Kinder und der Erste Weltkrieg

Wie die Fähnchen im Wind

Viele Kinder litten im Ersten Weltkrieg. Die Tatsache, dass ihre Väter an die Front gingen und die Mütter gezwungen waren, sich Verdienstmöglichkeiten zu suchen, brachte ihr Leben völlig durcheinander. Auch ihr normaler Alltag in der Schule sah plötzlich ganz anders aus als zuvor. In den Klassenzimmern wurden Landkarten aufgehängt, an denen man mittels kleiner eingesteckter Fähnchen den Verlauf der Front erkennen konnte. Für ältere Schüler bestand die Gefahr, an die Front zu kommen. Diese Tatsachen ließen die anfängliche Kriegsbegeisterung nach und nach schwinden.

"Siegfrei" begeisterte nicht alle Kinder

Der Krieg schlich sich in den normalen Unterricht ein. Schüler der unteren Klassen übten wie die Soldaten. Kinder arbeiteten auf den Feldern als Erntehelfer oder wurden zu einfachen Arbeiten herangezogen. Gab es wieder einen Sieg an der Front, dann jubelten alle und die Kinder erhielten "siegfrei". Das klingt vielleicht ganz gut, doch so war auf Dauer kein richtiger Unterricht möglich. Und schon bald nach den ersten Siegen im Jahr 1914 gab es auch nicht mehr so viel zu feiern.

Kriegsalltag im Ersten Weltkrieg für die Kinder: Immer weniger zu essen!

Die Väter der meisten Kinder befanden sich an der Front. Kamen die Väter irgendwann zurück, so waren sie meist verletzt oder schwer traumatisiert. Dies bedeutete, sie konnten die schrecklichen Dinge, die sie an der Front erlebt hatten, gar nicht verarbeiten und wieder normal leben. Oft hatten die Väter auch noch einen Arm oder ein Bein verloren und waren nicht mehr fähig, ihrer Arbeit nachzugehen. Oft mussten die Mütter die Versorgung der Familien komplett übernehmen.

Als die Lebensmittel ab 1915 immer knapper wurden, litten viele Kinder. Es gab nicht ausreichend zu essen und das, was es zu essen gab, hatte oft eine schlechte Qualität. Viele Kinder hungerten, wurden schwächer und am Ende krank. Oft standen Kinder in Schlangen vor Lebensmittelgeschäften, um etwas Butter oder ein paar Eier zu bekommen.

Was war der Steckrübenwinter?

Viele Kinder waren völlig auf sich selbst gestellt, da ihre Mütter in den Fabriken arbeiteten und die Väter nicht zu Hause waren. So mussten sie sich selbst um Lebensmittel kümmern. Ganz schlimm wurde es im Winter von 1916 auf 1917. Jetzt gab es nicht einmal mehr Kohlen, um zu heizen oder zu kochen. Kartoffeln, von denen man sich zuvor weitgehend ernährte, gab es auch fast keine mehr. Anstelle der Kartoffeln aber Steckrüben. Aus Steckrüben kochte man Suppen und erstellte sogar Nachtische. Dieser Winter wurde auch "Steckrübenwinter" genannt.

Was bedeutete "hamstern"?

Um der schlimmsten Not zu entkommen, wanderten viele Kinder am Wochenende aufs Land, um zu "hamstern". Das bedeutet, dass man sich Vorräte anlegte, wie eben Hamster das gerne tun, wenn sie alles Mögliche in ihre Backentaschen stopfen. Das durfte man eigentlich nicht, aber der Hunger war so groß, dass sich die Menschen nicht von den Hamsterkäufen bei den Bauern abhalten ließen, selbst bei Androhung harter Strafen. 

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