Deutscher Herbst

Die neue Generation

Seit Juni 1972 saß der Kern der "ersten Generation" der Roten Armee Fraktion in Haft. In den Gefängnissen kämpften die Häftlinge gegen erschwerte Haftbedingungen und Isolationshaft: Sie traten in Hungerstreik. Im November 1974 starb Holger Meins an den Folgen des Hungerstreiks.
 

Draußen formierte sich seit der Verhaftung von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Co eine neue Generation. Siegfried Haag, der ehemalige Anwalt von Holger Meins, übernahm zunächst die Führung.

Auch Roland Mayer, Klaus Croissant, Karl-Heinz Dellwo, Lutz Taufer, Peter-Jürgen Boock, Susanne Albrecht, Silke Maier-Witt, Adelheid Schulz und Christian Klar gehörten dazu.

Nach der Verhaftung Haags übernahm die aus der Haft entlassene Brigitte Mohnhaupt die Führung.

 

Geplant: die Freipressung von Gefangenen

Nach dem Vorbild der Entführung von Peter Lorenz durch die "Bewegung 2. Juni" im Februar 1975, bei der erfolgreich Geiseln freigepresst worden waren, wollte man nun vorgehen. Die Geiselnahme von Stockholm im April desselben Jahres ging jedoch schief. Zwei Geiseln starben, die Terroristen wurden festgenommen.
 

1977: das Terrorjahr

Die Strategie wurde geändert. Im Terrorjahr 1977 wurde Siegfried Buback, der Generalbundesanwalt, ermordet. Die geplante Entführung von Jürgen Ponto, Vorstandssprecher der Dresdner Bank, ging schief. Ponto wurde in seinem Haus erschossen.
 

Der Deutsche Herbst

Schließlich wurde im September der Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer entführt. Die Täter erschossen seine vier Begleiter.

Mehrere Wochen blieb Schleyer in der Gewalt seiner Entführer. Diese forderten die Freilassung von elf Gefangenen der RAF aus dem Gefängnis. Der Staat blieb hart und erfüllte diese Forderung nicht. Er wollte nicht erpressbar sein.

An der Schleyer-Entführung beteiligt waren Peter-Jürgen Boock, Willi-Peter Stoll, Sieglinde Hofmann, Stefan Wisniewski, Brigitte Mohnhaupt, Christian Klar, Rolf Clemens Wagner, Adelheid Schulz, Rolf Heißler, Angelika Speitel und Knut Folkerts.
 

Entführung der "Landshut"

Um die Forderung zu unterstützen, entführten palästinensische Terroristen die Lufthansa-Maschine "Landshut". Sie erschossen den Piloten. Nach einer mehrtägigen Irrfahrt landete die Landshut in Mogadischu (Somalia). Dort konnte das deutsche Sondereinsatzkommando GSG 9 die Maschine stürmen und die Geiseln befreien.
 

Selbstmord in Stammheim

Die Information über die gescheiterte Erpressung gelangte zu den Gefangenen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe. Sie begingen jeder in seiner Zelle Selbstmord. Ulrike Meinhof hatte sich schon im Mai 1976 erhängt.