Sind Stummfilme langweilig?
Stummfilme
Da man ja zunächst nur Stummfilme kannte, vermissten die Zuschauer den Ton nicht. Um zu verstehen, was die Schauspieler "sagten", gab es andere Mittel.
Zum einen wurden Gestik und Mimik besonders übertrieben. So sollte deutlicher gemacht werden, was gedacht oder gefühlt wurde. Die Kunst der Pantomime, also der Darstellung ohne Worte, befand sich auf einem hohen künstlerischen Niveau.
Außerdem gab es Zwischentitel, die eingeblendet wurden und so den Inhalt verdeutlichen konnten. Auch um Gesagtes sichtbar zu machen, wurden solche Tafeln eingesetzt.
Mit Klavierbegleitung oder Kino-Orgel
In völliger Stille wurden die Stummfilme aber keineswegs geschaut! Begleitet wurden sie meist von einem Klavierspieler, der besonders dramatische Szenen genauso musikalisch hervorhob wie romantische Szenen.
Ab etwa 1914 kamen auch in Deutschland die Kino-Orgeln auf. Aug ihnen konnte man nicht nur Musik erzeugen, die wie ein ganzes Orchester klang, sondern auch Schüsse, Pferdegetrappel, Türklingeln oder Vogelgezwitscher nachahmen!
Stummfilme waren international
Ein Vorteil des Stummfilms war auch, dass es keine Sprachbarrieren gab. Die Stummfilme wurden in England, Frankreich oder Deutschland gleichermaßen verstanden. Synchronisation war nicht nötig.
Regisseure und Schauspieler aus Deutschland und überhaupt Europa konnten dadurch leicht Fuß fassen in Hollywood, zum Beispiel die Schwedin Greta Garbo.
Der Übergang zum Tonfilm
Der Übergang zum Tonfilm dauerte mehrere Jahre. Er wurde übrigens auch "Talkie" oder "Sprechfilm" genannt. Die künstlerische Qualität des deutschen Stummfilms wurde erst nach mehreren Jahren erreicht.
Auch für manche europäische Schauspieler bedeutete der Tonfilm das Ende ihrer Hollywood-Karriere, weil sie gar kein Englisch sprachen oder nur mit einem starken Akzent. Auch der deutsche Star Emil Jannings kehrte in seine Heimat zurück.
Tipp: Spielbereite Kino-Orgeln gibt es noch im Technoseum in Mannheim, in den Filmmuseen Düsseldorf und Potsdam, im Museum für Musikinstrumente der Uni Leipzig und im Museum mechanischer Musikinstrumente Königslutter.