Königreich Italien

Königreich Italien

Italien war seit 1861 ein Königreich, hervorgegangen aus dem Königreich Sardinien und einer Reihe eigenständiger Fürstentümer. In der Risorgimento genannten Nationalbewegung wurde Italien nun ein Nationalstaat. Das Königreich war eine parlamentarische Monarchie, es gab also eine Volksvertretung. König wurde Viktor Emanuel II., der zuvor König von Sardinien-Piemont gewesen war.

Nach seinem Tod 1878 wurde sein Sohn Umberto I. sein Nachfolger. Er starb 1900 durch ein Attentat. Ihm folgte wiederum sein Sohn Viktor Emanuel III. auf den Thron. Alle drei Könige stammten aus dem Haus Savoyen, einer Adelsfamilie, die schon seit dem Mittelalter in den Savoyen und Piemont (im Nordwesten Italiens) herrschte.

Italien kämpfte mit großen wirtschaftlichen und sozialen Problemen. Der Norden war weiter entwickelt als der Süden, wo zudem viele Räuber (Briganten) ihr Unwesen trieben. Es gab sehr viele Menschen, die nicht lesen und schreiben konnten. So gab es 1870 75 Prozent Analphabeten im Land.

Umberto I.: Expansion und Massenauswanderung

Umberto I. regierte von 1878 bis 1900. Im Mai 1882 wurde zwischen dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn und dem Königreich Italien der Dreibund geschlossen. Die drei Länder versprachen sich gegenseitige Unterstützung beim Angriff durch ein anderes Land. Italien strebte wie die anderen europäischen Länder nach Kolonien. Zwischen 1881 und 1889 eroberte es Gebiete in Äthiopien und Somalia, also in Ostafrika.

Finanziert wurde dies durch Steuererhöhungen und Sparmaßnahmen. Dadurch wuchsen die sozialen Spannungen weiter. Schon seit 1850 wanderten immer mehr Menschen aus, bevorzugt in die USA, aber auch nach Argentinien, Brasilien, Kanada und Australien. Mehr als 16 Millionen Italiener verließen zwischen 1880 bis 1925 ihr Land. Sie wollten der Armut, den alten Strukturen mit viel Großgrundbesitz und der nur langsam voranschreitenden Industrialisierung entgehen. Die Sozialisten erfuhren eine Stärkung, als sich 1893 mehrere Organisationen und Parteien zur Sozialistischen Partei Italiens zusammentaten (Partito Socialista Italiano, PSI).

1898 kam es in Mailand zu einem Aufstand gegen steigende Brotpreise, der von General Bava-Beccaris mit Gewalt niedergeschlagen wurde. Zwischen 80 und 300 Menschen starben dabei. Der König gratulierte dem General zu seiner Vorgehensweise und schuf sich damit Feinde. Einer ermordete den König schließlich im Jahr 1900 bei einem Attentat.

Viktor Emanuel III.:Weitere Expansion, Reformen und Kriegseintritt

Viktor Emanuel übernahm also im Jahr 1900 den Thron. Unter seiner Regentschaft wurde die Expansionspolitik weitergeführt. 1911/12 wurden im Krieg gegen das Osmansiche Reich Libyen sowie die Dodekanes erobert, eine heute zu Griechenland gehörige Inselgruppe.

Die Innenpolitik in dieser Zeit prägte jedoch der Innenminister und (ab 1903) Ministerpräsident Giovanni Giolitti. Er sorgte für zahlreiche Reformen, z.B. im Wahlrecht, und führte eine Sozialversicherung nach deutschem Vorbild ein. Im Norden des Landes wurde die Industrialisierung gefördert.

Trotz des Dreibunds erklärte sich Italien bei Beginn des Ersten Weltkriegs für neutral. 1915 trat es dann gegen das Deutsche Reich an der Seite der Entente in den Krieg ein. Es hoffte dadurch auch, die in der "Irredenta" beanspruchten Gebiete mit mehrheitlich italienisch-sprachiger Bevölkerung (z.B. Trentino, Dalmatien und Istrien) zu erhalten. Das war bei Kriegsende dann auch tatsächlich der Fall.


Blick voraus

Nach dem Ersten Weltkrieg versuchten zunächst die Sozialisten an die Macht in Italien zu kommen, dann setzten sich die Nationalisten unter Mussolini durch. Er marschierte nach Rom und errichtete eine totalitäre Diktatur, an dessen Spitze er als der Duce (Führer) stand.

Mehr dazu unter Mussolini marschiert auf.