Antijüdische Propaganda in "Jud Süß"

Joseph Goebbels, der Propagandaminister persönlich, hatte diesen Film in Auftrag gegeben. In seinem Sinn sollte der Film, der zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in die Kinos kam, den Hass auf die Juden verstärken und den Zuschauern die Schlechtigkeiten der Juden vorführen. Als Drehbuch diente ein Roman des bekannten Schriftstellers Lion Feuchtwanger, den man komplett veränderte.

Die Filmhandlung wurde in ein historisches Thema eingebettet

Als Handlungsgrundlage  musste  eine historische Gestalt herhalten, der Jude Joseph Süß Oppenheimer, der finanzieller Berater des Herzogs Karl Alexander von Württemberg gewesen war. Dieser Herrscher lebte in Saus und Praus, gab mehr Geld aus, als er hatte, und ließ sein Volk für seinen verschwenderischen Lebenswandel zahlen. Der Einfluss dieses jüdischen Finanzbeamten führte dazu, dass der Herzog sein Volk immer mehr ausbeutete. Dies rief schließlich den Widerstand der Massen hervor, die sich gegen die schlechte Behandlung zur Wehr setzten.

Als Drahtzieher im Hintergrund wurde der Jude Oppenheimer geschildert, er verkörperte das antisemitische Bild der Juden, die gemein, hinterlistig und geldgierig dargestellt wurden. Am Ende wurde Jud Süß verurteilt und hingerichtet.

Der Film versteckte den Antisemitismus

Der Film "Jud Süß" war nicht offen antisemitisch. Die Geschichte wurde in die Vergangenheit verlegt, doch diente dazu, Feindbilder zu bestätigen, aber nicht offen gegen die Juden zu hetzen. Die Wirkung war umso schlimmer.

Parallel zur Erstaufführung begannen schlimme Judenverfolgungen

Parallel zur Erstaufführung des Films setzten schlimme Verfolgungen gegenüber den Juden ein. Eigentlich war "Jud Süß" ein Unterhaltungsfilm, doch er wollte die Leute dahingehend beeinflussen, die Juden zu verachteten. Regie führte ein bekannter Regisseur der Zeit mit dem Namen Veit Harlan. Er hatte schon vorher Propagandafilme für die Nationalsozialisten gedreht, sodass er Joseph Goebbels für ein solches Vorhaben bestens geeignet schien.

20 Millionen Menschen sahen diesen Film

Die Uraufführung, also die erste Aufführung des Films, fand bei den Festspielen in Venedig Anfang September 1940 statt. Der Film wurde auch in viele weitere Sprachen übersetzt und  in den von den Deutschen besetzten Ländern gezeigt. Die SS musste sich den Film ansehen und in Regionen, in denen die Juden deportiert werden sollten, wurde auch die nichtjüdische Bevölkerung gezwungen, sich den Film anzusehen. "Jud Süß" war sehr erfolgreich, insgesamt sahen wohl 20 Millionen Menschen diesen Film, der heute nur noch unter besonderen Bedingungen gezeigt werden darf.

In folgendem Video der Deutschen Welle siehst du einen Bericht über den Regisseur des Films Veit Harlan, der 1945 frei gesprochen wurde. Seine Familie und vor allem sein Sohn hatte Probleme mit der Schuld des Vaters, der sich mit der Vergangenheit nie wirklich auseinandergesetzt und darüber gesprochen hat. Dies blieb so bis zu seinem Tod. Die Familie Veit Harlans steht damit stellvertretend für viele deutsche Familien, die der Nationalsozialismus auch nach seinem Ende entzweit hat.

[ © Deutsche Welle ]

Mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Welle. Vielen Dank!


Blick voraus:

Der Regisseur des Films Veit Harlan musste sich nach dem Krieg vor Gericht für diesen Film verantworten. Angeklagt wurde er wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Hatte der Film Jud Süß, bei dem er Regie geführt hatte, doch die Deportation von Juden in die Konzentrationslager unterstützen sollen. Er wurde allerdings frei gesprochen, nicht verurteilt und arbeitete als Filmregisseur weiter. Veit Harlan starb 1964.


 

2010 gab es einen Film, der sich mit der Entstehungsgeschichte dieses Films befasste und den Titel "Jud Süß - Film ohne Gewissen" trägt. Der Regisseur dieses Films war Oskar Roehler. Hier spielten bekannte Schauspieler von heute wie Moritz Bleibtreu, der Goebbels darstellte oder Tobias Moretti, der den Schauspieler Ferdinand Marian verkörperte. Thema des Films ist die Frage des Gewissens und des Mitläufertums während der Zeit des Nationalsozialismus.