Und der Rohrstock?

In den 20er und den beginnenden 30er Jahren - also bevor die Nationalsozialisten an die Macht kamen - strengte man sich an, das Miteinander zwischen Lehrern und Schülern zu verbessern. Kinder waren nicht nur Wesen, die gezüchtigt werden wollten, sondern auch Schützlinge, die man - wie das Wort sagt - auch beschützen musste. Das sollte sich allerdings nach 1933 wieder ändern. 

Der Lehrer thronte über den Schülern

Schon allein der Aufbau eines Klassenzimmers zeigte, wer der Sagen hatte. Da war nichts mit Sitzordnungen, die nach Bedarf auch mal wechseln konnten. Es gab keine Projektarbeitsplätze oder nette Hilfsmittel, um Rechnen und Schreiben zu lernen. Keine Freiarbeit oder Methodenarbeiten. Ganz vorne stand das Lehrerpult, das sich wie eine Art Thron über den Rest des Raumes erhob.

Nix mit Stühle rücken

Die Kinder saßen auf harten Bänken vor leicht abgeschrägten Pulten. Pulte und Bänke waren fest im Boden verankert, so dass Stühle rücken von vornherein ausgeschlossen war. Stifte legte man in den breiten Rillen ab, die in jede Bank eingelassen waren. Daneben befanden sich die runden Löcher, in denen die Tintenfässer steckten. 

Der Rohrstock wartete

Die Prügelstrafe war noch üblich. Bestrafungen folgten auch zu geringen Anlässen, z.B. wenn ein Schüler einen Text nicht flüssig lesen konnte und bei einer Antwort stammelte. Oft gab es dann Stockschläge auf den Hintern, die Ohren wurden lang gezogen, in die Wangen gekniffen, Ohrfeigen ausgeteilt. Nicht selten flog der ein oder andere Gegenstand quer durchs Klassenzimmer und traf auch mal ein Kind.

"Indianer fühlt keinen Schmerz"

Besonders schmerzhaft war es, wenn die Kinder die Hand umdrehen mussten und der Lehrer auf die Knöchel schlug. Du kannst dir vorstellen, dass viele Kinder nicht mit Begeisterung in die Schule gingen. Nicht alle Lehrer wandten diese Methoden an, es gab auch Lehrer die auf das Schlagen verzichteten. Da allerdings der nationalsozialistische Erziehungsstil daraufhin ausgelegt war, die Kinder auf das harte Soldatenleben hin vorzubereiten, übernahmen viele Lehrer diese Methoden. Ab 1936 wurden genau die Lehrer aus dem Schuldienst entlassen, die dem NS-Staat nicht die Treue schworen. Fast alle Lehrer wurden Mitglieder des NS-Lehrerbundes. Und die Kinder waren dann dem Rest ausgeliefert.

Und die Eltern?

Die Eltern widersprachen selten. Entweder waren sie selbst der Meinung, ein bisschen "Zucht und Ordnung" würde den Kindern nicht schaden, oder sie hatten Angst, sich gegen die Lehrer zu stellen. Waren diese doch wichtige Autoritäten, denen man nicht widersprechen durfte.