17.6.1953
Aufstand des 17. Juni
- Sowjetischer Panzer in Leipzig am 17. Juni 1953
- Von der sowjetischen Besatzungsmacht eingesetzte Panzer zur Niederschlagung der Unruhen in der Schützenstraße in Berlin.
- Plakat der Stadtkommandantur Eisenach zum Ausnahmezustand
- Prozess gegen Aufständische vom 17. Juni 1953. Sie werden als "vier Agenten westlicher Spionage- und Terrororganisationen" bezeichnet. 11. Juni 1954, zweiter Verhandlungstag
- Briefmarke von 2003 zum 50. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR
Erhöhung der Arbeitsnormen
Wie viel Arbeit in einem bestimmten Zeitraum zu leisten war, wurde in der DDR durch Arbeitsnormen festgelegt. Zum 1. Juni 1953 war nun die Arbeitsnorm um 10 Prozent erhöht worden. Für diese Mehrarbeit gab es aber nicht mehr Lohn. Der Grund für die Erhöhung waren wirtschaftliche Engpässe, die durch die Maßnahmen zum "Aufbau des Sozialismus" entstanden waren. Insbesondere die einseitige Förderung der Schwerindustrie führte zu einer Unterversorgung mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Gebrauchs.
Krise im Frühling 1953
Missernten und die Flucht vieler Bauern in den Westen trugen dazu bei, dass die Versorgungslage 1953 besonders schlecht war. Um den Bedarf der Industrie an Strom zu decken, wurde den Privathaushalten abends der Strom abgeschaltet.
Ein weiteres Problem war die Abwanderung: Von Januar bis Mai 1953 verließen 200.000 DDR-Bürger ihr Land, und zwar meist über West-Berlin, das noch nicht abgeriegelt war wie die innerdeutsche Grenze seit Mai 1952.
Unter besonderer Unterdrückung litt die Evangelische Kirche und die in ihr organisierte Junge Gemeinde, der besonders viele regimekritische Personen angehörten.
Neuer Kurs
Die Sowjetunion verlangte angesichts der Krise Ende Mai die Rücknahme einiger Maßnahmen zum "Aufbau des Sozialismus". Daraufhin verkündete die SED am 11. Juni einen "Neuen Kurs". Einige der Maßnahmen wurden zurückgenommen (z. B wurden die Preiserhöhungen aufgehoben, es gab keine Stromabschaltungen mehr, die Rückgabe von Betrieben an Einzelhändler konnte beantragt werden, inhaftierte Jugend- und Studentenpfarrer wurden entlassen). Nicht zurückgenommen wurde jedoch die Erhöhung der Arbeitsnormen.
Vom Streik zum Volksaufstand
Am 16. Juni 1953 traten 80 Bauarbeiter an einer Großbaustelle an der Stalinallee in Ost-Berlin in den Streik, um gegen die Erhöhung der Arbeitsnormen zu protestieren. Weitere Menschen schlossen sich an, so dass sich eine Großdemonstration von etwa 10.000 Menschen entwickelte.
Die Erhöhung der Arbeitsnormen wurde vom Politbüro der SED noch am Mittag rückgängig gemacht, doch es war zu spät: Der Protest richtete sich nun auch gegen die Regierung und man forderte ihren Rücktritt und freie Wahlen. Über den RIAS (Rundfunksender im amerikanischen Sektor) wurde die Bevölkerung in der ganzen DDR über die Vorgänge in Berlin informiert.
Am nächsten Tag weitete sich der Streik auf 72 Städte und viele weitere Ortschaften aus. Der Streik wurde so zum Aufstand gegen die kommunistische Herrschaft. Einrichtungen wie Kreisratsgebäude, Gefängnisse oder Polizeireviere wurden besetzt. Die Menschen streikten und demonstrierten. Die DDR-Regierung flüchtete sich zu den sowjetischen Militärbefehlshabern in Berlin-Kirchhorst.
Die Niederschlagung des Aufstands mit Gewalt
Die sowjetischen Behörden verhängten über insgesamt 167 (von 217) Landkreise den Ausnahmezustand. Damit war das Kriegsrecht ausgerufen und die Sowjetunion übernahm offiziell wieder die Regierungsgewalt in der DDR. Sowjetische Truppen und Panzer wurden gegen die Demonstranten eingesetzt. Blutig und gewaltsam wurde der Aufstand niedergeschlagen. Es gab mehr als 50 Tote.
Am 18. Juni wurden in Ost-Berlin, Leipzig, Magdeburg und Jena etwa 20.000 Personen vorübergehend in Haft genommen. Von ihnen verurteilte man in den ersten Tagen 29 Personen durch sowjetische Standgerichte zum Tode und richtete sie hin. In den nächsten Monaten wurden mindestens 1.400 Menschen zu teilweise mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt.
Das ZK der SED erklärte den Volksaufstand schnell zu einem vom Westen gelenkten "faschistischen Putsch". Für die Bürger aber war deutlich geworden, dass das SED-Regime nur mit Hilfe sowjetischer Waffen aufrechterhalten wurde. Die Stasi baute in den kommenden Jahren ein dichtes Netz der Überwachung und Bespitzelung auf, auch um einen weiteren Aufstand schon im Vorfeld zu verhindern.
Reaktion in der Bundesrepublik
Am 4. August 1953 erklärte der Bundestag den 17. Juni per Gesetz zum Tag der deutschen Einheit und gesetzlichen Feiertag in der Bundesrepublik.