Lieferkettengesetz

Was ist das Lieferkettengesetz?

Vielleicht hast du ja schon einmal vom so genannten Lieferkettengesetz gehört? Das ist ja schon schwierig auszusprechen, aber noch schwieriger zu verstehen.

Weltweit arbeiten viele Menschen unter Arbeitsbedingungen, die oft menschenunwürdig sind. Das betrifft auch viele Kinder. Jedes zehnte Kind auf der Welt muss arbeiten. In Afrika arbeiten sogar 20 von 100 Kindern. Kinderarbeit gibt es auch in Europa. Das sind immer ungefähre Zahlen und sie stammen aus dem Jahr 2016. Doch wir vermuten, dass es heute [Stand 2023] noch nicht besser geworden ist. Viele Menschen arbeiten unter unsicheren Bedingungen in Fabriken. Sie arbeiten mit giftigen Stoffen, die sie krank machen können. Sie arbeiten mit Stoffen, die nicht nur sie, sondern auch die Umwelt schädigen. Sie erhalten für ihre Arbeit viel zu wenig Geld. Wir wollen das zwar nicht, aber das ist die Wirklichkeit. Oft interessiert uns das gar nicht, denn wir wollen möglichst billige Produkte kaufen.

In Deutschland gibt es zum Beispiel einen Mindestlohn und ein Verbot der Kinderarbeit. Doch Kinderarbeit gibt es weiter in vielen anderen Ländern, aus denen wir unsere Waren beziehen.. In Deutschland gibt es Unternehmen, die sich verpflichtet haben, auf faire Bedingungen, Menschenrechte und Umweltstandards zu achten. Doch das war lange Zeit nur freiwillig und wurde nicht überprüft. Manche haben sich daran gehalten, manche teilweise und manche wenig. Das Lieferkettengesetz soll hier nun Abhilfe schaffen. In Kraft trat es am 1. Januar 2023.

Was ist eine Lieferkette?

Eine Lieferkette enhält all die einzelnen Schritte, die notwendig sind, dass ein Produkt entsteht. DAs kann eine Jeanshose sein, aber auch ein Auto oder ein Laptop. Zu einer Lieferkette gehört die Planung des Produkts, die Beschaffung des Rohstoffes (z.B. Baumwolle), die Verarbeitung der Baumwolle, die Herstellung (aus dem Garn wird eine Jeans) und der Verkauf.

Wie kam es zum Lieferkettengesetz?

Es schlossen sich Organisationen und Politiker*innen zusammen und überlegten gemeinsam, wie man diese Sache mit den Lieferketten verbessern könnte. Greenpeace, Brot für die Welt, BUND, Amnesty International, Misereor und ver.di zählen dazu. Es sind aber noch einige mehr.

Wenn du etwas kaufst, weißt du oft nicht, ob diese Ware unter guten oder unter schlechten Bedingungen hergestellt wurde. Das ist nicht immer ganz einfach. Doch um dies einfacher zu machen, gibt es das Lieferkettengesetz.

Hier erfährst du wichtige Fakten über das Lieferkettengesetz:

[ © klima:neutral ]

Es ist nicht einfach, die genauen Lieferketten nachzuprüfen: die Zulieferfirmen

So kam man auf die Idee, genau nachzuschauen, woher kommen denn die Waren? Wie erfolgten die einzelnen Arbeitsschritte? Unter welchen Bedingungen wurden die Produkte zusammengesetzt? Wie sieht es mit der Umweltverträglichkeit aus? Arbeiteten die Menschen unter fairen Bedingungen? Erhalten sie angemessenen Lohn?  Wie du siehst, sind das alles Fragen, die sehr wichtig sind. Doch sind sie nicht so einfach zu beantworten.

Für einen einzelnen Teil funktioniert das noch. Eine Jeans besteht vielleicht aus Bio-Baumwolle, das lässt sich nachprüfen. Doch was ist mit der Farbe, mit der die Jeans gefärbt wurde? Wohin wurden die Farbreste entsorgt? Waren diese giftig? Und schon ist die Lieferkette mit fairen und umweltverträglichen Bedingungen unterbrochen. Vielleicht erhalten die Arbeiter*innen, die diese Jeans nähen, angemessenen Lohn. Doch was ist mit den Knöpfen, die auf die Jeans genäht werden? Woher kommen diese? Wie arbeiten die Leute in der Knopffabrik? Wir sprechen von sogenannten "Zulieferfirmen". Um ein Produkt herzustellen, sind viele einzelne Schritte notwendig. Das nennt man "Lieferkette" (vgl. Infobox oben). Das Gesetz sollte nun sicherstellen, dass alle sich an die oben genannten Bedingungen halten.

Was ist das Ziel des Lieferkettengesetzes?

Die Firma, die jetzt in Deutschland Jeans verkauft, muss also erst einmal überprüfen, ob alle Schritte auch dem Gesetz entsprechen. Sie muss die ganze Lieferkette überprüfen. Und da fangen die Probleme an. Und hier beginnt auch gleichzeitig die Kritik am Lieferkettengesetz.

Kritik und Lob am Lieferkettengesetz

So beschweren sich die einen - vor allem Leute aus der Wirtschaft -, dass dieses Überprüfen mit einem großen Aufwand verbunden sei. Das stimmt auch so. Sie sehen sich dadurch benachteiligt. Würden sie sich an das Gesetz halten, andere Firmen in anderen Ländern aber nicht, wären sie im Wettbewerb im Nachteil. Das Gesetz würde nur Sinn machen, wenn alle sich daran hielten. Doch was sind alle? Europäische Länder, alle Länder der Welt?  

Die anderen beklagen, das Gesetz sei nicht streng genug. Nicht alle an der Lieferkette Beteiligten halten sich daran, somit ist es Quatsch. Auch betrifft es nicht alle Firmen, sondern nur solche mit einer bestimmten Anzahl an Mitarbeiter*innen. Kleinere Firmen müssen sich nicht daran halten. Auch das stimmt.

Hilft es, wenn es das Lieferkettengesetz nur in Deutschland gibt?

Nein, wir brauchen Regeln für ganz Europa. So berät auch die EU-Kommission über eine Regelung, die einheitlich in allen europäischen Ländern gelten soll. Erst dadurch könnten wirkliche Lieferketten entstehen, die fair sind, die Menschenrechte schützen und die Umwelt vor weiteren Schäden bewahren. Voraussetzung aber ist, dass es keine Schlupflöcher gibt, die Ketten ernsthaft kontrolliert werden und alle mitmachen. Und dass die auch bestraft werden, die sich nicht an die Regeln halten.

Noch besser wäre es natürlich, wenn sich alle weltweit daran halten würden. Der Weg dahin ist noch weit. Doch wie oft heißt es eben “der Weg ist das Ziel”. Auch du kannst deinen Teil dazu beitragen, wenn du darauf achtest, woher die Waren kommen, die du und deine Eltern kaufen.