Liedermacher

Deutsche Liedermacher der DDR

Sänger, die ihre Lieder selbst schrieben und sangen, gab es in West und Ost vor allem seit Mitte der 1960er Jahre. Manche dieser Liedermacher schrieben lustige Texte, andere erzählten Geschichten, wieder andere drückten in ihren Texten Gesellschaftskritik aus.

Diese Vielfalt spiegelte sich auch in der DDR wieder. Einige Sänger bogen auf den Kurs der SED ein, andere eckten schnell an, weil sie sich nicht beugen lassen wollten.
 

Festival des politischen Liedes

Politische Texte waren ja durchaus willkommen - so lange sie auf der Linie der SED lagen. Kampf- und Arbeiterlieder gehörten zum bekannten Liedgut und wurden an die junge Generation vermittelt.

So wurde dann auch 1970 das Festival des politischen Liedes zu einer beliebten Veranstaltung, die jährlich stattfand. Begründet wurde das Festival vom Oktoberklub (siehe Rocken auf Deutsch).
 

Wolf Biermann (geb. 1936)

Der bekannteste Liedermacher der DDR ist Wolf Biermann. Er war mit 17 Jahren im Jahre 1953 in die DDR umgesiedelt. Ab 1960 veröffentlichte er eigene Lieder, ab 1965 wurden diese verboten und Biermann durfte nicht mehr auftreten. Ab 1969 veröffentlichte Biermann seine Schallplatten in der Bundesrepublik.

Als Biermann sich im November 1976 anlässlich einer Tournee in der Bundesrepublik aufhielt, beschloss das Politbüro der DDR seine Ausbürgerung. Die Entscheidung wurde damit begründet, Biermanns Programm richte gegen die DDR und den Sozialismus.

Für die SED unerwartet, war der Protest gegen die Ausbürgerung riesig. Viele Künstler folgten Biermann schließlich in den Westen.
 

Bettina Wegner (geb. 1947)

Bettina Wegner machte als Schauspielerin und Sängerin schon früh die Erfahrung von Zensur in der DDR. Wegen Verteilung von Flugblättern gegen den sowjetischen Einmarsch in der Tschechoslowakei 1968 wurde sie von der Universität verwiesen und kam in Untersuchungshaft.

1976 protestierte auch sie gegen die Ausbürgerung Biermanns. Heimlich trat sie mit der Band MTS als "MTS und Sängerin" auf und wurde so zum Geheimtipp.

Durch einen Bericht im West-Fernsehen wurde sie 1978 auf einen Schlag auch im Westen bekannt. Hier konnte sie nun ihre erste Langspielplatte veröffentlichen.

Ihr bekanntestes Lied "Sind so kleine Hände" war ein Aufruf zu einer Erziehung ohne Gewalt und zur Aufrichtigkeit.

Sie erhielt 1979 sogar die Erlaubnis, im Westen aufzutreten - bis 1983 wegen "Zoll- und Devisenvergehen" gegen sie ermittelt wurde. Sie wurde vor die Wahl gestellt, womöglich ins Gefängnis gehen zu müssen - oder in den Westen überzusiedeln, was sie schließlich tat.
 

Gerhard Schöne (geb. 1952)

Gerhard Schöne wurde vor allem durch seine Kinderlieder bekannt, z. B. "Kinderland" und "Jule wäscht sich nie". Seine Lieder für Erwachsene sind häufig kirchlich geprägt.

1988 brachten Lieder wie "Mit dem Gesicht zum Volke" die Stimmung weiter Teile der Bevölkerung zum Ausdruck. Seine kritischen Töne nahm auch die SED wahr, dennoch erhielt Schöne 1989 den Nationalpreis der DDR.
 

Gerulf Pannach (1948-1998) und Christian Kunert (geb. 1952)

Christian Kunert gehörte ab 1971 der Klaus Renft Combo an, die schon 1958 gegründet und später auch als Band Renft bekannt wurde.

Gerulf Pannach schrieb Texte für Renft. 1975 musste sich die Band auf Druck der DDR-Behörden auflösen.

Kunert und Pannach traten von nun an häufig gemeinsam auf, jedoch nur bei inoffiziellen Auftritten. Nach Protest gegen die Ausbürgerung Biermanns wurden beide 1977 in die BRD ausgewiesen.
 

Stephan Krawczyk (geb. 1955)

Seit 1978 gehörte Stephan Krawczyk der Folkgruppe Liedehrlich an. Ende 1983 beging er neue Wege und trat aus der Gruppe aus. Seine kritischen Texte brachten ihm 1985 das Auftrittsverbot, Auftritte waren nur noch innerhalb der Kirche möglich.

Jahrelang wurde Krawczyk von der Stasi überwacht. 1988 wurde er nach Protesten während der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration verhaftet und schließlich gezwungen, die DDR zu verlassen. Sein bekanntestes Lied ist "Wieder stehen".