Die Reichspogromnacht im November 1938

Die Reichspogromnacht und die Novemberpogrome 1938

Am 7. November 1938 hatte ein junger polnischer Jude namens Herschel Grynszpan den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath in der deutschen Botschaft in Paris erschossen. Es handelte es sich wohl um eine Verwechslung, denn eigentlich galt das Attentat dem deutschen Botschafter.

Das Attentat führt zur Diskriminierung und systematischen Verfolgung von Juden

Dieses Attentat nahmen die Nationalsozialisten zum Anlass, gegen alle Juden und Jüdinnen  im Deutschen Reich vorzugehen und den Mord an von Rath grausam zu rächen. Wie so oft, benötigte man einen einfachen Vorwand, ähnlich wie beim Reichstagsbrand, um Mord und Totschlag zu rechtfertigen. Der Antisemitismus hatte sich schon Vorfeld weit verbreitet.

Das Pogrom: Zerstörung von jüdischen Geschäften und Synagogen

Der Propagandaminister Joseph Goebbels gab mit dem Einverständnis Hitlers das Zeichen zu einem landesweiten Pogrom gegen die Juden. Doch das, was passierte, war nicht spontan, sondern geschah mit Wissen der Polizei, die auf die antisemitischen Ausschreitungen vorbereitet war und die man zum Stillhalten verpflichtete. Die für die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 geplanten Aktionen gegen die jüdische Bevölkerung und gegen ihre Wohnungen, ihre Synagogen, ihre Geschäfte sollten nicht gestört werden.

Reichspogromnacht oder "Reichskristallnacht"?

Bekannt wurden diese Aktionen unter dem Begriff "Reichskristallnacht", weil in dieser Nacht viele Glasscheiben sowie allerlei Kristall zu Bruch gingen. Ob der Begriff durch die Nationalsozialisten selbst erfunden wurde oder im Volksmund entstand, ist nicht ganz geklärt. Jedenfalls ist er bis heute umstritten. Daneben existiert die Bezeichnung "Reichspogromnacht".  Dieser Begriff ist etwas neutraler. Doch nicht nur Scheiben gingen zu Bruch, sondern viele jüdische Einrichtungen wurden geplündert und zerstört wie Synagogen, Friedhöfe, Krankenhäuser, Schulen, Geschäfte und Wohnungen. Menschen wurden misshandelt. Die Feuerwehr durfte nicht eingreifen. So passierte es, dass die Geschäfte von Ariern geschützt wurden, die Synagogen wurden in der Nachbarschaft schutzlos dem Feuer ausgeliefert. Viele Juden wurden wärend der Reichspogromnacht verletzt und getötet oder wurden verhaftet und in die Konzentrationslager gesteckt.

Volkszorn der Deutschen?

Die Propaganda behauptete, diese schlimmen Ausschreitungen während der Reichspogromnacht wären aufgrund des Volkszorns der Deutschen auf die jüdische Bevölkerung entstanden. Doch in Wirklichkeit war alles von staatlicher Stelle gesteuert worden und die Täter entstammten der SA und SS. Die SA- und SS-Leute trugen allerdings Zivilkleidung, um den Anschein zu erwecken, die deutsche Bevölkerung hätte die Ausschreitungen selbst unternommen.

Keine Versicherung zahlte

Wer betroffen war, hatte für den entstandenen Schaden selbst aufzukommen. So wurden jüdische Geschäfte enteignet und an Arier übergeben. Die Reichspogromnacht war ein wichtiger Einschnitt. Menschen wurden schon zuvor diskrimiert. Hatte die jüdische Bevölkerung in Deutschland auch schon in den Jahren zuvor mit Einschränkungen, willkürlichen Übergriffen und Gewalt rechnen müssen, so bedeutete die Reichskristallnacht, dass nun die Juden völlig außerhalb des Rechtssystems standen, mit denen der Staat machte, was er wollte.

Wie sahen das die Deutschen? Von der Diskriminierung zur Vernichtung

Viele Menschen haben sich während der Reichspogromnacht bereichert und profitierten von den Enteignungen der Juden. Wenige halfen ihren Mitbürgern, doch das brutale Vorgehen gegen die Juden sowie die offensichtliche Gewalt  wurde von einem Teil der Bevölkerung nicht gut geheißen. Das ging vielen doch zu weit. Doch die meisten schauten weg, teils aus Angst, teils aus Habgier, und nutzten die Gelegenheit, ihren Vorteil daraus zu ziehen. Dennoch kamen in Folge auch viele Juden in die deutschen Konzentrationslager wie Buchenwald oder Dachau.

Weitere Informationen über die Reichsprogromnacht erhältst du auch auf der Website www.helles-koepfchen.de.

In folgendem Video der Deutschen Welle siehst du den Zeitzeugenbericht eines Mannes, der seine ganze Familie verloren hat und über diese Nacht berichtet.

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