Gustav Heinemann wird Bundespräsident

05.03.1969

Bundespräsident 1969: Gustav Heinemann

Gustav Heinemann war schon lange politisch aktiv. In der Großen Koalition wurde Heinemann Ende 1966 Justizminister.

Nach den Unruhen, die 1968 in Folge des Attentats auf Rudi Dutschke auftraten, verstand es Heinemann, die Wogen zu glätten. Auch darum erschien er Willy Brandt als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten gut geeignet. Die CDU stellte Gerhard Schröder auf (nicht zu verwechseln mit dem späteren Bundeskanzler der SPD). Schröder gehörte zum konservativeren Teil der CDU.
 

Die Wahl

Die Wahl verlief spannend. Im 1. Wahlgang fielen 514 der 1036 Stimmen auf Heinemann, 501 auf Schröder. Im 2. Wahlgang erhielt Heinemann 511, Schröder 507 Stimmen.

Da erst im 3. Wahlgang eine "relative Mehrheit" reicht (wer die meisten Stimmen hat, ist gewählt), konnte Heinemann diese dann verbuchen: Er wurde mit 512 zu 506 und somit 49,4 % zum dritten Bundespräsidenten der Bundesrepublik gewählt.

Die Wahl war die bisher knappste in der Geschichte der Bundesrepublik. Erstmals wurde ein Sozialdemokrat Bundespräsident.
 

Unterstützung durch die FDP

Auf Anraten von Walter Scheel (FDP) hatten sich offenbar weitere FDP-Mitglieder im 3. Wahlgang für Heinemann entschieden. Dies war auch ein erster Schritt hin zur sozialliberalen Koalition (SPD und FDP), die nach der Bundestagswahl im September 1969 gebildet wurde.
 

Der Bürgerpräsident

Gustav Heinemann blieb bis 1974 im Amt. Er wurde allgemein geschätzt, man lobte seine Besonnenheit und seine hohen moralischen Ansprüche. Auch für die junge Generation war er eine Respektsperson.

Im Ausland wurde seine Wahl ebenfalls positiv aufgenommen. Er verstand sich selbst als "Bürgerpräsident" und setzte sich in den Jahren seiner Amtszeit für die Neue Ostpolitik von Kanzler Brandt ein. Aus Altersgründen verzichtete Heinemann 1974 auf eine erneute Kandidatur.