Kinderprogramm

Kinderfernsehen und Kindersendungen in den 70er und 80er Jahren

Das Kinderfernsehen steckte 1963 noch ... ja, in den Kinderschuhen. Nach und nach besaßen nun aber immer mehr Familien überhaupt einen Fernseher. Dass Kinder eine Zielgruppe waren, erkannten aber auch die Programmmacher bald.
 

Ausweitung des Kinderfernsehens Anfang der 70er Jahre

So wurde nach und nach mehr aus Amerika importiert, aber auch im eigenen Land entstanden Sendungen - manche laufen noch heute wie "Die Sendung mit der Maus".

Ab 1970 gab es dann auch im ZDF ein Kinderprogramm, nachdem bis dahin nur die ARD und die Dritten Programme Sendungen für Kinder im Programm hatten.
 

Wann wurde für Kinder gesendet?

Kindersendungen wurden  am Nachmittag und dann bevorzugt am frühen Abend ausgestrahlt. Sesamstraße lief immer um 18 Uhr, danach kam das Sandmännchen. Auch Serien wie "Heidi" wurden am Vorabend ausgestrahlt.

Außerdem gab es natürlich am Wochenende ein Kinderprogramm. Sonntags um 11.30 Uhr lief (und läuft) die "Sendung mit der Maus", im ZDF wurden am Nachmittag Serien wie "Neues aus Uhlenbusch" ausgestrahlt.

Außerdem gab es in den Ferien ein besonderes Ferienprogramm, das dann auch schon am Vormittag sendete.
 

Das Sandmännchen

Die Idee zu einem Fernseh-Sandmännchen hatte die Kinder-Radiomoderatorin Ilse Obrig 1958. Im Dritten Programm von Berlin erschien der Sandmann erstmals Ende 1959 - doch in der DDR hatte man davon erfahren und neun Tage eher eine eigene Sandmännchen-Produktion auf Sendung gebracht.

Das Ost-Sandmännchen wurde letztendlich zum erfolgreicheren Modell - West-Familien, die das DDR-Fernsehen empfangen konnten, schauten gerne hier hinein. Das Konzept war im Prinzip gleich: In einer Rahmenhandlung kam das Sandmännchen an und zeigte dann die eigentliche Gutenachtgeschichte.

Beliebt waren besonders die Geschichten von den beiden Schweinen Piggeldy und Frederick. Zum Abschluss einer jeden Folge streute der Sandmann eine Handvoll Schlafsand und winkte zum Abschied.
 

Die Sendung mit der Maus

1971 entstanden die ersten "Lach- und Sachgeschichten", ab 1972 lief die Sendung unter dem heutigen Namen "Die Sendung mit der Maus". Die Themen jeder Sendung werden in einem Vorspann vorgestellt, zunächst auf Deutsch, dann in einer Fremdsprache - welche es ist, wird anschließend aufgelöst.

Die Lachgeschichten sind kleine lustige Filme, wie die vom kleinen Maulwurf, Petzi oder Janosch. In den Sachgeschichten wird etwas erklärt, z. B. wie die Streifen in die Zahnpasta kommen oder wie das Internet funktioniert. Zwischen den Filmen läuft immer ein Maus-Spot.
 

Sesamstraße

Ende 1969 war die Sesamstraße in den USA gestartet. Am 8. Januar 1973 wurde die erste Folge in der Bundesrepublik ausgestrahlt. Nur der Bayerische Rundfunk wollte die Sendung nicht, weil sie zu sehr amerikanische Verhältnisse wiedergäbe - er musste dafür eine andere Kindersendung entwerfen, was dann das "Feuerrote Spielmobil" wurde (siehe unten).

Ganz neu war, dass nun eine Kindersendung mehrmals in der Woche lief und zudem noch morgens und abends (Mo-Do 9. 30 und 18.00 oder 18.30 Uhr). Ernie und Bert, Kermit, das Krümelmonster, Grobi, Graf Zahl, Bibo, Schlemihl und Oskar aus der Mülltonne waren bald beliebte Figuren bei den kleinen Zuschauern. Das Eingangslied "Der die das, wer wie was, wieso weshalb warum, wer nicht fragt bleibt dumm" konnten bald alle mitsingen.

Bis 1975 wurden die amerikanischen Fassungen nachbearbeitet und synchronisiert, ab 1976 wurden eigene deutsche Sendungen produziert. Ab 1978 gab es eine eigene Kulisse und die neuen Figuren Samson und Tiffy, später auch Herr von Bödefeld und die Schnecke Finchen. Sie agierten zusammen mit zwei Schauspielern, immer ein Mann und eine Frau, in einer Art Wohnhaus. 1988 wurde das Konzept erneut überarbeitet. Es gab neue Kulissen und neue Puppen.
 

Das feuerrote Spielmobil und weitere Sendungen

Zwischen 1972 und 1981 wurde "Das feuerrote Spielmobil" ausgestrahlt. Ein roter Bus fuhr als Kamerawagen in dieser Sendung übers Land, begegnete Menschen und  erzählte ihre Geschichten.

Andere beliebte Kindersendungen waren "Der Spatz vom Wallraffplatz" (1969-1976), "Plumpaquatsch" (1972-1974), "Rappelkiste" (1974-1983), "Kli-Kla-Klawitter" (1974-1976) oder "Emm wie Meikel" (1975-1978).
 

Tierfilmserien aus dem Ausland: Fury, Lassie, Flipper und Daktari

Sehr beliebt waren Tierfilmserien. "Fury" über ein Pferd wurde schon zwischen 1955 und 1960 produziert, lief aber wie die anderen Serien auch später im deutschen Fernsehen. "Lassie" (1954-1973) handelte von einem schlauen Collie, der seine Herrchen und andere Menschen aus Gefahren rettete.

Auch "Flipper" (1964-1967) war ein schlaues Tier, nämlich ein Delfin. Alle diese Serien kamen aus den USA. "Skippy" (1966-1968), das Buschkänguru, kam aber natürlich aus Australien.

Im gleichen Zeitraum lief auch "Daktari" über einen Tierarzt in Afrika. 1972 bis 1974 kam noch einmal ein schwarzes Pferd zu Fernsehehren, nämlich "Black Beauty" aus England.
 

Zeichentrickserien

Ab den 70er Jahren gab es mehr und mehr Zeichentrickserien, die die Kinder in den Bann zogen. 1973 wurde "Der rosarote Panther" in Deutschland ausgestrahlt, ab 1976 "Tom und Jerry", beide Produktionen aus den USA. Die gereimten Kommentare sind jedoch typisch deutsche Zusätze.

Von 1972 bis 1974 wurde die Serie "Wickie und die starken Männer" von Deutschland, Österreich und Japan gemeinsam produziert, genauso wie "Die Biene Maja" (1975).

1976 entstand "Pinocchio" (deutsch-österreichisch). "Heidi" kam 1974 aus Japan. Eine französisch-japanische Ko-Produktion war "Barbapapa" (1974-1977).
 

Andere Serien: Robbi Tobbi, Pan Tau und Timm Thaler

Puppenfilme wie die Verfilmungen der Augsburger Puppenkiste oder "Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt" (1972) erfreuten sich ebenfalls großer Beliebtheit.

Auch "Pan Tau" (1970-1978) aus der Tschechoslowakei oder die deutsche Serie über "Timm Thaler" (1979) wurden gerne gesehen.
 

Vielfalt - von Löwenzahn bis Pumuckl

In den 80er Jahren wurden immer mehr Sendungen für Kinder gemacht und die Vielfalt stieg enorm an. Zum Klassiker wurde "Löwenzahn" ab 1981.

Im gleichen Jahr stiegen die privaten Fernsehsender ins Kinderprogramm ein. Immer mehr Kinderserien und Kinderfilme wurden gesendet. Eine sehr beliebte Serie wurde "Meister Eder und sein Pumuckl", die 1982/83 und 1988/89 produziert wurde.


Blick zurück

Nur die wenigsten Familien besaßen in den 50er Jahren schon einen Fernseher. Eine Stunde Kinderfernsehen am Tag gab es ab 1954. Bis 1963 gab es zudem nur ein Programm, das 1. Programm der ARD nämlich.

Schmal war auch der Beginn des Kinderprogramms. Die "Kinderstunde" war eine der ersten Sendungen speziell für Kinder. Hier wurde gebastelt, geturnt und gesungen. Erste Puppenspiele, produziert durch die Augsburger Puppenkiste, wurden gesendet und ebenfalls Spielfilme.


Blick voraus

Bis zu einem eigenen Fernsehsender für Kinder vergingen aber noch mehrere Jahre. 1995 starteten der Kinderkanal KiKa und Nickelodeon.

Rund 400 Stunden Fernsehen für Kinder in einer Woche bieten die Sender heute an!