Ist der Osten rechter als der Westen?

Unterschiede gibt es immer noch zwischen Ostdeutschland und Westdeutschland

Auch wenn Zahlen eben immer nur Zahlen sind, scheint es sich immer wieder zu bestätigen, der Osten ist rechter als der Westen. Dies zeigen einmal die Landtagswahlen in den ostdeutschen Bundesländern, bei denen die Zahl der AFD-Wähler*innen um einiges höher liegt als in den westdeutschen. Was nicht bedeutet, dass es nicht genauso rechts denkende Menschen im Westen gibt.  Wir können keinesfalls sagen: Der Osten ist so, der Westen ist so. Es gibt aber - hören wir die Menschen, die dort leben - immer noch Unterschiede zwischen Ost und West. Warum gibt es die?

Bundesland Ost und West - die Unterschiede

So haben sich viele Soziologen, Psychologen, Politiker, Journalisten und viele andere immer wieder Kopf darum gemacht, warum das so wäre. Vielfältige Ursachen wurden genannt: der Ausverkauf der DDR, die zerstörten Existenzen, die gierigen Westler, das Gefühl zu den Bürger*innen zweiter Klasse zu zählen und vieles mehr. Immer wieder kam auch die Erziehung und Bildung in der DDR als Argument auf. Wer in einem autoritären Staat aufgewachsen sei, wäre später anfälliger für rechte Meinungen. Soweit, so gut.

Rechtsextreme Stimmen in Ostdeutschland

Allerdings ist es heute so, dass die Radikalisierung gar nicht unter den Menschen erfolgt, die noch in der DDR geprägt wurden, sondern unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die selbst eine DDR als Staat gar nicht mehr erlebt haben. Sie sind in einem wiedervereinigten Deutschland aufgewachsen, einem Deuschland mit offenen Grenzen und vielen Rechten, also in einer Demokratie. Doch ziehen sie immer wieder die Demokratie in Zweifel. Manche sind sogar der Meinung, dass die Meinungsfreiheit im wieder vereinigten Deutschland stärker eingeschränkt würde als in der DDR. Auch diese Meinungen gibt es und sind gar nicht so selten. Das heißt allerdings nicht, dass es Westdeutschland keine rechtsextremen Stimmen gäbe. Sie haben nur oft andere Gründe. Dazu kommt die Tatsache, dass so mancher rechte Westdeutsche sich mittlerweile in den Osten Deutschlands aufgemacht hat, um hier wieder für seine rechtsextremen Ansichten zu werben.

Die Diktatur wirkt nach!

Was soll das nun heißen? Die Eltern, die Großeltern der nach der Wende geborenen Kinder prägten mit ihren Erfahrungen, guten wie schlechten, ihrem Wissen und Nichtwissen, mit ihrem Leben auch das Leben ihrer Kinder und Enkelkinder. Auch wenn diese jungen Leute niemals einen Tag in der DDR gelebt hatten, so gaben ihre Eltern einiges aus dieser Zeit an ihre Kinder weiter. Ganz unabhängig davon, wo sie dann nun geboren wurden.

Auch diese Erfahrungen sind unterschiedlich. Ob jemand bei der Stasi arbeitete oder sich dem System der DDR widersetzte, machte natürlich auch nach der Wende einen Unterschied. Doch oftmals wollten Eltern und Großeltern gar nicht sprechen. Und wenn sie sprachen, dann übernahmen die Kinder oft die Erzählungen ihrer Eltern, ob sie nun der Wahrheit entsprachen oder nicht. Auch als sich die Lebensverhältnisse verbesserten, blieb oftmals die Skepsis an der Demokratie übrig.

Mit auch deshalb hat die AFD im Osten immer noch erheblichen Zuspruch. Und sie erfährt diesen Zuspruch nicht trotz der rechten Ansichten, sondern wegen dieser. Genau deshalb wird sie immer noch gewählt. Sie wird auch im Westen gewählt, aber die Zustimmung ist doch eine wesentlich geringere. Und sie wird auch hier von jungen Leuten gewählt, nicht nur von den ewig Gestrigen. Und darin liegt auch die Gefahr für unsere Demokratie.

 

Hat Ostdeutschland ein Problem mit Rechtsextremismus?

Wenn wir von der ehemaligen DDR oder den Bundesländern im Osten bzw. den neuen Bundesländern im Zusammenhang mit rechtsradikalem Gedankengut sprechen, müssen wir uns auch genaue Zahlen angucken. Etwas nur zu vermuten oder zu fühlen, reicht nicht aus. So gibt es eine Studie (eine Studie ist eine Untersuchung, Befragung) der Beauftragten für die neuen Bundesländer, die zusammengefasst zu folgenden wichtigen Ergebnissen kommt. 

  • Die Abgrenzung gegenüber dem Anderen und dem Fremden gab es schon in der DDR, wurde dort oft verschweigen
  • Enttäsuchungen im Bezug auf die Wiedervereinigung gab es insbesondere im Osten
  • Auch im Osten muss noch einmal nach einzelnen Regionen unterschieden werden. "DEN Osten" gibt es nicht
  • Fremdenfeindlichkeit, das Bedürfnis nach Abgrenzung gibt es auch in der Mitt der Gesellschaft

Wer sich diese Studie selbst genau durchlesen möchte, findet rechts den Link zum PDF.