Konrad Adenauer: gehasst und verehrt

Die Person Konrad Adenauers bleibt bis heute umstritten. Viele Menschen verehren ihn, andere sehen in ihm die Person, der eine frühe Wiedervereinigung durch seine Politik der Westbindung verhindert habe.

Adenauer hatte nie mit dem NS-Regime zusammen gearbeitet

Vieles wurde über Konrad Adenauer geschrieben. Er war der erste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Er wurde demokratisch gewählt und man konnte ihm nicht die Zusammenarbeit mit dem NS-Regime zur Vorwurf machen. Er hatte politische Erfahrung als Oberbürgermeister der Stadt Köln, war eine starke Persönlichkeit mit hoher Durchsetzungskraft, eine Führungspersönlichkeit würde man sagen,  und er vermochte, Menschen zu überzeugen. Er konnte seine Ziele aber auch mit aller Kraft durchsetzen. Politischen Gegnern gegenüber zeigte er sich unerbittlich und auch seinen Parteifreunden gegenüber nahm er kein Blatt vor den Mund.

Autoritär und konservativ

Adenauer war konservativ. Er hielt an den "alten Werten" fest und war streng katholisch. Und dies spiegelte sich auch in seiner Politik. Er regierte autoritär, duldete wenig oder gar keinen Widerspruch. Wenn es seinen politischen Zielen diente, konnte er auch einmal seine Meinung ändern. "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern", ist ein Ausspruch, der Adenauer zugeschrieben wird. Allerdings ist nirgends belegt, dass er das wirklich so gesagt hat, aber es umschreibt seine Art, Politik zu machen, ganz gut.

Warum wählten die Menschen Konrad Adenauer?

Konrad Adenauer war von einer Mehrheit der Deutschen demokratisch gewählt worden, keine Frage. Auch wenn er sehr autoritär herrschte, die Presse lenkte und auch im Bereich des Films eindeutig Zensur ausübte, war er bei vielen Menschen beliebt. Woran lag das?

Die Sehnsucht nach einem Großvater

Die meisten Deutschen wünschten sich in der Zeit nach dem Krieg eine Großvaterfigur an der Regierungsspitze. Jemanden, dem man vertrauen konnte und der die Menschen führte und ihnen zu zeigen hatte, "wo es lang ging". Und derjenige sollte sich möglichst um die Regierungsgeschäfte kümmern und dafür sorgen, dass es ihnen besser ging. Wirklich großes Interesse an der neuen Demokratie gab es nicht, zumindest in weiten Kreisen der Bevölkerung. Das überließ man dem Kanzler, oft wird von der Adenauerzeit auch von einer Kanzler-Demokratie gesprochen.

Die "gute alte Zeit" und Otto von Bismarck

Man wollte an die gute alte Zeit anknüpfen und diese gute alte Zeit sahen die meisten Deutschen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Einige auch noch in der ersten Zeit der Hitlerregierung, als es Deutschland noch gut ging, wie viele meinten. Übrigens wurde lange Zeit bei Umfragen nach dem beliebtesten Politiker, Otto von Bismarck genannt und gar nicht einmal Konrad Adenauer. Es sollte noch eine Weile dauern, bis Adenauer Bismarck überholte.

Die Adenauer-Ära

So führte Adenauer die Bundesrepublik in ein System, das sich an den Westen und die Vereinigten Staaten anband. Er kämpfte mit all seinen Mitteln gegen den Kommunismus, der so gar nicht seinem Denken und seinem Weltbild entsprach. Er prägte mit seinem Namen eine ganze Zeit, die Adenauer-Zeit oder Adenauer-Ära

So kann man Konrad Adenauer schätzen oder kritisieren, ignorieren kann man ihn keinesfalls, denn er drückte der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg seinen persönlichen Stempel auf.

Auf folgendem Video hörst und siehst du Konrad Adenauer bei einer Wahlkampfrede aus dem Jahr 1961. Er greift hier seinen politischen Hauptgegner - die SPD - heftig an.

Wahlkampfrede Adenauers

Diese Wahlkampfrede Konrad Adenauers aus dem Jahr 1961 richtet sich gegen seinen wichtigsten politischen Gegner, die SPD. [ © Konrad Adenauer Stiftung ]

Die Konrad Adenauer Stiftung hat uns dieses Wahlvideo zur Verfügung gestellt.