Wackersdorf: "Stoppt den WAAhnsinn"

12. 10. 1985 - 31. 5. 1989

Proteste gegen die WAA Wackersdorf

In Wackersdorf in Bayern sollte eine Wiederaufbereitungsanlage (WAA) entstehen. Darin wollte man Kernbrennstoffe wieder aufbereiten.

Nachdem am 27. September 1985 die erste Genehmigung zum Bau erteilt worden war, formierte sich Widerstand in der Bevölkerung. Am 12. Oktober demonstrierten zehntausende Atomkraftgegner in München gegen die Anlage.
 

Hüttendorf als Protest

Am 11. Dezember wurde in Wackersdorf mit der Rodung von Bäumen begonnen, um Platz für den geplanten Bau zu schaffen. Daraufhin erbauten Atomkraftgegner am 14. Dezember ein Hüttendorf.

Am 16. Dezember wurde es von 3700 Polizisten geräumt und abgerissen. Es gab 869 Festnahmen.

Am 21. Dezember stand wieder ein Hüttendorf. Es wurde am 7. Januar 1986 geräumt.
 

Mai 1986: Viele Verletzte

Vom 17. bis 19. Mai 1986 kam es zu den bis dahin heftigsten Auseinandersetzungen am Bauzaun der geplanten Anlage. Zwei Polizeifahrzeuge wurden in Brand gesteckt, woraufhin die Polizei CS-Reizgas (Tränengas) gegen die Demonstranten einsetzte. Mehr als 300 Menschen wurden verletzt, etwa die Hälfte waren Demonstranten, die andere Hälfte Polizisten.
 

Juni 1986: Erneute Kämpfe und Einreise verweigert

Am 7. Juni trafen 30.000 Demonstranten und 3000 Polizisten aufeinander. Auch diesmal kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. Es gab 400 Verletzte und 48 Festnahmen.

Am 7. Juni und erneut am 28. Juni 1986 durften mehr als 300 Österreicher nicht nach Deutschland einreisen, weil sie an einer Demonstration in Wackersdorf teilnehmen wollten. Die bayerische Landesregierung verhängte ein Einreiseverbot.
 

Anti WAAhnsinn

Am 26. und 27. Juli 1986 veranstalteten Atomkraftgegner in Burglengendorf (20 km entfernt von Wackersdorf) ein Musikfestival, das "Anti WAAhnsinnsfestival".

Es war schon das fünfte seiner Art, rief aber großes Medieninteresse hervor, weil so bekannte Rockgrößen wie BAP, Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer auftraten - unentgeltlich. 100.000 Zuhörer kamen.
 

Weitere Proteste gegen die WAA Wackersdorf

Die einheimische Bevölkerung zeigte sich solidarisch mit den Atomkraftgegnern von außerhalb. Bis 1989 kam es zu weiteren Demonstrationen. Die Polizei durfte ab dem Sommer 1986 Blendschockgranaten und Gummischrotgeschosse einsetzen. Am 10. Oktober 1987 wurden erneut zahlreiche Demonstranten verletzt.
 

Einstellung der Bauarbeiten

Die Betreiber entschieden sich schließlich, mit der französischen Aufbereitungsanlage in La Hague zusammen zu arbeiten. Am 31. Mai 1989 wurden die Bauarbeiten in Wackersdorf eingestellt.