Elsa in den Trümmern

Elsa erzählt: Nach den Schüssen

Seit Tagen war ich nicht mehr auf der Straße. Wir saßen entweder in der verdunkelten Wohnung oder im Luftschutzkeller. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde, aber das war schlimmer, als ich es mir in meinen Träumen ausgemalt hatte.

Die Haustür, durch die ich trete, ist kaputt geschossen. Die ganze Straße wurde mit Glassplittern übersät und überall liegen Ziegel herum und der Hausputz ist abgerissen und liegt ebenfalls auf der Straße. Fenster gibt es fast gar keine mehr, nur riesengroße Löcher, die in der Hauswand klaffen. Alle Häuserwände haben Einschusslöcher unterschiedlicher Größe.

Manche Leute haben weiße Betttücher aus den Fenstern oder eben dem, was von den Fenstern übrig geblieben ist, heraus gehängt. Damit wollen sie wohl zeigen, dass sie aufgegeben haben. Komisch, die Hakenkreuzflaggen, die noch vor kurzem hier flatterten, sind plötzlich alle verschwunden.

Ich sehe Leute, die verwirrt durch die Straße laufen, viele sind auf der Suche nach ihren Verwandten, ihren Freunden, die sie nicht mehr finden. Dort, wo früher Häuser standen, liegt jetzt nur noch Schutt und Asche. Es riecht nach Mörtel und es riecht verbrannt, an vielen Ecken sind noch Glutreste zu entdecken. Der Regen hat die schlimmsten Feuer gelöscht, aber an manchen Ecken glimmt es immer noch.

Ich habe ganz schreckliche Angst und weiß nicht, wo meine Mutter und meine Geschwister sind. Konnten sie sich noch rechtzeitig retten?