Der Volkswagen für alle?

Vielleicht kennst du den VW Käfer, ein Auto von Volkswagen, das deine Eltern und Großeltern vielleicht noch gefahren haben? Ein Auto, das für viele Menschen mehr als nur ein Auto gewesen ist, auch wenn man es schwer schalten konnte, die Heizung nicht funktionierte und es auch ziemlich langsam fuhr und eine ganze Menge Benzin schluckte. Seine Ursprünge hat der Volkswagen noch zur Zeit des Nationalsozialismus.

KDF-Wagen

Damals wurde ein Wagen entwickelt, ein Vorläufer des Käfers, den Hitler als Propagandamittel einsetzte. Dieses Auto hieß "Kraft durch Freude"-Wagen  oder auch KDF-Wagen. Sein Konstrukteur und Erfinder war der Ingenieur Ferdinand Porsche. Hitler wollte das Autoprojekt unterstützen, sofern der Preis des neuen Autos unter 1000 Mark liegen sollte.

Prototyp im Jahr 1935

1935 wurde das erste Modell fertig, das nennt man Prototyp. Und schon 1936 machten sich die ersten drei Wagen auf die Straße. Der Volkswagen war ein vorbildlich konstruiertes Auto, das sich von jedem problemlos nutzen ließ. Der erste Volkswagen wurde dann bei der Grundsteinlegung des ersten Volkswagenwerks am 26. Mai 1938 einem größeren Publikum vorgestellt. Er hieß dann auch tatsächlich "KDF"-Wagen.

KDF-Sparkarte

Damit sich auch jeder einen solchen Wagen leisten konnte, wurde ein ganz besonderes Zahlungsmodell entwickelt: die KDF-Sparkarte. Das Auto konnte nur über dieses Zahlungsmodell erworben werden. Jeder Kunde war verpflichtet, pro Woche 5 Reichsmark in eine Kasse einzuzahlen. Zinsen erhielt man dafür allerdings nicht. Das Geld wurde gesammelt und so kamen bis zum Kriegsende fast 286 Millionen Reichsmark zusammen.

Die Leute, die das Geld eingezahlt hatten, bekamen allerdings nie ein Auto zu Gesicht. Es wurden zwar mehrere hundert Wagen gebaut und ab und an war auch einer auf der Straße zu sehen, aber das diente nur dazu, die Menschen in dem Glauben zu lassen, sie würden irgendwann auch ihr eigenes Fahrzeug fahren dürfen.

Die Wirklichkeit sah anders aus. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, als man vor allem militärische Fahrzeuge benötigte, wurde anstelle des KDF-Wagens für die Allgemeinheit ein spezieller Kübelwagen gebaut, dessen Konstruktion zwar auf dem KDF-Modell beruhte, der aber zu militärischen Zwecken eingesetzt wurde.  Und die wenigen Exemplare, die gebaut worden waren, gab man an militärische Stellen ab. Alle Einzahler waren um ihr Geld geprellt worden.


Blick voraus

Nach dem Krieg versuchten einige der Käufer ihr Geld wieder zurück zu bekommen. Allerdings sah sich die Firma Volkswagen nicht in der Pflicht, denn das Geld war auf einem Konto der Bank der Deutschen Arbeit gelandet und nicht auf dem Konto der Firma Volkswagen. Nach längerem Hin und Her und einigen Prozessen erhielten Käufer eines neuen Volkswagens eine kleine Vergünstigung. Wer keinen Wagen kaufen konnte, bekam 100 DM ausgezahlt. Die Stadt, in der der KDF-Wagen entstand, wurde kurz nach Kriegsende noch im Juli 1945 in Wolfsburg umgenannt. Hier wurden dann echte Volkswagen gebaut und auch der spätere VW Käfer. Noch heute werden in Wolfsburg Volkswagen hergestellt.