Härte und Stärke

Schon in der Vorschule versuchten die Nationalsozialisten auf die Erziehung der Kinder einzuwirken. Das bedeutete, dass der Satz "was mich nicht umwirft, macht mich hart", schon für Kleinkinder galt.

Der Staat wollte die Kinder erziehen - zu Nationalsozialisten

Vielleicht hast du so etwas schon einmal von deinem Opa gehört, früher war das ein sehr häufig geäußerter Satz, der innerhalb der Erziehung Anwendung fand. So ließ man auch kleine Kinder schreien und wollte möglichst eine enge Bindung zwischen Eltern und Kindern  verhindern. Brauchte man doch die Kinder sehr bald zum Ausbau des Staates sowie der Vorbereitung eines Krieges und sie  sollten möglichst keinen fremden Einflüssen - vor allem nicht durch die Eltern - ausgesetzt sein.

Die Jugendorganisationen hatten großen Einfluss auf die Kinder

Deshalb sollte es auch möglichst wenig Zeit für die Eltern geben, die Kinder zu erziehen. Der nationalsozialistische Einfluss kam zu einem kleinen Teil über die Schule, zu einem größeren über die nationalsozialistischen Jugendorganisationen, die es für die Jungs und die Mädchen gab. Hier erfolgte eine militärische Ausbildung, denn Hitler wollte Soldaten formen. Die Schule war nicht so wichtig wie die außerschulischen Organisationen.

Schwachsein galt als schlecht

Den Kindern sollte schon möglichst früh beigebracht werden, wie schlecht es ist, Schwäche zu zeigen. Oberstes Gebot waren Unterordnung und Gehorsam gegenüber Autoritätspersonen. Wer Kritik äußerte, bestimmte Regeln hinterfragte oder keine Lust hatte, bei den fragwürdigen Aktionen mitzumachen, wurde hart bestraft oder vor Freunden und Kameraden lächerlich gemacht. Eigeninitiative, Kreativität, Selbstbewusstsein im Sinne von persönlicher Stärke waren nicht gefragt, körperliche Stärke hingegen schon, denn ein Soldat musste stark und kräftig sein.

Es lebte der Gemeinschaftssinn - doch zu welchem Preis?

So wurde auch das Gemeinschaftsgefühl gefördert. Das ist an sich nichts Schlechtes, aber Gemeinschaft im Sinne der Nationalsozialisten bedeutete, der Einzelne musste sich immer unterordnen. Doch diese Gemeinschaft war das, was viele Kinder und später Jugendliche an den Jugendorganisationen toll fanden. Und je mehr die Eltern dagegen waren, desto eher nahm so mancher daran teil, auch um seine Unabhängigkeit zu beweisen. Darauf setzten die Nationalsozialisten und hatten damit  Erfolg. 


Blick voraus

Heute gibt es oft die Diskussion in der Politik, ob Eltern ihre Kinder möglichst früh in staatliche Einrichtungen wie Kinderhort, Kinderkrippe oder später auch Kindergarten geben sollten. Die Angst, die Erziehung an den Staat abzugeben, ist in Deutschland sehr viel größer als zum Beispiel in Frankreich. Hier gehen schon sehr kleine Kinder in die Kinderkrippe und die Leute halten das für völlig normal. Ein Teil der Angst der Eltern kommt auch daher, dass während des Nationalsozialismus eben der Staat sehr früh die Erziehung der Kinder übernommen hatte und das nicht zu deren Nutzen. Deshalb wollen manche Eltern sicher gehen, dass die Verantwortung bei ihnen bleibt. Wobei sich der heutige Staat von dem Staat des Nationalsozialismus natürlich komplett unterscheidet. Aber Ängste bleiben manchmal, auch wenn die Zeit voranschreitet.