Junge Pioniere

Jungpioniere in der DDR

Die Jungen Pioniere waren eine politische Massenorganisation für Kinder. Offiziell hieß sie "Pionierorganisation Ernst Thälmann" (nach Ernst Thälmann). Sie war damit die erste Organisation im Leben der meisten DDR-Bürger, auf die später FDJ und FDGB folgten. Eng eingebunden waren die Pioniere in den Schulalltag.
 

Jungpionier und Thälmann-Pionier

Die feierliche Aufnahme der Erstklässler erfolgte in der Regel im Dezember zum Pioniergeburtstag. Am 13. Dezember 1948 war die Organisation nämlich gegründet worden. Als Jungpionier bekam man das begehrte blaue Halstuch, das mit blauer Hose bzw. Rock und weißer Bluse zu bestimmten Feiern oder dem Fahnenappell in der Schule getragen werden musste. Auch ein blaues Käppi gehörte zur Kleidung.

In der vierten Klasse wurde man dann Thälmann-Pionier und erhielt (seit 1973) ein rotes Halstuch als Erkennungszeichen. Das behielt man bis zur 7. Klasse.

Danach trat man in die FDJ (Freie Deutsche Jugend) ein. 1989 waren 98 Prozent aller Schüler der DDR Mitglied bei den Jungen Pionieren.
 

Aufbau der Organisation

Die Pioniere einer Schulklasse bildeten eine Pioniergruppe. Aus dieser wurde ein Gruppenrat gewählt und aus diesem wiederum ein Vorsitzender. Ein Lehrer oder ein FDJ-ler war der Gruppenpionierleiter.

Die Pioniere entsandten außerdem aus ihrer Gruppe Vertreter in den Freundschaftsrat. Das war eine Art Schülervertretung der ganzen Schule. Auch im Freundschaftsrat wurde wieder ein Vorsitzender gewählt.

Ein Funktionär der FDJ war Freundschaftspionierleiter. Er war organisatorisch und politisch für alle Pioniere einer Schule verantwortlich, die in ihrer Gesamtheit auch "Pionierfreundschaft" hießen.
 

Losung und Gruß der Jungen Pioniere

Die Losung der Pioniere lautete: "Für Frieden und Sozialismus: Seid bereit!" Das sagte der Lehrer zu Beginn des Unterrichts oder rief der Freundschaftsratsvorsitzende z. B. beim Fahnenappell, worauf die Klasse oder Gruppe antwortete: "Immer bereit!". Verkürzt wurde das meist auf "Seid bereit! – Immer bereit!"

Bei der Antwort grüßte man nach Art der Pioniere: Die flache rechte Hand wurde so über dem Kopf gehalten, dass der Daumen zum Kopf und der kleine Finger zum Himmel zeigte.
 

Fahnenappell

Der Pioniergruß wurde auch beim Fahnenappell vollzogen. In den 1950er Jahren wöchentlich, dann mehrmals im Jahr zu bestimmten Anlässen wie dem Schuljahresanfang, fand dieser Fahnenappell in der Schule statt. Bei diesem militärischen Ritual traten alle Schüler in Reih und Glied an.

Die Klassen marschierten gemeinsam ein und stellten sich auf. Die Pionier- und die FDJ-Fahnen wurden herbeigetragen und mit Pioniergruß gegrüßt. Es wurde gesungen und eine Klasse trug Texte oder Gedichte vor. Die Ehrung von Schülern für besondere schulische, sportliche oder politische Leistungen wurde ebenfalls hier durchgeführt.
 

Was machten die Jungen Pioniere?

Regelmäßig traf man sich zu Pioniernachmittagen. Dort wurde gebastelt oder es wurden gemeinsame Aktionen geplant. So sollten sich die Pioniere für den Frieden einsetzen und sich solidarisch mit den Völkern der Welt zeigen, denen es nicht so gut ging. So sammelten die Pioniere z. B. Altglas und spendeten das Geld dafür dann für Projekte in Afrika oder es wurden Solidaritätsbasare veranstaltet.

Außerdem lernten die Jungen Pioniere zahlreiche Lieder wie "Der kleine Trompeter", "Immer lebe die Sonne" oder "Blaue Wimpel im Sommerwind".

In größeren Städten gab es Pionierhäuser. In diesen Freizeiteinrichtungen gab es zahlreiche Freizeitangebote wie Malen oder Töpfern.
 

Pionierlager

Es gab auch Ferienlager, die für die Jungen Pioniere organisiert wurden. Die Kinder fuhren dann in eins der zuletzt 48 Zentralen Pionierlager oder kurz ZPL. Einen Platz im Pionierlager bekam man gewöhnlich nur, wenn man besondere schulische oder gesellschaftlich wichtige Leistungen erbracht hatte. Der 18-tägige Aufenthalt war kostenlos.

In einigen ZPL konnten auch Kinder westlicher Kommunisten Urlaub machen, v.a. aus der Bundesrepublik, Italien, Frankreich und Spanien. Die Begegnung mit Kindern aus dem westlichen Ausland stellte für die DDR-Kinder einen besonderen Reiz dar.