Nordirlandkonflikt

Hintergrund des Nordirlandkonflikts

1921 wurde Irland unabhängig von Großbritannien, zunächst als Freistaat, 1948 als Republik Irland. Im Norden der Insel verblieben aber sechs Grafschaften bei Großbritannien: Nordirland.

In Nordirland waren schon seit dem 17. Jahrhundert viele Protestanten aus England und Schottland angesiedelt worden. Die Iren sind aber traditionell katholisch.

Mit den unterschiedlichen Konfessionen einher ging noch mehr: So waren die englischen Siedlungen eher von Wohlstand und Industrie geprägt, während die irischen Gegenden bäuerlicher und ärmer sind.

Aus diesem Gegensatz wurzelte der Nordirlandkonflikt, in dem diese beiden Gruppen einen Machtkampf ausfochten.
 

UVF und IRA

Beide Seiten standen sich auch in den folgenden Jahrzehnten unversöhnlich gegenüber. Die Protestanten gründeten (nach 1912) 1966 die UVF neu, die Ulster Volunteer Force. Sie wollten verhindern, dass Nordirland wieder zu Irland käme.

Ihnen gegenüber stand die IRA, die Irische Republikanische Armee, die für eine Rückkehr Nordirlands zur Republik Irlands kämpfte. Auch die IRA gab es schon seit 1919, sie hatte aber nach einer Reihe von Anschlägen bis 1962 der Gewalt entsagt.

1969 teilte sich die IRA in einen militanten und einen "offiziellen" Flügel. Beide Gruppen waren ab 1969 für schwere Anschläge verantwortlich.
 

Der Beginn 1969

1969 häuften sich die Unruhen. In den Städten Derry und Belfast wurden Barrikaden errichtet. Im August 1969 stürmten Protestanten in Derry den katholischen Stadtteil Bogside und es kam zu Straßenschlachten. Straßenzüge wurden niedergebrannt, Menschen wurden aus ihren Häusern vertrieben.

Es entstanden Ghettos, Viertel, in denen fast nur Protestanten oder Katholiken lebten. Die nordirische Polizei setzte Maschinenpistolen ein. Dennoch wurde sie nicht Herr der Lage, und so wurde die britische Armee zu Hilfe gerufen. Zunächst beruhigte sich die Lage tatsächlich.
 

Der weitere Verlauf des Konflikts in Nordirland

1970 griff die britische Armee oft hart durch. Deshalb verschlechterte sich ihr Verhältnis zu den Katholiken. Die IRA tötete mehrere britische Soldaten.

1971 beschloss die nordirische Regierung, dass Verdächtige von nun an ohne Anklage verhaftet werden dürfen (Internierung, Internment-Politik). Bei dem Versuch der Armee, Verdächtige festzunehmen, kam es zu weiteren Ausschreitungen. Mehrere hundert Menschen starben.
 

Bloody Sunday und Bloody Friday

Am 30. Januar 1972 kam es zum "Blutsonntag" (englisch: Bloody Sunday). Bei einer Demonstration in Derry wurden 14 unbewaffnete Menschen durch britische Soldaten erschossen.

Die IRA verübte daraufhin mehrere Racheakte. Am 21. Juli 1972 explodierten Bomben in der Innenstadt von Belfast und töteten neun Menschen. Dieser Tag ging als Bloody Friday (Blutiger Freitag) in die Geschichte ein.

1972 wurde das blutigste Jahr im Nordirlandkonflikt. In der Bevölkerung schwand die Unterstützung der IRA.
 

Operation Motorman

Die IRA hatte bestimmte katholische Gebiete zu No-Go-Areas erklärt. Dorthin sollte die britische Armee nicht kommen. Sie stellten Barrikaden auf, kontrollierten diese Gebiete und nutzten sie auch als Rückzugsorte.

Als Reaktion auf den Bloody Friday nahm die Armee diese Gebiete nun in der Operation Motorman wieder ein. Die Briten bauten selber befestigte Posten auf.
 

Von der Waffenruhe 1975 zum Hungerstreik 1981

Trotz einer für 1975 vereinbarten Waffenruhe, endeten die Anschläge nicht. Die Internment-Politik wurde eingestellt, was aber auch dazu führte, dass gefangene IRA-Mitglieder nun wie Kriminelle behandelt wurden. Sie wollten aber als politische Gefangene anerkannt werden.

Aus Protest weigerten sie sich 1976 Gefängniskleidung zu tragen und hüllten sich in Decken ("Decken-Protest"). 1980 und 1981 traten die IRA-Gefangenen schließlich in einen Hungerstreik, der zehn Männern das Leben kostete.

Der politische Arm der IRA, die Partei Sinn Féin, erzielte im Anschluss erhebliche Wahlerfolge.
 

Die 80er Jahre bis zum Karfreitagsabkommen

In den 80er Jahren verringerte sich die Aktivität der IRA. Abgeschreckt wurde sie auch von Denunzianten aus den eigenen Reihen, denen gegen Verrat ehemaliger Kameraden Straffreiheit angeboten wurde.

Ab den späten 80er Jahren begann ein Friedensprozess, der schließlich in einer Waffenruhe 1998 endete, dem Karfreitagsabkommen. Damit endete der Nordirlandkonflikt 1998.