Osteuropa: Der Zerfall des Ostblocks

Ende und Zerfall des Ostblocks

Nachdem der sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow eine neue Politik verfolgte und Abstand von der Breschnew-Doktrin nahm, hatte das auch Folgen für die anderen Staaten des Ostblocks.

Denn nun hatten sie kein Einschreiten des "großen Bruders" mehr zu befürchten, wie etwa 1968 in der Tschechoslowakei (Prager Frühling). Zudem war der Wille nach Freiheit immer größer geworden. Und auch wirtschaftlich musste es Änderungen geben, denn es ging den Ländern wirtschaftlich schlecht. Es kam zum Zerfall des Ostblocks. Was geschah wo?
 

Polen und der Runde Tisch

Polen war seit dem Zweiten Weltkrieg eine kommunistisch regierte Volksrepublik. Schon 1980 hatte es Widerstand gegen das herrschende Regime gegeben, der aber hart unterdrückt wurde.

1988 kam es zu erneuten Streiks. 1989 gab die führende (kommunistische) Polnische Vereinigte Arbeiterpartei schließlich nach. Führer der Partei setzten sich vom 6.  Februar bis 5. April 1989 mit den Oppositionellen an einen "Runden Tisch".

Die Solidarność, die 1980 gegründete und dann verbotene unabhängige Gewerkschaft, wurde wieder zugelassen. Freie Wahlen mit der Zulassung anderer Parteien folgten im Juni 1989. Im August wurde eine neue Regierung gebildet, erstmals wieder unter einem nicht-kommunistischen Ministerpräsidenten.

Zum 1. Januar 1990 erfolgte die Umbenennung in Republik Polen. Der Übergang von einem kommunistischem Regime zu einer demokratischen Republik hatte sich vollzogen. 1999 trat Polen der NATO bei, 2004 der EU.

Ungarn und die Öffnung des Eisernen Vorhangs

Auch Ungarn war nach dem Zweiten Weltkrieg unter sowjetischen Einfluss geraten und zu einer kommunistischen Volksrepublik geworden. Seit 1956 regierte János Kádár das Land. Da der Sozialismus aber unter ihm milder ausfiel, sprach man vom Gulaschkommunismus. Die wirtschaftlichen Probleme wurden in den 1980er Jahren immer größer.

Erste Oppositionsgruppen bildeten sich. Im Mai 1988 gab Kádár sein Amt auf. Schon am 2. Mai begann Ungarn mit dem Abbau der Grenzanlagen zu Österreich. Grund dafür waren wohl auch die enormen Kosten, die dessen Instandhaltung forderte.

Am 12. Juni 1989 trat Ungarn der Genfer Flüchtlingskonvention bei, wodurch Flüchtlinge nicht mehr in ihre Heimatländer abgeschoben werden konnten. Zehntausende DDR-Bürger machten sich darum auf nach Ungarn.

Am 27. Juni durchtrennten die Außenminister von Österreich und Ungarn symbolisch den der Grenze vorgelagerten Signalzaun. Beim Paneuropäischen Picknick am 19. August 1989 wurde ein Grenztor geöffnet, was mehrere hundert Menschen aus der DDR zur Flucht in den Westen nutzten. Es war die erste Öffnung des Eisernen Vorhangs.

Am 23. Oktober 1989 wurde dann die Ungarische Republik ausgerufen. Im März 1990 fanden die ersten freien Parlamentswahlen statt. 1999 wurde Ungarn Mitglied der NATO, 2004 der EU.
 

Die DDR

Set dem 4. September 1989 fanden in der DDR Montagsdemonstrationen statt. Die Wende beendete die Herrschaft der SED. Am 10. November 1989 wurde die Grenze geöffnet. Am 3. Oktober 1990 erfolgte die deutsche Wiedervereinigung.
 

Bulgarien und der politische Umbruch

Auch Bulgarien war nach dem Zweiten Weltkrieg eine kommunistisch regierte Volksrepublik geworden. 1954 wurde Todor Schiwkow Staatschef. Am 10. November 1989 trat er auf Druck innerhalb der Partei von seinem Amt zurück.

Das System wollte man aber grundsätzlich beibehalten, was nun auch zu Demonstrationen im Volk führte. Im Juni 1990 wurden dann erstmals freie Wahlen abgehalten. Bulgarien erhielt eine demokratische Verfassung. 2004 erfolgte der Beitritt zur NATO, 2007 der zur EU.
 

Die Tschechoslowakei und die Samtene Revolution mit dem Schlüsselbund

1918 war die Tschechoslowakei gegründet worden, 1945 wurde sie nach der Abtrennung des Sudentenlandes und dem Einmarsch des Deutschen Reiches im Zweiten Weltkrieg wiederhergestellt. Die Kommunisten kamen an die Macht, das Land wurde zur Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik (ČSSR). Seit 1969 bestimmte der Kommunist Gustáv Husák die Politik des Landes.

Seit 1988 gab es immer mehr Demonstrationen gegen das Regime. Bekannt wurde die Kerzendemonstration am 25. März 1988 in Bratislava. Sie und weitere Demos im Januar 1989 wurden von der Polizei gewaltsam beendet.

Verstärkt kam es ab November 1989 wieder zu Demonstrationen, die zunächst ebenfalls mit Gewalt niedergeschlagen wurden. Doch immer mehr Menschen gingen auf die Straße. Sie demonstrierten friedlich, darum spricht man auch von der Samtenen Revolution. Zum Zeichen ihres gewaltlosen Widerstandes wurde der Schlüsselbund. Die Menschen hielten ihren Schlüsselbund hoch und rasselten damit.

Politische Gruppen bildeten sich und verhandelten mit der Regierung. Es kam zu Streiks. Staatspräsident Husák geriet unter Druck und ernannte schließlich am 10. Dezember 1989 eine Regierung, in der erstmals Nicht-Kommunisten die Mehrheit hatten. Er selbst trat dann zurück. Václav Havel wurde am 29. Dezember 1989 sein Nachfolger. Er war einer der bedeutendsten Regimekritiker der Tschechoslowakei gewesen.

1992 wurde die Teilung der Tschechoslowakei in die zwei Staaten Tschechien und Slowakei beschlossen und umgesetzt. 1999 trat Tschechien der NATO bei, 2004 folgte die Slowakei. 2004 wurden beide Länder Mitglieder der EU.
 

Rumänien und die Revolution von 1989

Anders als in den anderen Ländern kam es in Rumänien zu einem gewaltsamen Umsturz. Das Land war ebenfalls eine kommunistische Republik. Nicolae Ceaușescu regierte seit 1965 diktatorisch. 1989 stand die Wirtschaft vor dem Zusammenbruch, die Bevölkerung war verarmt.

Am 16. Dezember 1989 begann die Rumänische Revolution. Demonstranten forderten vor allem in den Städten Timișoara und Bukarest das Ende des Ceaușescu-Regimes. Es kam zu Straßenkämpfen, als Teile des Militärs sich den Demonstranten anschlossen. Mehr als 1100 Menschen starben in den Kämpfen. Ceaușescu floh am 22. Dezember, wurde aber gefasst und am 25. Dezember 1989 vor ein Militärgericht gestellt und erschossen. Auch nach der Entmachtung des Diktators kam es noch zu Schießereien. Einige Fragen zu den Ereignissen blieben bis heute offen.

Ion Iliescu wurde neuer Präsident. Er hatte hohe Ämter in der Kommunistischen Partei Rumäniens innegehabt. Bei der Wahl am 20. Mai 1990 wurde er in seinem Amt als Präsident bestätigt. 1996 verlor er die Wahl, 2000 aber gewann er sie noch einmal. 2004 wurde Rumänien Mitglied der NATO, 2007 trat das Land der EU bei.