Jugendbücher: Fantasy wird hip

Der Boom der Fantasy-Bücher

Nachdem die Buchreihe um Harry Potter Anfang der 2000er Jahre einen wahren Hype auslöste, führte das zu einem Boom der Fantasy-Literatur. Zur Gruppe der Fantasy-Bücher gehören all die Geschichten, die in einer phantastischen Welt spielen, also in einer Welt, die es so nicht gibt. Viele Fantasy-Bücher wurden nach ihrem Erscheinen erfolgreich verfilmt.

Die Trilogie "Herr der Ringe" von J.R.R. Tolkien erschien schon 1954/55 und die deutsche Übersetzung 1969/70, doch die spektakuläre Verfilmung ab 2001 sorgte für einen richtigen Boom. Auch die "Chroniken von Narnia" wurden schon in den 1950er Jahren veröffentlicht, die erfolgreichen Verfilmungen stammen von 2005, 2008 und 2010.

Durch diese Erfolge wurden aber auch Autoren und Autorinnen dazu animiert, weitere Fantasy-Literatur zu schreiben. Fantasy kam aus seiner Nische heraus und wurde massentauglich. Neben Jugendbüchern wurden auch Fantasybücher für Kinder und Erwachsene geschrieben.
 

Was ist typisch für Fantasy?

Wie ist die Definition für Fantasy? Was ist typisch? Fantasy-Literatur spielt in einer phantastischen Welt. In ihr kommen zum Beispiel Zauberer, Zwerge oder Drachen vor. Oft stammen die phantastischen Wesen aus alten Mythen oder Sagen.

Manchmal tauchen die Figuren aus der normalen Welt in eine andere Welt ein, manchmal existieren regelrechte Parallelwelten.  Die "andere" Welt kann sich anlehnen an historische Epochen wie das Mittelalter. Typisch ist auch, dass es meist keine Technologie gibt wie in unserer realen Welt.

Typisch sind irreale, märchenhafte, übernatürliche oder magische Elemente. Neben Menschen wohnen oft auch andere Völker in der Fantasywelt, wie bei Tolkien zum Beispiel Elben, Orks und Zwerge. Feen und Tiermenschen wie Zentauren kommen auch häufig vor.
 

Welche Genres gibt es bei Fantasy?

Fantasy-Literatur lässt sich in verschiedene Genres oder Unterkategorien einteilen. Die bekannteste Unterscheidung ist die zwischen High Fantasy und Low Fantasy.

High Fantasy wird auch epische Fantasy genannt. "Der Herr der Ringe" und "Der Hobbit" von Tolkien oder "Alice im Wunderland" von Lewis Carroll sind klassische Beispiele dieses Genres. Typisch ist eine detailliert ausgearbeitete Welt, in der es verschiedene Völker, Kulturen, Sprachen und Tiere und Pflanzen gibt. Oft wird diese Welt als Karte gezeichnet vorne ins Buch gedruckt, damit sich die Leser besser zurechtfinden. Magie kommt ebenso vor wie der Kampf von Gut gegen Böse. Ein Held begibt sich auf eine Reise oder muss eine Aufgabe erfüllen. High Fantasy erscheint oft in mehreren Bänden.

Bei Low Fantasy hingegen kämpft meist ein starker Held gegen einen Bösewicht. Somit bringen die Kampfszenen die Handlung voran. Die Welt ähnelt mehr der unseren. Low Fantasy hat seine Wurzeln in den Heftromanen. Die Geschichten werden daher auch in kurzen Episoden erzählt und in sich abgeschlossen. Typische Low Fantasy ist etwa "Conan der Barbar" von Robert E. Howard oder die Geschichten von H.P. Lovecraft.

Man kann darüberhinaus noch andere Genres von Fantasy bestimmen. Dazu gehört Fantasy mit humoristischen Elementen (Funtasy, Light Fantasy, z.B. Walter Moers' Zamonien-Bücher und die Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett), Fantasy mit Elementen aus Science Fiction (Science Fantasy, z.B. Edgar Rice Burroghs' "John Carter vom Mars") oder Fantasy mit Horrorelementen (Dark Fantasy, z.B. Stephen Kings' "Der dunkle Turm"). Bei Urban Fantasy spielt die Handlung in unserer realen Welt, doch das wird durchbrochen durch eine zweite Welt, in der es Magie gibt. Ein Beispiel ist  die Harry-Potter-Bücher von Joanne K. Rowling. Es gibt natürlich auch Überschneidungen. So kann man "Harry Potter" auch zur High Fantasy zählen.
 

Welche Autoren schreiben Fantasy?

Einige erfolgreiche Fantasy-Autoren wurden ja schon genannt. Großen Erfolg in Folge der Harry-Potter-Romane hatten zum Beispiel die Reihen um Artemis Fowl von Eoin Colfer (deren acht Bände zwischen 2001 und 2008 erschienen) und die Eragon-Bücher von Christopher Paolini (vier Bände, 2003 bis 2011). Ab 2003 erschienen die Gregor-Bücher von Suzanne Collins.

Zwischen 2005 und 2009 erschienen die fünf Bände der Percy-Jackson-Reihe, die Rick Riordan schrieb. Jonathan Stroud ist der Autor der Bartimäus-Buchreihe, die von 2003 bis 2010 erschien. Von ihm stammen auch "Lockwood & Co." (ab 2013) und "Scarlett & Browne" (ab 2021).

In Deutschland ist Cornelia Funke eine der erfolgreichen Fantasy-Autorinnen. Von ihr stammen die Tintenwelt-Bücher (ab 2003), die Reckless-Reihe (ab 2010) und "Drachenreiter" (1997).  Sehr erfolgreich sind auch Wolfgang Hohlbein und Walter Moers.

George R.R. Martin schrieb seine Fantasysaga "Das Lied von Eis und Feuer" schon ab 1996.  Als Fernsehserie "Game of Thrones" war sie ab 2011 sehr erfolgreich zu sehen. Sehr gut verkaufte sich ab 1999 auch die Reihe "Das Spiel der Götter" von Stephen Erikson. Beide Zyklen gelten übrigens auch als High Fantasy.