Comics: Manga und Graphic Novel

Comics erleben eine neue Blüte

Bis in die 80er Jahre hinein galten Comics als Bildergeschichten für Kinder. Diese Haltung änderte sich nun. Ab den 90er Jahren wurden Mangas, japanische Comics, in Deutschland und vielen anderen Ländern beliebt. Sie wurden zunehmend für Jugendliche geschrieben. Zur gleichen Zeit entstanden auch immer mehr Graphic Novels, die sich ebenfalls nicht an Kinder, sondern eher an Jugendliche und Erwachsene richten.
 

Mangas

Manga ist eigentlich nur die japanische Bezeichnung für einen Comic. In Deutschland wird der Begriff aber in erster Linie nur für die Comics aus Japan benutzt. Zu erkennen sind Mangas an bestimmten Merkmalen.

Was ist typisch für Mangas?

Mangas haben bestimmte Merkmale, ähnlich wie die Animes, Zeichentrickserien aus Japan. Zu diesen Stilmerkmalen gehören:

  • Mangas werden üblicherweise in Schwarz-Weiß gezeichnet.
  • Mangas werden von hinten nach vorn und von rechts nach links gelesen - so wie es in Japan üblich ist zu lesen.
  • Die Figuren werden niedlich und kindlich dargestellt. Das Kindchenschema wird eingehalten. Typisch sind große Augen, dazu ein großer Kopf und eine hohe Stirn, ein rundliches Gesicht, eine kleine Nase und ein kleiner Mund sowie ein spitzes Kinn.
  • Erzählt wird (im Story-Manga) detailreich, lang und filmartig. Die Erzählweise ist stark ausgebreitet.
  • Es gibt viele Bilder und wenig Text.
  • Es gibt viele Lautmalereien und Symbole, die schnelles Lesen ermöglichen.
  • Bewegungen werden oft in kleinen Schritten dargestellt.
  • Figuren werden vereinfacht oder übertrieben dargestellt, ebenso ihre Bewegungen oder Posen.
  • Erzählzeit (die Zeit, in der man den Comic liest) und erzählte Zeit (der Zeitraum, über den erzählt wird) liegen eng beieinander. Daher hat der Leser das Gefühl, "dabei zu sein".

Welche Formen von Mangas gibt es?

Mangas, also japanische Comics im allgemeinen, gibt es in verschiedenen Formen. Dazu gehört auch der Comicstrip, der auf Japanisch Yonkoma heißt. Er besteht üblicherweise aus nur vier Bildern. In den westlichen Ländern versteht man unter Manga jedoch meist den Story-Manga. Im Story-Manga werden lange und detailreiche Geschichten erzählt. Gagmanga, Sport-Manga

In Japan unterscheidet man außerdem je nach Zielgruppe fünf Gattungen. Shōnen richtet sich an Jungen und männliche Jugendliche, Seinen an männliche Erwachsene. Shōjo ist für Mädchen und weibliche Jugendliche gedacht,  Josei für erwachsene Frauen. Dazu kommen noch Mangas für Kinder, die Kodomo. Am stärksten auf dem Markt vertreten ist Shōnen. Allerdings gibt die Einteilung nicht Aufschluss darüber, wer den Manga tatsächlich liest, sondern mehr über den Inhalt. In Shōnen kann man mehr Action erwarten, in Shōjo eher Romantik.

Inhaltlich lassen sich die Mangas ebenfalls unterscheiden. Neben Krimigeschichten, Science Fiction, Fantasy oder Liebesgeschichten gibt es auch für Japan typische Inhalte wie etwa Sport-Mangas, die eine Sportart nahebringen, oder Mangas über Hobbys, Spiele, Geschichte oder Erziehung.

Mangas erscheinen in Japan in dicken Magazinen, die meist wöchentlich herauskommen. Mehrere Kapitel von mehreren Serien werden hier in schlechter Papierqualität verkauft. Regelmäßig erscheinen einzelne Serien dann als Taschenbuch in besserer Qualität. Seit den 2000er Jahren kann man Mangas auch digital kaufen und lesen. Dieser Markt wächst weiter stark. Ein Zeichner von Mangas heißt übrigens Mangaka. Die Vermarktung von erfolgreichen Mangas erfolgt über viele Kanäle, als Animes, mit Figuren, Spielen und Spielzeug.

Entwicklung der Mangas zum Exportschlager aus Japan

In den 50er Jahren wurde Osamu Tezuka zu einem Wegbereiter des modernen Mangas. Er zeichnete lange Geschichten, die in Fortsetzungen erschienen. Das waren die ersten Story-Mangas. Die Zeichnungen waren noch eher vom Stil Walt Disneys geprägt. Die Themen kamen aus allen möglichen Bereichen wie Alltag, Science Fiction oder Abenteuer. Für Mädchen gab es auch romantische Geschichten.

In den 70er Jahren gab es vermehrt auch Manga-Zeichnerinnen, die neue Themen für Mädchen und Frauen aufbrachten. Außerdem wurden Science-Fiction-Geschichten sehr beliebt in dieser Zeit. Die Vielfalt der Themen wuchs weiter.

In den 80er Jahren erreichten die Mangas Akira und Ghost in the Shell auch erste Erfolge in der restlichen Welt. In Japan bildete sich eine Fan-Szene, mit der internationalen Verbreitung auch in anderen Ländern. Große Erfolge hatten auch One Piece (ab 1997 auf dem Markt), Naruto (1999 bis 2014) oder Bleach (2001 bis 2016).

Mangas in Deutschland

In Deutschland begann die große Zeit der Mangas mit der Veröffentlichung der Serien Dragonball ab 1997 und Sailor Moon ab 1998. 2002 kam Yu-Gi-Oh! auf den deutschen Markt. Sie alle wurden auch als Animes verfilmt und auch in Deutschland mit großem Erfolg ausgestrahlt. Die Umsetzung von erfolgreichen Mangas als Animes ist generell typisch.

Die Mehrheit der Manga-Leser in Deutschland ist zwischen 14 und 25 Jahre alt, Mädchen und junge Frauen sind überdurchschnittlich vertreten. Auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig haben Mangas seit etwa 2000 eigene Bereiche. Dorthin kommen auch viele Cosplayer.

Was ist Cosplay?

Wenn Fans eine Figur aus einem Manga oder einem Anime nachspielen, nennt man das Cosplay. Das Wort setzt sich zusammen aus costume und play, es bedeutet also so viel Kostümspiel. Der Cosplayer ahmt die Figur mit einem Kostüm, eventuell einer Maske und Accessoires sowie dem Verhalten nach. Er schlüpft also in die Rolle dieser Figur.
 

Graphic Novels

Comics in Buchform, die längere Geschichten für Jugendliche oder junge Erwachsene erzählen, nennt man Graphic Novels, also "gezeichnete Romane". Sie wurden ab den 90er Jahren ebenfalls erfolgreich verkauft. Allerdings erreichte ihr Markt nie den der Mangas.

Graphic Novels sind von vornherein nicht als Serie angelegt wie andere Comics, wie zum Beispiel Micky Maus. Es sind abgeschlossene Geschichten, wobei mehrere Bände durchaus erscheinen können. Geprägt wurde der Begriff 1978 von Will Eisner, der sein Werk "A Contract with God" so nannte.

In Deutschland bringen einige Verlage Graphic Novels heraus, darunter zum Beispiel avant-verlag, Carlsen Comics, Edition 52, Edition Moderne, Panini und Reprodukt.

Zum Thema DDR empfehlen wir zwei Graphic Novels in unseren Buchtipps: "Drüben!" und "Grenzfall".