Wilhelm Furtwängler und die Propaganda

Wilhelm Furtwängler war einer der bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Die Nationalsozialisten versuchten, bekannte und beliebte Persönlichkeiten für ihre Zwecke einzuspannen. Dazu zählte auch er.

Vizepräsident der Reichsmusikkammer

1933 wurde Furtwängler zum Vizepräsident der Reichsmusikkammer ernannt. Im Januar 1933 erhielt er die Leitung der Berliner Staatsoper. Furtwängler selbst sah sich völlig unpolitisch, er war kein Mitglied der NSDAP.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 konnten viele jüdische Musiker nicht weiter arbeiten. Auch bei den Berliner Philharmonikern, deren Leitung Furtwängler inne hatte, arbeiteten viele Künstler jüdischer Herkunft. Diese erhielten Berufsverbot. Doch Furtwängler unterstützte seine Musiker weiterhin. Er war mittlerweile  im Ausland so berühmt, sodass selbst Goebbels nachgeben musste. Denn man wollte Wilhelm Furtwängler weiterhin im Ausland als Vorzeigefigur einsetzen, um zu beweisen, wie friedfertig und kulturell hochstehend das Deutsche Reich wäre. Und dazu brauchte man Furtwängler und seine Bekanntheit.

Furtwängler setzte sich auch für jüdische Musikerkollegen ein

Der Streit ging weiter. Furtwängler wollte eine Oper des Komponisten Paul Hindemith aufführen, der von den Nationalsozialisten als "entarteter Künstler" abgestempelt wurde. Aber Furtwängler ließ sich nicht abbringen, legte das Amt als Vizepräsident der Reichsmusikkammer nieder und wurde von Hitler als Dirigent bei den Berliner Philharmonikern entlassen. Doch die Nazis erkannten, dass sie nicht so leicht auf den berühmten Dirigenten verzichten konnten, so dass er letztlich doch wieder eingesetzt wurde.


Blick zurück

Bevor Wilhelm Furtwängler von den Nazionalsozialisten zum Vorzeigemusiker gemacht wurde, hatte er schon eine erfolgreiche Laufbahn hinter sich. 1922 wurde er Chef der Berliner Philharmoniker. Mit Unterbrechungen blieb ihm die Leitung auch bis 1945. Von 1928 bis 1930 und 1939/1940 leitete er die Wiener Philharmonie. Schon 1931 vertraute man ihm die Leitung der Bayreuther Festspiele, die zu Ehren des Komponisten Richard Wagner stattfanden, an.


Blick voraus

Nach dem Krieg durfte Furtwängler zunächst nicht weiter arbeiten. Hatte er doch durch sein Verhalten das nationalsozialistische System gestützt, auch wenn er selbst kein Nazi war. Doch seine Rolle war und ist umstritten. Da er sich aber auch für viele so genannte "entartete" Künstler eingesetzt hatte, fand er nach dem Krieg viele Unterstützer und Fürsprecher. So wurde er nicht bestraft und konnte nach einer Weile auch wieder arbeiten. 1952 wurde er Chefdirigent der berühmten Berliner Philharmoniker. Furthwängler steht für viele Künstler der Zeit, die zwar nie nationalsozialistische dachten, aber doch durch ihr Schweigen zu einem Teil des Systems wurden.