Klaus

Armut und Beginn des Nationalsozialismus

Ich heiße Klaus und bin 13 Jahre alt. Mein Vater ist seit drei Jahren arbeitslos. Wie so viele muss er stempeln gehen. Aber das Stempelgeld reicht gerade mal zum Essen. Um die Miete für unsere Wohnung zahlen zu können, reicht es nicht. Zum Glück hat Mutter noch Arbeit in der Fabrik. Wenn sie die auch verliert, werden wir vielleicht aus der Wohnung geworfen, so wie die Müllers, die unter uns gewohnt haben. Dann kann man höchstens noch im Obdachlosenasyl unterkommen. Obdachlose gibt es viele in dieser Zeit. Und Bettler. Wer sich noch ein wenig Würde bewahren will, verkauft Streichhölzer für ein paar Pfennige.

Letzte Woche war mal wieder Wahl. 14 Millionen haben die Nazis gewählt! Die glauben alle den Versprechungen von diesem Hitler, dass er die Arbeitslosigkeit beseitigen wird. Den Versailler Vertrag will er auch abschaffen, notfalls durch Krieg. Krieg auf der Straße führen die Nazis ja schon jetzt. Die SA marschiert durch die Straßen und verprügelt die Anhänger der Kommunisten oder Sozialdemokraten. Wenn sie Wind bekommen von deren Versammlungen, passen sie sie ab oder stürmen den Saal. Sogar Tote hat es schon gegeben.

Ich interessiere mich ja eigentlich nicht so für Politik. Aber raushalten, das kann man sich heutzutage gar nicht. Entweder man ist für die Nazis oder man ist gegen sie. Ich bin gegen sie. Aber ich schwimme ständig gegen den Strom, das ist nicht einfach. In meiner Klasse zum Beispiel sind ganz viele Jungen in der Hitlerjugend. Sie ärgern mich, weil ich da nicht eintreten will. Mit Günter hab ich mich sogar schon geprügelt. Wenigstens Ludwig hält zu mir. Aber einfach ist das alles nicht. Und wie mag das wohl noch enden, wenn der Hitler wirklich an die Macht kommt?