Staatsdoktrin Antifaschismus

Antifaschismus als Staatsdoktrin

Für das ideologische Selbstverständnis der DDR, also ihre Weltanschauung, war der Antifaschismus besonders wichtig. Er wurde zu einer Staatsdoktrin, einem Grundsatz des Staates.

Nach außen wurde diese Haltung durch die Errichtung vieler antifaschistischer Denkmale demonstriert. Der zweite Sonntag im September wurde zum OdF-Tag erklärt, einem Gedenktag der Opfer des Faschismus.
 

Was ist Antifaschismus?

Anti heißt "gegen". Antifaschismus bezeichnet also die Haltung gegen Faschismus, also gegen rechtsradikale, totalitäre Regime und Parteien, wie sie die nationalsozialistische Diktatur unter Adolf Hitler und seine Partei, die NSDAP, zwischen 1933 und 1945 verkörperten.
 

Kommunisten als Antifaschisten

Gegner der Nationalsozialisten waren, neben anderen Gruppierungen, auch Kommunisten, organisiert in der KPD. Die KPD wurde nach der Machtübernahme Hitlers verboten. KPD-Mitglieder mussten abtauchen oder ins Exil gehen.

Einige, wie auch Walter Ulbricht, gingen nach Moskau. Mit ihrer Rückkehr nach der deutschen Kapitulation wollten sie nun einen sozialistischen Staat aufbauen. Dazu gehörte auch eine antifaschistische Haltung.
 

Abgrenzung zur Bundesrepublik

Die DDR sah sich dann in der Nachfolge des antifaschistischen Kampfes der KPD. Der Antifaschismus diente in der DDR aber nicht nur zur Abgrenzung vom Nationalsozialismus, sondern auch von der Bundesrepublik. Die Berliner Mauer wurde z. B. zur Rechtfertigung benutzt, sich vor dem Faschismus schützen zu müssen. Im DDR-Jargon hieß die Mauer folgerichtig Antifaschistischer Schutzwall.

Aus DDR-Sicht besaß die Bundesrepublik nach wie vor faschistische Züge. Tatsächlich schien es zumindest so, dass die Verfolgung von Kriegsverbrechern im Westen weniger hartnäckig als in der DDR betrieben wurde.

Auch wurden in der Bundesrepublik viele Posten in Verwaltung und Justiz bald von ehemaligen Nazis besetzt (siehe: Auf dem rechten Auge blind). Faschistisches Gedankengut hielt sich in den Köpfen vieler Menschen.
 

Der Schein trügt

Allerdings gab es auch in der SED nicht wenige ehemalige Mitglieder der NSDAP, 1954 waren es immerhin 25 Prozent. Mit der NDPD wurde im Mai 1948 sogar eine Blockpartei geschaffen, die ehemalige einfache Mitglieder der NSDAP und Wehrmachtsoffiziere in das neue Herrschaftssystem der SED einbinden sollte.

Und das Ministerium für Staatssicherheit warb sogar gezielt ehemalige Nazis an. Die Täterschaft wurde als Druckmittel benutzt, sich nun aktiv für die DDR einzusetzen.

In der DDR betrachtete man die Zeit des Nationalsozialismus als notwendige Phase des Klassenkampfes. Die DDR sah man als Sieger der Geschichte - oder zumindest auf dem Weg dahin. Immer wieder trichterten die Politiker das der Bevölkerung ein. Der Antifaschismus wurde sozusagen von oben verordnet. Er diente der SED als Instrument zur Sicherung der eigenen Herrschaft.

Als Opfer des Nationalsozialismus wurden insbesondere die kommunistischen Widerstandskämpfer erklärt. Der Millionen ermordeter Juden wurde hingegen kaum gedacht.

Während Opfer der NS-Diktatur in der Bundesrepublik einen Anspruch auf Entschädigung geltend machen konnten, wurde so etwas in der DDR nicht gewährt. Eine echte Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, wie sie in der Bundesrepublik zwar verspätet, dann aber doch einsetzte, fand in der DDR nicht statt.