Kopftuchstreit in Deutschland

Der so genannte "Kopftuchstreit" in Deutschland bezieht sich auf die Diskussion um das Tragen von Kopftüchern, insbesondere von muslimischen Frauen, in der Öffentlichkeit. In Deutschland gibt es kein landesweites Kopftuchverbot, aber es gibt einige Beschränkungen, insbesondere im öffentlichen Dienst und in Schulen.

Kopftuchstreit und Kopftuchverbot

Wie bei vielen anderen Streitigkeiten auch, hatte der Kopftuchstreit verbunden mit dem Kopftuchverbot in Deutschland einen konkreten Anlass. Ende der 90er Jahre wurde einer Lehrerin aus Baden-Württemberg die Einstellung in den Schuldienst aufgrund des Tragens eines Kopftuches verweigert. Sie durfte also nicht als Lehrerin arbeiten, obwohl sie dafür ausgebildet wurde. Dagegen klagte sie und es entstand eine heftige Diskussion, die bis heute noch kein Ende gefunden hat. Diese Lehrerin wird zur Symbolfigur  im Kopftuchstreit in Deutschland.Das Land Baden-Württemberg sah das anders mit dem Tragen von Kopftüchern.

Urteil des Bundesverfassungsgerichts

Zunächst einmal wurde dieses Urteil von einem Gericht bestätigt. Der Fall ging bis ans Bundesverfassungsgericht.Das ist das oberste Gericht in Deutschland. Das Ganze ist ziemlich kompliziert. Denn in der Folge verboten acht deutsche Bundesländer das Kopftuch. Das war das Gegenteil dessen, was die Lehrerin nun mit ihrer Klage eigentlich erreichen wollte. 2015 gab es wieder ein Urteil. Das Bundesverfassungsgericht entschied nun, dass ein Verbot des Kopftuchs nicht mit dem deutschen Grundgesetz zu vereinbaren sei.

Warum tragen muslimische Frauen überhaupt ein Kopftuch?

Nicht nur Musliminnen tragen ein Kopftuch. Auch eine Nonne möchte ein Kopftuch tragen. Früher haben viele Frauen ein Kopftuch getragen, einfach, weil es praktisch war und die Haare zusammenhielt. Aber es geht jetzt nicht um ein Kopftuch, das jemand trägt, weil er oder sie dieses Kleidungsstück schick oder praktisch findet. Es geht um das Kopftuch als politisches Symbol - das islamische Kopftuch. Das Kopftuch steht für etwas. Doch wofür steht nun das Kopftuch überhaupt und warum regen sich viele Menschen darüber auf?

Für oder gegen das Tragen eines Kopftuchs?

Die einen regen sich auf, weil eine Frau ein Kopftuch trägt, die anderen, weil sie kein Kopftuch trägt. Das klingt erst einmal ziemlich verrückt. So sehen die einen in einem Kopftuch das Symbol für die Unterdrückung der Frau und ihre Herabsetzung. Dies gilt vor allem in manchen muslimischen Ländern.  Vor allem manche arabische Staaten sind hier zu nennen wie Saudi-Arabien zum Beispiel. Oder Länder wie Afghanistan oder der Iran, die Frauen unterdrücken  und die Frauenrechte einschränken. In diesen Ländern werden die Frauen gezwungen, ein Kopftuch zu tragen oder sogar einen Schleier. Manchmal sogar einen Ganzköperschleier. Dieser verhüllt das Gesicht und/oder den Körper der Trägerinnen. In diesen Ländern haben die Frauen nicht die gleichen Rechte wie die Männer. Dafür steht wieder der Schleier und/oder das Kopftuch als Symbol. Du musst wissen, auch Muslima wehren sich gegen das Kopftuch und viele sehen eben in diesem Kopftuch das Symbol für die Unterdrückung der Frauen. Doch wie ist das jetzt in Deutschland?

Kopftuch in Deutschland

So gibt es Frauen, die ein Kopftuch tragen wollen. Sie tun es freiwillig, nicht weil jemand ihnen dies vorschreibt, und sehen hierin ihre religiöse Pflicht. So gibt es Muslimas mit Kopftuch. Jetzt wird es noch komplizierter. Als Grund dafür nennen sie den Koran. Das ist das Buch, das für gläubige Muslime die Regeln aufstellt. Doch wer genau hinguckt, findet im Koran keine Stelle, die schreibt "Frauen müssen ein Kopftuch tragen" oder so ähnlich. Auch ist der Koran ein sehr altes Buch, ähnlich wie die Bibel der Christen. Solche Bücher müssen immer  in der Zeit gesehen werden, in der sie verfasst wurden. Und das ist ja schon eine ganze Weile her. So meinen aber die einen, aus den Schriften herauszulesen, dass Frauen ein Kopftuch tragen sollen. Dafür finden sie Stellen im Koran. Die anderen halten das für Unsinn und sehen diese Stellen nicht. Dennoch wird der Koran oft als Begründung angeführt, weshalb Frauen nun ein Kopftuch tragen sollten. Auch die Frauen selbst führen das übrigens an. In Deutschland dürfen Frauen ein Kopftuch tragen, es ist nicht verboten. Doch im Falle des Kopftuchstreites ging es um eine Lehrerin, die eben an einer Schule weiter ihr Kopftuch tragen wollte. Das ist wieder etwas anderes. Oder nicht?

Kopftuchverbot für Lehrerinnen

Beamt*innen werden beim Staat angestellt und haben besondere Pflichten. Sie wollte das Kopftuch auch im Unterricht tragen. Und das Kopftuch wird nicht nur als religiöses Symbol gesehen, sondern gleichzeitig als politisches. Und solche Symbole dürfen Lehrer*innen in Deutschland nicht tragen. Dagegen gibt es auch wieder Klagen.

Im Jahr 2003 wurde das Kopftuchverbot für Lehrerinnen in Baden-Württemberg gesetzlich verankert. Andere Bundesländer zogen nach und führten ähnliche Verbote ein. Im Jahr 2015 wurde dann jedoch das Verbot in Nordrhein-Westfalen aufgehoben. Die einzelnen Bundesländer regeln es unterschiedlich.

Auch im öffentlichen Dienst gibt es vereinzelt Kopftuchverbote, die jedoch oft umstritten sind und vor Gericht landen. In der Wirtschaft entscheiden die Unternehmen selbst über das Tragen von Kopftüchern durch ihre Mitarbeiterinnen.

Eine interessante Diskussion zum Thema Kopftuch - warum streiten wir uns?

Hier diskutieren zwei Frauen, ob das Kopftuch ein Zeichen der Unterdrückung der Frau sei und weitere Themen. [ © Stern TV ]

Und worum geht es nun beim Streit um das Kopftuch?

In der politischen Debatte um das Kopftuch geht es oft um Fragen der Integration, der Religionsfreiheit und des Feminismus. Während Befürworterinnen des Kopftuchs anführen, es sei ein Zeichen der Selbstbestimmung und Religionsfreiheit, kritisieren Gegnerinnen das Kopftuch als Symbol der Unterdrückung von Frauen und als Hindernis für die Integration.

So wird der Streit ums Kopftuch weitergehen. Aber bilde dir selbst ein Urteil. Vielleicht trägst du ja ein Kopftuch oder kennst jemanden? Frage einfach mal nach, weshalb. Es ist nicht ganz einfach, hier zu sagen, was am Ende richtig ist.