Stirbt der Wald? Waldsterben

Im Einsatz für die Umwelt

Zunehmend sorgten sich in den 1970er Jahren gerade junge Menschen um die Umwelt. Schon 1963 war die deutsche Organisation des WWF (World Wildlife Fund) gegründet worden, der sich vor allem für Artenschutz einsetzte.

1975 folgte der "Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland" (BUND), 1980  Greenpeace. Sie alle setzen sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten für den Natur- und Umweltschutz ein.
 

Waldsterben 1980

Zu Beginn der 1980er Jahre wurde die Sorge um den Wald besonders groß. Studien hatten ergeben, dass der Wald in Deutschland sehr krank sei. Der "saure Regen" setzte den Bäumen zu. Aber warum war der Regen sauer geworden? Warum kam es zum Waldsterben?

Die Industrie und die Braunkohlekraftwerke, aber auch der Verkehr und die privaten Haushalte hatten über Jahre mehr und mehr Schwefel in die Luft gepumpt. Die Luft war also durch schwefelhaltige Abgase verschmutzt. Der Schwefel kam nun als säurehaltiger Regen wieder hinab zur Erde und schädigte die Bäume. Man fürchtete, dass der Wald nicht mehr zu retten sei.

1981 machte "Der Spiegel" mit seiner Titelstory "Der Wald stirbt" eine breite Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam.
 

Maßnahmen gegen das Waldsterben und Folgen

Maßnahmen wurden ergriffen, um den Wald zu retten: Die Industrie musste Filteranlagen einbauen und bisherige Verordnungen wurden verschärft. Die Autos bekamen neben bleifreiem Benzin nun auch Filter: Die Katalysatoren wurden Pflicht. Als direkte Maßnahme setzte man Kalk ein, der in den Wäldern verteilt wurde und den sauren Boden wieder "entsäuern" sollte.

Das Umweltbewusstsein in der Bevölkerung wuchs und wirkte sich auf viele andere Bereiche aus. Man begann den Müll zu trennen, nahm Jutebeutel mit zum Einkaufen. Jute statt Plastik wurde zum Motto.

Der Aufstieg der neuen Partei der Grünen stand ebenfalls in Zusammenhang mit dem gestiegenen Umweltbewusstsein. Doch auch die anderen Parteien setzten sich mehr und mehr mit der Umwelt auseinander.

Viele sinnvolle Änderungen wurden auch in der Amtszeit des Umweltministers Klaus Töpfer (CDU) zwischen 1987 und 1994 durchgesetzt.
 


Blick zurück

Neu in den 70er Jahren war überhaupt das Wort Umweltschutz. Man hatte erkannt, dass viele Fabriken mit ihren Abgasen und Ausleitungen von chemischen Abfallprodukten der Natur extrem schadeten. Viele deutsche Flüsse waren so verdreckt, dass es gefährlich war, darin zu baden.

Mit mehreren Gesetzen hatte die Regierung unter Willy Brandt reagiert: Fluglärm wurde 1971 eingeschränkt, Blei durfte nicht mehr in Benzin gemischt werden (Benzinbleigesetz 1971), die Beseitigung von Abfall wurde ebenso geregelt wie der Schadstoffausstoß von Fabriken. Die Industrie stellte diese Gesetze oft als Hemmschuh für Wirtschaftswachstum dar.

Dennoch sorgte das wachsende Umweltbewusstsein in der Bevölkerung auch für eine Ausweitung des Umweltschutzes. So wurde 1976 das Bundesnaturschutzgesetz beschlossen, 1976 das Abwasserabgabengesetz, nachdem die Unternehmen nun zahlen mussten, wenn sie umweltschädliche Substanzen in Gewässer leiteten. Seit 1980 müssen neue Stoffe zunächst auf Risiken für Mensch und Umwelt untersucht werden (Chemikaliengesetz).


Blick voraus

Vorhersagen, dass der Wald innerhalb von wenigen Jahren verschwunden sein würde, haben sich zum Glück nicht bewahrheitet. Manche Prognosen waren wohl einfach falsch oder gar Panikmache.

Auf das Umweltbewusstsein hatte die Debatte jedoch eine positive Auswirkung und Deutschland war in vielen Maßnahmen des Umweltschutzes Vorreiter in Europa.

Heute versucht man, Umweltschäden nicht erst hinterher zu begrenzen, sondern sie im Vorfeld zu vermeiden. Insgesamt ist der Stellenwert des Umweltschutzes in den 90er Jahren jedoch wieder gesunken.

In den letzten Jahren macht der Klimawandel dem Wald zu schaffen. Trockene Jahre wie die zwischen 2018 und 2021 förderten den Befall von Borkenkäfern, wodurch große Flächen an Wald abstarben.