Das Epische Theater – Brecht und Piscator

Episches Theater und seine Elemente

Das Epische Theater wurde in den 1920er Jahren von Bertolt Brecht und Erwin Piscator entwickelt. Episch bedeutend "erzählend". Die auf der Bühne dargestellte Realität sollte durch epische, also erzählende Elemente gebrochen werden, bisweilen tritt sogar direkt ein Erzähler auf.

Der Zuschauer soll sich nicht in die dargestellten Personen hineinfühlen, sondern soll sie kritisch und distanziert betrachten: Abstand statt Mitgefühl. Damit brach man vollkommen mit der Tradition des Theaters.
 

Verfremdung im epischen Theater - die Merkmale

Das Geschehen auf der Bühne wurde mit erzählenden Formen verbunden, die die Vortäuschung einer Realität brechen sollten. Man nennt diese darum auch Verfremdungseffekte oder kurz V-Effekte. Das waren zum Beispiel:

  • Ansprache des Publikums durch die Schauspieler
  • Musikeinlagen durch Chöre oder Lieder
  • die Einblendung von Texten, Filmen oder Bildern (z. B. Plakate oder Spruchbänder)
  • eine karge Bühne, keine Requisiten, keine aufwendigen Kostüme
  • das Sprechen in Versen
  • Schauspieler, die nicht zur Rolle passen, z. B. wenn ein junger Schauspieler eine alte Figur darstellt
  • sehr helle Beleuchtung mit sichtbaren Scheinwerfern
  • Umbau der Bühne bei offenem Vorhang
  • das Vorhandensein von mehreren Bühnen nebeneinander (Simultanbühnen)
  • Drehscheiben, bewegliche Brücken und Laufbänder.
     

Der Aufbau der Stücke

Auch der traditionelle und strenge Aufbau in fünf Akte mit einem Höhepunkt im dritten Akt wurde abgeschafft. Stattdessen stehen die einzelnen Szenen im Epischen Theater für sich. Einzelne Episoden reihen sich aneinander. Oft ist auch der Schluss offen gehalten.
 

Das Ziel des Epischen Theaters

Statt einzelner Schicksale sollten im Epischen Theater große gesellschaftliche Konflikte dargestellt werden. Der Zuschauer sollte dazu bewegt werden, etwas auch in der Wirklichkeit zu verändern. Aus der kritischen Betrachtung heraus soll er Erkenntnisse ziehen und umsetzen. Das Theater wird so zu einem politischen Theater. Das Epische Theater will insbesondere gegen Ausbeutung und Krieg wirken, es ist marxistisch und sozialistisch orientiert.
 

Stücke von Bertolt Brecht

Die Stücke von Bert Brecht gelten als typischste Vertreter des Epischen Theaters. Die Theorie zum Epischen Theater entstand erst 1930, doch auch das frühe Stück "Baal" von 1918 trägt schon einige seiner Merkmale. Dazu gehören die ins Stück eingestreuten Songs und Gedichte oder das offene Ende.

Einer der größten Theatererfolge der Weimarer Republik wurde Brechts "Dreigroschenoper", die 1928 in Berlin uraufgeführt wurde. Als typischstes Beispiel des Epischen Theaters gilt "Mutter Courage", das jedoch erst 1941 in Zürich zum ersten Mal auf die Bühne kam.