben, ob man den Vertrag annehmen solle oder nicht.
 

Philipp Scheidemann nach 1919

Bis 1925 war Philipp Scheidemann Oberbürgermeister von Kassel, bis 1933 auch weiter Abgeordneter des Reichstags und im Fraktionsvorstand der SPD.

Als Verfechter der Weimarer Republik war Scheidemann sowohl der extremen Rechten wie der Linken ein Dorn im Auge. Anhänger der Republik wurden gar als "Scheidemänner" geschmäht. Am 4. Juni 1922 verübten rechtsextreme Täter ein Attentat mit Blausäure auf Scheidemann, das dieser jedoch überlebte.

1933 zwang ihn die Machtübernahme der Nationalsozialisten zur Flucht. Bis zu seinem Tod 1939 lebte er in Dänemark.