Neuordnung auf dem Balkan

Vom SHS-Staat zu Jugoslawien

Auf dem Balkan kam es nach dem Ersten Weltkrieg zu einer Neuordnung. Neue Länder entstanden hier 1918. Aber wo liegt der Balkan?

Der Balkan ist eine Region im Südosten Europas. Er ist benannt nach einem Gebirge, das ebenfalls Balkan heißt. Auf der Karte ist gut zu erkennen, welche Staaten heute zum Balkan gezählt werden. Jahrhundertelang war dieses Gebiet geprägt von Grenzveränderungen, Umsiedlungen und Vertreibungen.
 

Gründung vom SHS-Staat: das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen

Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs war auch das Ende von Österreich-Ungarn gekommen. Zunächst gab es für wenige Wochen den Staat der Slowenen, Kroaten und Serben.

Dieser SHS-Staat (auf Kroatisch heißen die Kroaten Hrvata, daher das "H" im Namen) schloss sich mit den Königreichen Serbien und Montenegro sowie den südöstlichen Gebieten der ehemaligen Doppelmonarchie, darunter auch Bosnien und die Herzegowina, zusammen zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Dieser Staat wird ebenfalls manchmal SHS-Staat oder auch SHS-Königreich genannt.

Istrien und einige Küstenabschnitte kamen jedoch zu Italien. Der serbische König Peter I. wurde König, bis ihn sein Sohn Alexander 1921 ablöste.
 

Konflikte zwischen Serben und Kroaten

Vor allem zwischen Serben und Kroaten kam es in der Regierung zu Streitigkeiten. Die Serben machten etwa 40 Prozent der gesamten Bevölkerung aus. Sie waren auch in den Regierungen besonders stark vertreten.

Die Serben waren für einen zentralistisch geführten Staat und die Monarchie, die Kroaten waren für einen föderalistischen Staat. In einem solchen wäre Kroatien ein eigenständiger Gliedstaat gewesen. So kam es immer wieder zu Konflikten.

Es konnte keine stabile Regierung gebildet werden. 1927/28 gab es 40 Minderheitsregierungen in nur elf Monaten. König Alexander I. löste im Januar 1929 das Parlament auf und setzte die Verfassung außer Kraft. Er ergriff selber die Macht. Dies nennt man auch eine Königsdiktatur. Die Parteien wurden verboten.
 

Königreich Jugoslawien

Im Oktober 1929 wurde der Staat von Alexander I. umbenannt in Königreich Jugoslawien. Das bedeutet übersetzt Südslawien. Eine neue Gliederung und Verwaltung wurde eingeführt: das Land wurde in neun Banschaften eingeteilt. Auf die alte Gliederung wurde dabei wenig Rücksicht genommen.

1931 wurden wieder Wahlen eingeführt, eine neue Verfassung wurde vom König erlassen. Der Aufbau des Staates blieb zentralistisch und unter serbischer Vorherrschaft.

Heute sind auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien die Länder Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Montenegro, Kosovo und Nordmazedonien.
 


Blick zurück

Österreich-Ungarn, das Osmanische Reich und Russland führten ein Tauziehen um die Balkanstaaten. 1912 und 1913 hatte es zwei Balkankriege gegeben. Im Ersten Balkankrieg kämpften Montenegro, Bulgarien, Serbien und Griechenland gegen das Osmanische Reich. Dieses unterlag. Die Herrschaft der Osmanen auf der Balkanhalbinsel endete.

Nun kam es aber zum Streit über die Aufteilung der eroberten Gebiete. Bulgarien führte Krieg gegen mehrere Länder, zunächst gegen Serbien und Griechenland, dann auch gegen Rumänien und das Osmanische Reich. Bulgarien unterlag, wieder wurden Gebiete neu verteilt. Ein weiteres Ergebnis war die Unabhängigkeit von Albanien.

Nachdem bosnische Serben den Thronfolger von Österreich-Ungarn ermordet hatten, kam es zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges.


Blick voraus

1934 wurde König Alexander I. ermordet.

1941 marschierten deutsche Truppen in Jugoslawien ein. Das Königreich wurde aufgelöst. König Paul und die Regierung gingen ins Exil.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Jugoslawien im Dezember 1945 zu einer kommunistischen Volksrepublik unter der Führung von Tito.