Die nationalsozialistische Familie

Die Familie stellte die "Keimzelle des Volkes" dar. Was sollte das heißen? Die Familie wurde im nationalsozialistischen System große Bedeutung beigemessen. Sie war ein kleiner, aber bedeutender Teil, ohne den der Rest nicht hätte funktionieren können. Dabei stand nicht der einzelne Mensch im Mittelpunkt, sondern das gesamte deutsche Volk, das wachsen sollte.

Männer galten als Ernährer und Beschützer. Frauen waren dazu aufgerufen, möglichst viele gesunde Kinder zu bekommen.

Ehen wurden von staatlicher Seite gefördert

Der Staat versuchte, Eheschließungen zu fördern. So gab es günstige Kredite für junge Paare, so genannte Ehestandsdarlehen, die den Familien den Start erleichtern sollten. Familien erhielten Steuererleichterungen, bekamen Kredite für eine Wohnungseinrichtung und Zuschüsse für die Kinder. Die deutsche Mutter wurde am "Muttertag" gefeiert und das Mutterkreuz ehrte Mütter mit besonders vielen Kindern. Abtreibungen wurden streng verboten und die Verhütung einer Empfängnis erschwert.

Doch nicht alle ließen sich in ihre Familienplanung reinreden

Obwohl der Staat sich in die Familienpolitik einzumischen versuchte, blieben Familie und Kinderkriegen letztendlich Sache der Familien. Viele Frauen wollten das nationalsozialistische Ideal einer Familie mit mindestens vier Kindern jedoch gar nicht erfüllen. Schlimm war allerdings, dass behinderte Menschen keine Familien mehr gründen durften, sie wurden ausgeschlossen. Wenn eine Verheiratung nicht im Sinne der Volksgemeinschaft gut geheißen wurde, verbot man sie schlichtweg. Auch so genannte "Mischehen" mit Juden waren verboten. Somit verhinderte man, dass Menschen selbst über ihre Familienplanung entscheiden konnten.

Frauen wollten ihre neue Selbstständigkeit nicht gerne aufgeben

Zwar nahmen zu Beginn der nationalsozialistischen Regierungszeit die Eheschließungen zu, gingen dann aber recht schnell wieder zurück. Auch wollten viele Frauen ihre Selbstständigkeit, die sie zum ersten Mal durch Arbeit erhalten hatten, nicht aufgeben. Zielte zu Beginn alles darauf hin, die Frauen aus dem Erwerbsleben heraus zu drängen, auch um die Arbeitslosenzahlen zu senken, so änderte sich dies wieder. Viele Arbeitgeber stellten lieber Frauen ein, weil sie diesen meist weniger Lohn zahlen mussten. Als es dann keine Arbeitslosen mehr gab, brauchte man plötzlich wieder die Frauen. So hob man am Ende sogar das Beschäftigungsverbot für Ehefrauen auf, das mit der Auszahlung des Ehestandsdarlehens verbunden war.

Im Krieg wurden die Frauen wieder dringend benötigt

Und nach Kriegsbeginn wurden die Frauen plötzlich überall dringend gebraucht, denn die Männer kämpften an der Front. Die nationalsozialistische Familienpolitik zeigte so, wie sehr der Anspruch in der Theorie und die gesellschaftliche Wirklichkeit, also das Leben, das die Menschen führten, im Widerspruch standen.