Architektur zur Zeit der Weimarer Republik – ein Überblick

Baustile der Weimarer Republik

Expressionistisch bauen

Die Zeit der Weimarer Republik ist geprägt von einem neuen Aufbruch in der Architektur. Nach dem Ersten Weltkrieg setzte sich zunächst der Expressionismus durch, der in Kunst und Literatur schon wieder im Abschwung war, in Architektur und im Film aber erst zur vollen Blüte kam. Er zeichnet sich bei Bauten durch runde und gezackte Formen aus, gehört aber ebenfalls zur modernen Architektur.

Neu-sachlich bauen

Gleichzeitig und verstärkt ab 1920 setzt ein Baustil ein, der klar und nüchtern war und auf rechtwinklige Formen setzte. Die Funktion wurde wichtiger als der Schmuck oder schöne Elemente nur um der Schönheit willen. Man spricht darum auch von Funktionalismus.

Der amerikanische Hochhaus-Architekt Louis Sullivan hatte schon Ende des 19. Jahrhunderts den Spruch geprägt: Form follows function (FFF). Das heißt: Die Form folgt der Funktion, die Funktion sollte also die Form bestimmen. Typisch für diese Architektur sind darum auch schlichte, geometrische Formen. Man spricht auch von der Neuen Sachlichkeit in der Architektur.

Funktional bauen

Der Funktionalismus wurde zum gestalterischen Prinzip der verschiedenen Stile und Strömungen. Diese hatten verschiedene Namen: Neues Bauen, Neue Sachlichkeit, Internationaler Stil, Bauhaus – meinen aber eigentlich das Gleiche. Sie alle kann man auch als moderne Architektur bezeichnen, heute sagen wir "Klassische moderne Architektur".
 

Stahlbeton

Noch neu als Material war der Stahlbeton. Stahlbeton war erst 1867 in Frankreich erfunden worden und wurde nun immer bekannter. Man unternahm Versuchsreihen und konnte ihn immer vielfältiger einsetzen.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden erstmals in Deutschland höhere Häuser aus Stahlbeton gefertigt. Alle Stilrichtungen experimentierten mit dem neuen Stoff, der durch die Verbindung von Beton und Stahl eine hohe Zugkraft erhielt.
 

Das Neue Bauen

Gibt es Gründe für das Neue Bauen? Vielleicht hängt der neue Stil damit zusammen, dass Adel und Großbürgertum ihre alten Rollen verloren hatten. Diese hatten sich gerne auf die Vergangenheit bezogen. Nun aber zog überall die Moderne ein, die Technik hatte ungeheure Fortschritte gemacht.

Die neue Art, klar und sachlich zu bauen, hatte auch soziale Gründe. Anders als in den großen Mietskasernen der großen Städte, sollte in den neuen Häusern die Sonne hereinkommen. Licht und Luft sollten die Bewohner haben! Praktisch und schnörkellos sollte alles sein. Geradlinige Schnitte und klare Formen wurden zu Merkmalen der neuen Architektur.


Blick zurück

Vor dem Ersten Weltkrieg gab es in der Architektur zum einen noch den Stil aus der Gründerzeit des 19. Jahrhunderts. Es herrschte der Historismus, d. h. man ahmte ältere Stile nach. Nicht nur Bauten der Antike wurden nachempfunden (wie noch im Klassizismus), sondern auch solche aus anderen Epochen, zum Beispiel aus der Romantik. Beliebt war auch die Neugotik, die also auf gotische Formen zurückgriff.


 

Oft vermischte man auch Stilelemente (das nennt man dann Eklektizismus). Sehr gern wurden Ornamente verwendet. Der Historismus wurde zunächst vom Jugendstil abgelöst, etwa 1895. Dieser liebte zwar auch die Ornamentik, bezog sich aber damit nicht auf vergangene Epochen.