Alles kommt durch die Luft

Segelflug, Kunstflug, Luftpost und Himmelsschreiber

Stark im Kommen war der Segelflug. In Deutschland gab es durch den Versailler Vertrag starke Beschränkungen für den Motorflug. So entwickelte sich der Segelflug hierzulande besonders stark.

In der Rhön fanden seit 1920 jährlich Segelflugwettbewerbe an der Wasserkuppe statt, dem höchsten Berg in Hessen. Auch die erste Segelflugschule der Welt wurde dort 1924 gegründet. Viele Fluginteressierte versammelten sich hier und experimentierten mit Flugapparaten und Starttechniken.

Ein weiteres Zentrum des Segelflugsports entstand an der Kurischen Nehrung in Ostpreußen. Der Segelflugpionier Ferdinand Schulz stellte hier mehrere Weltrekorde im Segelflug auf. Zum Beispiel flog er 1928 acht Stunden und 42 Minuten lang.
 

Luftpost

Post wurde bisher über Land befördert, vor allem mit der Eisenbahn, nach Übersee per Schiff oder mit dem Zeppelin. Vor und im Ersten Weltkrieg hatte man Post auch schon teilweise mit dem Flugzeug befördert – die erste Luftpost.

Regelmäßige Luftpost gab es erstmals 1919: Täglich zweimal wurde Post zwischen Berlin und Weimar, wo die Nationalversammlung tagte, befördert. In den folgenden Jahren gab es immer mehr Flugpostlinien auch in europäische Städte. Ab 1923 gab es sogar spezielle Briefkästen für Luftpost. Diese waren blau lackiert.
 

Luftwerbung mit Himmelsschreibern

Nachdem das Flugzeug immer mehr die Luft eroberte, kam man auf die Idee, es auch zu Werbezwecken einzusetzen. Ein Flugzeug konnte ein Banner hinter sich herziehen und es konnte sogar in den Himmel schreiben.

1922 rüstete ein englischer Pilot ein Flugzeug mit zwei langen Auspuffrohren aus und spritze Öl hinein. Damit wurde er dann zum ersten "Himmelsschreiber". Das Öl verdampft dann zu Rauch, der längere Zeit am Himmel zu sehen bleibt.

Im gleichen Jahr nutzte die französische Autofirma Citroën das Verfahren zu Werbezwecken: Über Paris erschien das Wort "Citroen".

In Deutschland beauftragte die Waschmittelfirma Henkel 1927 zwei Piloten damit, zuerst "Hallo Berlin" in den wolkenlosen Himmel zu schreiben und anschließend "Persil". Der Verkehr in der Hauptstadt brach dadurch zusammen: Alle wollten schauen, was da im Himmel stand. Wie die Schrift spiegelverkehrt in den Himmel geschrieben werden müsste, wurde übrigens am Boden mit Fahrrädern trainiert.
 

Lautsprecherflugzeuge und Wahlkampfreisen per Flugzeug

Bei der Reichspräsidentenwahl 1932 wurden ganz neuartige Lautsprecherflugzeuge eingesetzt. Der Flugzeugbauer Joseph Sablatnig hatte sie extra für diesen Zweck entwickelt.

Dass man Flugzeuge auch zur Wahlwerbung einsetzen konnte, zeigte auch Hitler, als er bei der Reichstagswahl im Juli 1932 von Stadt zu Stadt flog. Die NS-Propaganda verbreitete unter dem Titel "Hitler über Deutschland" das Bild eines überall anwesenden, modernen "Führers". Bis zu drei Städte flog Hitler pro Tag an.
 

Kunstflug und Luftakrobatik

Populär wurden in den 1920er Jahren auch der Kunstflug und die Luftakrobatik. Der Kunstflug hatte sich aus den Flugmanövern entwickelt, die Piloten im Ersten Weltkrieg ausgeübt hatten, um feindlichen Angriffen zu entkommen. Daraus entstand der Kunstflug, bei dem Loopings geflogen wurden oder das Flugzeug zum Trudeln gebracht wurde, um es dann wieder aufzufangen.

Ein bekannter Kunstflieger war Ernst Udet, der oftmals spektakuläre Manöver vollbrachte. Berühmte Kunstfliegerinnen waren Liesel Bach und Vera von Bissing. Die Kunstflieger zeigten an zahlreichen und gut besuchten Flugtagen ihr Können - genauso wie die Luftakrobaten.

Die Luftakrobaten kletterten auf Flugzeuge, hängten sich daran oder liefen über die Flügel. Es kam jedoch immer wieder zu tödlichen Unfällen. Auch der bekannte deutsche Luftkünstler Fritz Schindler stürzte im September 1930 bei der Probe zu einer neuen Nummer ab. Danach wurde die Luftakrobatik im Deutschen Reich verboten, in den USA erfolgte das Verbot 1936.